Johannes Dyck (1885-1948)

Johannes J. Dyck. Aus dm Buch „A Pilgrim People II“ S. 14

Johannes Joh. Dyck (16.04.1885-11.04.1948), #168774 war der älteste Sohn Johannes J. Dyck und Elisabeth geb, Corn. Fröse. Sieben seiner jüngeren Geschwister waren im Kindesalter gestorben. Zwei Schwestern, die Erwachsen wurden, waren viel jünger als er. Möglicherweise fühlte er sich deswegen in seiner Kindheit und Jugend sehr einsam. Er hat gut gelernt in der Schule. In der Oberstufe fand der Unterricht überwiegend in russischen Sprache statt und Johannes beherrschte perfekt russisch, was später für ihn zu einem großen Vorteil wurde. Auch in der Schule hatte er kaum Freunde. Am besten hatte er sich mit seinen Cousins Johannes L. Penner und Jakob Jak. Wiebe verstanden. Viel Zeit verbrachte er mit Büchern, Zeitungen und Zeitschriften in russischen Sprache. Er hätte gerne auch weiter gelernt und eine höhere Schule besucht, doch sein Vater hatte ihm das nicht erlaubt. Als einzigen Sohn brauchte ihn der Vater in seiner Landwirtschaft. Schon in Jungen Jahren musste er die Verantwortung für die Wirtschaft in Walujewka übernehmen.
Im Jahr 1909 heiratete Johannes Renate geb. Mathies (02.03.1885, Hohendorf, Am Trakt- 29.05.1963, Rosthern, Saskatchewan), #168775, Tochter von Peter Mathies (1851-1934), #109037 und Anna geb. Wall, (1864-1929), #109036 aus Hohendorf, Am Trakt.
Nach der Heirat hatte er von seinem Vater das Land in Walujewka bekommen und begann mit eigenen Landwirtschaft. Die Familie wohnte im Sommer in Walujewka und zog im Winter nach Lysanderhöh in das Haus vom Vater Johannes Dyck. Die Wirtschaft lief gut. In seiner Autobiografie berichtet Johannes Dyck von zwei Fällen, bei denen er hohes Risiko eingegangen war.
Zum ersten schreibt er, dass im Jahr 1911 die Ernte eher durchschnittlich war und dadurch die Preise aufs Getreide sehr niedrig standen. Johannes Dyck konnte seine Arbeiter bezahlen, das Getreide speichern, zum Überwintern und für die Saat im nächsten Frühling hatte er sich sogar etwas Geld ausgeliehen. Durch diese Vorkehrungen musste er sein Getreide nicht zwingend verkaufen, auch wenn sein Vater auch sein Schwiegervater diese Entscheidung für falsch hielten. Im nächsten Jahr war die Ernte schlecht und die Preise fingen an zu steigen. Trotzdem hatte Johannes sein Getreide nicht sofort verkauft, wie er von mehreren Landwirten aus der Nachbarschaft empfohlen wurde. Er hatte erst verkauft, als der Preis fast am höchsten war, was mann natürlich im Voraus nicht wissen konnte. Am nächsten Tag ging er noch um 3 Kop. höher, dann fiel er rapide ab. Da hatte Johannes aber sein Geld schon sicher.
