
Über seine Kindheit ist mir nichts bekannt. In einem alten Brief konnte ich jedoch folgendes über ihn finden. Am 27.07.1900 schreibt Lehrer Franz Bartsch (1854-1931), #1377858, an seinen Bruder Johann nach USA über den Schüler Johannes Bergmann: ...Zur russischen Austritts Prüfung hatte ich zwar nur einen und zwar Joh. Bergmanns Johannes vorzubereiten, der nicht unbegabt, aber ungeheuer oberflächlich ist. Nun, das gelang ja besser als ich erwartet hatte….

Johannes (16.12.1887-05.01.1938), #1254544, heiratete am 04.02.1910 Katharina, geb. Aron Töws (? – 1918), #1031078. (Siehe Brief Nr. 8 mit der Einladung zur Hochzeit und Liste geladener Gäste)
Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder:
-Johannes (Hans) (1913-04.1928), #1215550 und
–Katharina (23.05.1915-31.12.2000), #1226165, verheiratet mit Karl Markus (1901 – ?), #1226166.
Johannes hat zusammen mit seinem Bruder Abraham zwei Verkaufsläden in Lysanderhöh und Ostenfeld betrieben. (Nr. 3 und 4 unter Geprüfte Betriebe 1915)
Möglicherweise hatten sie sich später geeinigt, dass Abraham den Laden in Lysanderhöh übernimmt und Johannes den in Ostenfeld. Genau weis ich das nicht, mir ist nur bekannt, dass Abraham Bergman wegen seinem Laden in Lysanderhöh Laffka-Bergmann genannt wurde. Nach mündlichen Überlieferung war der Laden in Ostenfeld kleiner als der in Lysanderhöh und wurde von Johannes Bergmann geführt. Der Laden wurde auf dem Land meines Urgroßvaters Julius Wiens gebaut. Er war mit der Schwester von Johannes Bergmann Catharina verheiratet. Zu Sowjetzeit wohnte in dem Kleinen Ladengebäude die Familie von Johannes Unger.
Der Sohn Hans starb im Alter von 14 Jahren an Tuberkulose. So steht es in einem Brief von Helene Esau, geb. Mathies v. 02.05.1928: …Und jetzt, vorige Woche wurde Johann Bergmanns Ostenfeld, ihr ältester Sohn begraben, starb an Schwindsucht und Nierenleiden in Красный Кут (Krasny Kut, russisch) in der Bolnitze (Krankenhaus. russisch), lag 6 Tage als Leiche dort, soll schon sehr gerochen haben, soll vor seinem Tod so sehr nach seiner Schwester Kätchen verlangt. …
Die Tochter Katharina war mit Karl Markus verheiratet sie hatten drei Kinder:
- Artur (15.12.1938-06.08.2004)
- Erika (1940-1975)
- Irma


Nach dem Tod seiner Ersten Frau Catharina, heiratete Johannes im Jahr 1920 Maria Penner (07.05.1901 – 14.05.1983), #1254335

