Franz Quiring (1892- nach 1938)

Franz (1892–nach 1938). Zugeschickt von Elsa Funk-Schlör

Franz Quiring (18.08.1892, Köppental, Am Trakt, Russland – nach 1938), #665080 war der jüngsre Sohn des Ältesten Johann Quiring (1851-1912), #342363 und Maria, geb. Suckau (1859-1918), #1156979.

Vom August 1911 bis Mai 1913 besuchte Franz das 2. Saratower Gymnasium und erwarb das Reifezeugnis. Am 27. August 1913 ließ sich Quiring an der Univ. Dorpat (heute Tartu, Estland) immatrikulieren und studierte bis September 1915 Theologie. Danach wechselte er an die medizinische Fakultät, musste das Studium wegen Mittellosigkeit abbrechen und wurde am 27. September 1916 exmatrikuliert[1].
Er kehrte vermutlich nach Am Trakt zurück, wo er im September 1921 Anna, geb. Jakob Fröse (08.12.1902, Lysanderhöh, Am Trakt, Russland – 20.11.1991, Detmold, NRW, Deutschland), #1032880 heiratete. Die Familie lebte in Lysanderhöh im Haus des 1920 Verstorbenen Johannes Dyck (1860-1920), #132334. Franz arbeitete in der Woche als Lehrer und Prediger in der Gemeinde Am Trakt. An den Abenden hielt er in verschiedenen Dörfern Vorträge für die Jugend.

Im Buch A Pilgrim People Vol. I, S. 54 steht: …Im Winter der Typhusepidemie 1921 erkrankte auch unser Lehrer Franz Quiring und die Schule wurde geschlossen. Dann hatte Onkel Alexander Quiring, Tante Annas Mann und Bruder von Franz, einige Kurse bei uns. Ich denke, wir haben hauptsächlich das Weihnachtsprogramm geprobt.
… Der Winter 1925 war für mich ein besonderer, da ich am Katecheseunterricht teilnahm. Unser Lehrer Franz Quiring hielt diese im Jacob Froese Haus. Er hatte tatsächlich aufgehört zu unterrichten, nachdem er den Befehl erhalten hatte, entweder Lehrer oder Prediger zu sein….

In seiner Autobiografie erwähnte Johannes Dyck (1885-1948) einige Male Franz Quiring als Lehrer und Prediger. Ende 1926, als Weihnachtsfeiern für Kinder in den Schulen verboten wurden, hatte Franz Quiring eine Feier für Jugendliche über 18 in dem Gebäude der AMLV in Lysanderhöh organisiert. im Jahr 1927 schreibt Johannes Dyck weiter:
„…. Am Pfingstmontag wurden unsere Anna und Irma in der Orloffkirche vom pensionierten Ältesten Peter Wiens getauft. Unser heutiger Ältester, Corn. P. Nikkel und Pr. Franz Quiring, der jüngste Sohn des verstorbenen Ältesten Joh. Quiring, waren beide im Frühjahr verhaftet und zum Exil verurteilt worden. Ich bin mir nicht sicher, wohin Nickel geschickt wurde, aber Quiring wurde für fünf Jahre ins berüchtigte Konzentrationslager Solowski verbannt. …“
Von 1927 bis 1929 wurde Franz Quiring nach Solowki am Weißen Meer verbannt. Von 1929 bis 1932 wurde er nach Welikij Ustjug verlegt, ein weiterer Verbannungsort im Norden Russlands. Im Winter 1929-1930 reiste seine Frau mit Kindern in Begleitung Franz’s Bruder Alexander Quiring zu ihrem Mann.
Zu dieser Zeit hatten Franz und Anna Quiring drei Kinder:
Elsa (22.02.1923- 15.07.1993, Detmold, NRW, Deutschland), #1032879
Traugott (*1925),
Waltraut (12.08.1927-2016, Bonn, NRW, Deutschland), #1032878
Alle Kinder in Lysanderhöh, Am Trakt geboren.

Anna Quiring mit Kindern In Lysanderhöh, Am Trakt. Foto von Elsa Funk-Schlör
Franz und Anna Quiring mit Kindern in der Verbannung. Foto von Elsa Funk-Schlör

Im Jahr 1932 flüchtete die Familie Franz Quiring nach Ak-Metschet, ein Mennonitendorf 12 km von Chiwa entfernt. Dort wohnten einige Verwandte der Familie und auch vom Trakt waren mehrere Familien infolge der Entkulakisierng nach Ak-Metschet geflüchtet.
In Ak-Metschet wurde der jüngste Sohn von Franz und Anna Quiring geboren:
Helmut (*1933), #1020726

Hier hatte Franz Quiring wieder gepredigt. Als Arbeit war bei ihm „Bewachung des Dorfes“ eingetragen. Im Jahr 1935 wurde das ganze Dorf nach Tadshikistn – Wachschatal, in der Nähe der Afganischen Grenze interniert.
Im Februar 1938 wurde Franz Quiring wieder verhaftet, verbannt und seitdem verschollen in den Weiten Sibiriens.
Seine Familie blieb weiterhin in dem Internierungsort bis 1953 bis sie in diesem Jahr nach Duschanbe übersiedelte.

Schwestern Elsa (li) und Waltraut (re) Quiring. Foto von Funk-Schlör
Traugott Quiring. Foto Funk-Schlör
Helmut Quiring. Foto Elsa Funk-Schlör
Anna Quiring mit Kindern, Schwiegerkindern und Enkelkindern. 1960er. Foto von Elsa Funk-Schlör

Rechts auf dem Foto Friedrich Funk (1918-1998) mit seiner Frau Waltraut, geb. Quiring. In den Lebenserinnerungen von Friedrich Funk steht auch einiges über die Familie Franz Quiring.
[1] Angaben zur Schulbildung und Studium – Viktor Krieger, wissenschaftlicher Mitarbeiter der BKDR

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