Das zweite Geschäft war im selben Jahr 1912 mit dem Schweinefleisch. Die Landwirte Am Trakt bauten vorwiegend Getreide an und Schweine wurden eher für den eigenen Bedarf gezüchtet. Es gab immer einen gewissen Überschuss, der wurde dann an Lehrer, Handwerker oder andere, die keine Schweine hatten, verkauft. Johannes Dyck hatte 4 oder 5 Schweine zum Verkaufen. Die Preise standen im Herbst aber niedrig. So ging Johannes von einem Bauer zu den anderen und bot jedem seine überschüssige Schweine abzukaufen. Er machte eine Anzahlung von 5 Rub. pro Tier, unter Bedingung, dass es geschlachtet und ausgenommen am 15. Dezember an ihn geliefert wird. Normalerweise gab es zu dieser Zeit schon Frost, und das Fleisch konnte eingefroren werden. In diesem Jahr kam es Jedoch anders, es stellte sich ein Regenwetter ein. So ging Johannes zu seinen Lieferanten in den Unterdörfern, und bat sie ihre Schweine lebendig zu ihm in Walujewka auf den Hof bringen. Die aus den Oberdörfern sollten ihre Tiere zu seinem Vater nach Lysanderhöh bringen. Sein Vater stimmte nur widerwillig zu. Es dauerte noch einige Tage bis ein leichter Frost kam. Johannes heuerte viele Schlachter an und es wurde in Walujewka, sowie in Lysanderhöh geschlachtet. Bald hing alles mit geschlachteten Tieren voll. Doch das Wetter wurde wieder für einige Tage milder, bis dann endlich der richtige Frost kam. Johannes Dyck konnte Mitte Dezember die geschlachtete Schweine mit mehreren Schlitten nach Saratov bringen, doch die Preise waren immer noch niedrig. Johannes lies das ganze Fleisch in einen Eisenbahn Waggon einladen und brachte es nach Moskau. Dort überliess er es einem Grosshändler für 2/3 des Preises, als Anzahlung. Er war sehr erleichtert, als er es los war. Viele seiner Mitmenschen hatten gewisse Schadenfreude, denn sie meinten, dass der junge Dyck sich in dieser Sache übernommen hatte. Als dann per Post die Restzahlung kam, was sich in den Dörfern rumgesprochen hatte, mussten auch die Neider verstummen. Wenn Johannes Dyck mit seinem letzten Projekt keinen grossen Gewinn machte, galt er ab jetzt für die meisten als geschickter Geschäftsmann.
Im Winter 1912-13 wurde in Köppental eine Genossenschaft gegründet, welche die Handlung von Cornelius F. Isaak übernommen hatte. Johannes Dyck wurde zunächst Mitglied dieser Co-Op und in den Jahren des Ersten Weltkrieg und der Russischen Revolution deren Vorsitzende.
Im Jahr 1914 hatte Johannes Dyck die Wirtschaft von seinem Vater in Lysanderhöh übernommen und zog mit seiner Familie in das Dorf um.