Sie hatten 9 Kinder:
–Kornelius (07.01.1922-1943), #406997,
–Harry (21.12.1923 – 31.05.2016), #408103, verh. mit Helene Rainhard (*21.02.1926), #514439,
–Anna (1925-1928)
–Hugo (24.03.1927-27.03.1980), #781049, heiratete im November 1947 Anna Fröse (22.09.1926 -31.10.2013), #781050, Tochter von Peter Fröse (08.02.1904-11.01.1948) und Emilie Johann Bergmann (21.01.1903-05.02.1975), #781052.
–Anna (1928-2001), #781054, war nicht verheiratet
–Johannes (*06.06.1930), #781055, verheiratet mit Frieda Joh. Wiens (*19.07.1936), #781056.
–Maria (14.03.1932-17.01.1972), #781057, heiratete am 19.10.1957 Peter Fröse (*28.04.1930), #781058, Sohn von Peter Fröse (08.02.1904-11.01.1948) und Emilie Johann Bergmann (21.01.1903 -05.02.1975)
–Edwin (31.10.1935-29.12.2004), war nicht verheiratet
–Otto (1938-1939)
Vermutlich wurden die zwei jüngste Kinder in Mannheim, Wolgarepublik der Deutschen geboren, die älteren in Ostenfeld, Am Trakt.
Vermutlich 1931 wurde Johannes Bergmann verhaftet und war bis 1934 auf der Insel Sachalin im fernen Osten Russlands in Haft. So beschreibt Robert Penner diese Zeit:
Im Jahr 1931 war in der Ansiedlung bei Saratow eine Missernte gewesen und daher im nächsten Jahr am Trakt eine große Hungersnot entstanden. Da Johann, Bergmann Gezwungener weise eine Haft in Sachalin verbringen musste, ging es Mascha (Maria) dort schlecht. Um ihre Lage etwas zu erleichtern, fuhr Corne hin und holte drei Kinder zu uns nach Alexandertal. Hugo hatten Artur Reimers übernommen, Anna behielt Corne bei sich und Harry kam zu uns.
Erst 1934 kam Johann, oder Hans, wie er gerufen wurde, aus der Haft zurück und holte seine Kinder von uns nach Mannheim, wo er eine Buchhalterstelle hatte.
Im Jahre 1937 wurde Hans wieder verhaftet. Es war auf seinem 50. Geburtstage. Er sagte:
– „Mascha noch mal mache ich das nicht durch.“
Mascha wollte nicht allein in Mannheim bleiben. Daher schrieb sie uns, ich sollte hinkommen und sie zu uns nach Alexandertal holen. Sie kaufte das freigewordene Haus von Robert Wölk und zog, von mir reichlich mit Getreide und Kartoffeln versehen, mit ihrer Familie nach Neuhoffnung. Hier wurde auch ihr Söhnchen Otto begraben.
Auf der russischen Internetplattform Memorial (https://lists.memo.ru/index2.htm) habe ich einen Eintrag über Johannes des Joh. Bergmann (*1887) gefunden. Darin steht, dass er am 15.12.1937 verhaftet wurde, am 31.12.1937 von einem dreier Gericht des NKWD (sowjetische Geheimpolizei) wegen antisowjetischen Agitation zu höchstem Strafmaß verurteilt wurde und am 05.01.1931 erschossen. Begraben in der Stadt Engels. Rehabilitiert 26.06.1989. Hier der vollständiger Text:
Бергман Иван Иванович
Родился в 1887 г., АССР Немцев Поволжья, Лизандергейский р-н (кантон), с. Лизандергей; Бухгалтер в колхозе „2-я пятилетка“. Проживал: Лизандергейский кантон, с. Майенгейм.
Арестован 15 декабря 1937 г.
Приговорен: тройка при НКВД АССР НП 31 декабря 1937 г., обв.: за а/с агитацию.
Приговор: ВМН Расстрелян 5 января 1938 г. Место захоронения – г. Энгельс. Реабилитирован 26 июня 1989 г. Саратовской областной прокуратурой
Источник: Книга памяти Саратовской обл. – подготовительные материалы
1941 wurden Maria Bergmann und ihre Kinder von Alt-Samara auch nach Kasachstan ausgesiedelt und kamen nach Karaganda.
Hans Bergmann (der Sohn) erzählt:
– „1943 wurde Mama in die Trudarmee nach Uchta (Komi ASSR) genommen. Sie arbeitete bei den Ölschachten.
Die jüngsten Kinder kamen in verschiedene Kinderheime. Maria war mit Edwin in einem Kinderheim.“
Maria erzählte mal:
– „Ich merkte, dass Edwin traurig war und immer magerer wurde. Eines Tages fragte ich ihm nach der Ursache, ob er krank sei. Da antwortete er.“
– „Die Jungs nehmen mir immer das Stück Brot, das ich bekomme fort, und drohen mir, wenn ich es sage, sie mich schlagen werden.“ So fing ich an mein Stückchen Brot, das ich bekam, mit ihm zu teilen.“
Robert Penner schrieb weiter:
Die ältesten Kinder mussten arbeiten. 1946 kam Mascha aus dem Arbeitsdienst zurück und holte ihre Kinder nach Hause.
Cornelius, der älteste Sohn, starb im Arbeitsdienst 1942 in Tscheljabinsk.
Maria Bergmann geb. Penner, starb am 14.05.1983 im Alter von 82 Jahren in Karaganda.



