Julius Bergmann (1880-1965)

Julius Bergmann

Julius Bergmann (24.03.1880-22.12.1965), #1157806 hatte in seinen jungen Jahren musikunterricht bein Lehrer Franz Bartsch genommen. Nach zwei Jahren konnte er in der orloffer Kirche Harmonium spielen.

Julius war drei mal verheiratet. Über seine erste Frau ist mir nur bekannt, dass sie am 06.10.1906 bei einer Geburt gestorben war.  So steht es im Brief 152, den Lehrer Franz Bartsch (1847-1931) am 24.11.1906 an seinen Bruder Johannes Bartsch in den USA schreibt:  …Freitag 6 Oktober … Zu Hause war großes Verlangen nach mir. Da die junge Frau Jul. Bergmann (Mann auch Frau meine ehemaligen Schüler, sie geb. H. Neufeld) war als Wöchnerin [nach der Entbindung] gestorben. Die Jugend wartete aufs Einüben von Grabgesängen. Sonnabend 7. und Sonntag, 8. Oktober übten wir, dann Montag war Begräbnis. … Vermutlich überlebte das Kind auch nicht. Es ist möglich, dass die Verstorbene, Schwester von Käthe Neufeld – Julius‘ zweiten Ehefrau war.

Julius Bergmann mit zweiten Ehefrau Käthe Neufeld

Zweite Ehe mit  Katharina Herm. Neufeld (06.11.1885, Lysanderhöh, Am Trakt, Russland – 1912, Lysanderhöh, Am Trakt, Russland), #1254517, #1402989. Aus dieser Ehe stammten eine Tochter Agathe (als Kind gestorben), #1254890 und ein Sohn Peter (1909-08.11.1938), #1254864, der in den 1930er Lehrer in der Mennonitensiedlung Leninpol Mittelasien wurde. Dort heiratete er Helene Wolf. Er wurde 1938 von den Sowjets erschossen.

Foto aus dem Buch Robert Friesen „Deutsche im Talas-Tal im 20. Jahrhundert“. S. 67
Julius Bergmann mit dritten Ehefrau Anna Andres

Dritte Frau von Julius Bergmann war Anna Corn. Andres (18.08.1887 Marienburg, G. Werder, Preußen-14.02.1933,Karaganda, UdSSR), #1254616 aus Westpreussen. Sie heirateten am 24.06.1914, kurz vor dem Ersten Weltkrieg.

Sie bekamen neun Kinder:
Johannes (Hans) (11.04.1915-31.01.2005, BW, Deutschland), #1254620, verheiratet mit Katharina Julius Wiens (05.10.1914-07.07.2006), #1254931,
Käthe (04.03.1917-03.011.1931, Karaganda, UdSSR), #1254509,
Elisabeth (24.09.1918-01.05.2011), #1254445,
Paul (17.03.1920-12.11.2007), #1254472,
Annusch (*31.10.1921), #1254494,
Irmgard (01.05.1923-07.06.1923),
Kornelius (04.05.1924-17.04.2008), #1254784,
Maria (27.08.1926-01.01.1932). #1254442,
Julius (09.02.1931-22.08.1931), #1254757

Alle Kinder in Lysanderhöh, Am Trakt geboren.

Julius Peter Bergmann im Sanitätsdienst

Im Krieg wurde Julius als Sanitäter zum Militärdienst nach Nowgorod einberufen.

Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde Julius Bergmann zum Prediger gewählt (Ich glaube er war in der Brüdergemeinde, die sich von der Kirchengemeinde getrennt hat). Er hatte die Wahl angenommen, wollte aber zuerst die Bibelschule in Berlin absolvieren, was er dann auch getan hatte.

Die Familie besass eine Motormühle in Lysanderhöh.

Es gibt ein Bericht zur Überprüfung Handels- und Handwerker Betriebe Am Trakt aus dem Jahr 1915, wo unter der Nr. 2 die Motormühle von Julius Bergmann steht. Im Vorjahr hatte Julius Bergmann 7 Arbeiter beschäftigt, es wurde 256 Tonnen Mehl gemahlen und 11200 Rubel Umsatz gemacht. Grösseren Umsatz hatten nur die Fabrik der Gebrüder Epp aus Köppental und die Einzelwarenhändler Brüder Abraham und Johannes Bergmann, die ihre Geschäfte in Lysanderhöh und Ostenfeld hatten.

Im Tagebuch von Anna Bergmann (Andres) ist zu lesen, dass am 23.03.1927 der Familie die Mühle mit Wohnhaus und allen Nebengebäuden weggenommen wurde. Die Familie musste ihr Haus verlassen. Sie zogen zum 01.04.1927 bei Julius Vater Peter Bergmann ein. Zwei Wochen später brannte die Mühle ab. Der Grund war falsche Motorbedienung von einem jungen, Unerfahrenen Mechaniker Peter Pauls. Doch Julius wurde einer Brandstiftung  beschuldigt. Es folgte ein Gericht, bei dem der Staatsanwalt sowie auch der Verteidiger Julius als unschuldig gesprochen hatten. Trotzdem verurteilte ihn der Richter zu drei Jahren Haft. Julius ging in Berufung und im September 1928 wurde er von einem höheren Gericht frei gesprochen. <Man kann sehen wieviel Mühe sich die Gerichte Ende 1920er Jahre noch gegeben hatten. AW>.

Julius Bergmann’s Mühle in Lysenderhöh
Julius Bergmann’s Mühle in Lysenderhöh. Foto 1991
Familie Julius Bergmann und Anna geb. Andres. Hinten v. li.:n Sohn aus der 1.Ehe Peter, Hans. Vorne v. li.: Katharina, Paul, Vater Julius Bergmann, Maria, Kornej, Mutter Anna,  Lilli (Elisabeth), Anna (Annusch)

Es hatte die Lage der Familie auf Dauer aber nicht verbessert. 1930 wurde Julius Bergmann noch mal enteignet und mit seiner Familie 1931 nach Karaganda, Kasachstan verschleppt. Anna hatte fast bis zu ihrem Tod 1933 ein Tagebuch geführt.

Die politische Verfolgung Julius Bergmann’s hörte auch im fernen Kasachstan nicht auf. Im Jahr 1934 wurde er zusammen mit weiteren ehemaligen Trakt Bewohnern (Johannes Penner, Artur Töws, Peter Wiens, Abraham Wiens, David Fröse) erneut verhaftet und zu 5 Jahren Straflager verurteilt. Bericht darüber auf S. 18-25 unter:  https://www.hkaquila.de/wp-content/uploads/2023/05/RB3-2000-Archiv.pdf (Beim Klick auf den Link verlassen sie die Seite amtrakt.de).

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