Johannes und Renate Dyck bekamen neun Kinder, alle in Lysanderhöh, Am Trakt, Russland geboren:
-Elise, (14.11.1909-22.07.2002 Rosthern, Saskatchewan), #386634
-Anna, (19.02.1911-19.01.1966 Tiefengrund, Saskatchewan), #440877
-Irma, (02.04.1912-06.05.2003, Rosthern, Saskatchewan), #444298
-Johannes, (19.07.1913-14.05.1988), #168776
-Peter, (04.12.1914-04.01.2010 Scottdale, Pennsylvania, USA), #414049
-Helene, Lora, (13.11.1916-20.08.2003 Saskatoon, Saskatchewan), #168984
-Clara, Katharina, (16.05.1918-11.05.2018, Winnipeg, Manitoba), #701434
-Cornelius, C.J. (20.08.1921-10.01.2014, Normal, Illinois), #168968
-Renate, Rena, (11.04.1923-30.11.2015, Winnipeg, Manitoba), #910869

Familie Johannes Dyck vor ihrer Abreise nach Kanada 1927.
Foto aus dem Buch „Auf den Spuren der Ahnen“, Robert Friesen, S. 197

Im Jahr 1921 entstand im Wolgagebiet eine Hungersnot. Die mennonitische Dörfer standen etwas besser da, aber auch dort wurde es knapp an Lebensmitteln. Johannes Dyck wurde mit Johannes Bergmann delegiert in anderen mennonitischen Kolonien nach Lebensmitteln zu suchen. In Kuban konnten sie eine Gemeinde finden, die bereit war Hungernde vom Trakt aufzunehmen. Ca. 130 Personen waren von Am Trakt nach Kuban gegangen. Die Menschen wurden von den Einheimischen unterschiedlich empfangen und auch behandelt. Viel Vieh war wegen Klimawechsels vollendet. So das die gesamte Mission nur wenig erfolgreich war.
Im Herbst 1921 Erfuhr Johannes Dyck, dass ein gewisser Alvin Miller mit der Sowjetregierung verhandelte um den Hungernden in Russland Hilfe durch American Mennonite Relief (AMR) und American Relief Administration (ARA) zukommen lassen. Johannes Dyck reiste nach Moskau und konnte erreichen, dass auch die Mennoniten Am Trakt Lebensmittel von diesen Organisationen bekamen. Er war auch für die Verteilung dieser Hilfe vor Ort verantwortlich.
Die Jahre 1922-1926 waren die Zeit des Wiederaufbaus und wirtschaftlichen Aufschwungs der Kolonie Am Trakt. Im Zuge der neuen ökonomischen Politik (NÖP) der Sowjets wurden den Landwirten wirtschaftliche Erleichterungen zugesprochen und auch Privatwirtschaft wurde geringfügig wieder zugelassen. Johannes Dyck bezeichnete diese Zeit als produktivste in seinem Leben. Er persönlich hatte viel dazu beigetragen, dass es in den Dörfern Am Trakt wirtschaftlich und auch gesellschaftlich wieder bergauf ging. Es begann mit der Gründung der Malyschiner Agrargesellschaft und Neuverteilung des Landes. Es wurden neue Getreidesorten angebaut und gezüchtet, reinrassige Kühe und Pferde gezüchtet. Das meiste wurde zu guten Preisen an den Staat verkauft. In dieser Zeit wurden junge Männer vom Trakt wegen ihrem Glauben vom Dienst befreit. Auch da war Johannes Dyck jedes mal mit den Jugendlichen zum Gericht gegangen und ihnen geholfen die Prüfung zu bestehen.
Diese Zeit der Liberalisierung der Wirtschaft dauerte nicht lange. Schon im Jahr 1926 merkte Johannes Dyck, dass sich das politische Klima in Russland zu wechseln begann. Es zeichnete sich ab, dass es wieder zum Diktat und Enteignungen kommen wird. Nach langen Überlegungen, kam er zu Entscheidung mit seiner Familie nach Kanada auszuwandern. Viele seiner Weggefährten haben seine Entscheidung nicht verstanden und auch nicht gebilligt, denn wirtschaftlich ging es allen noch gut und den politischen Kurswechsel hielten die meisten für vorübergehend. Ausser der Familie Dyck hatten sich für die Auswanderung die Familie seines Schwagers Johann P. Isaak, Kornelius D. Fröse und Gustav Jak. Fröse entschieden. Alle wanderten 1927 nach Kanada aus.

Haus der Familie Johannes Dyck in Lysanderhöh
Familie Johannes Dyck
Haus der Familie Johannes Dyck in Lysanderhöh
Haus der Familie Johannes Dyck in Lysanderhöh in ca. 2000

Sein Leben in Russland und Kanada beschreibt Johannes J. Dyck in seiner Autobiografie, die seine Kinder im Buch „A Pilgrim People II“ veröffentlicht haben.

Johannes Dyck war Autor des Buches „Am Trakt“.
Über seinen Sohn Peter Dyck hier: http://www.mennlex.de/doku.php?id=art:dyck_peter_j

Auf Youtube gibt es einen Film unter:

www.youtube.com/watch?v=Y_fcUumG3_s

Wo Peter Dyck über eine Episode aus seinem langjährigen Dienst bei dem MCC berichtet. Es geht um die Rettung russlanddeutschen Mennoniten nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Sowjetischen Besatzungszone. Link zugeschickt von T. Born

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