Diesen Brief schreibt Martha Wiens, geb. Heinr Penner. Ich bekam diesen von Frieda Töws, geb. Wiens. Fussnoten und <Kommentare> sind von mir. AW
Liebe Geschwister[1], den 30. April 1934
Muss mich gleich am Anfang meines Schreibens entschuldigen, dass ich euren lieben Brief so lang nicht beantwortet habe. Wir hatten wieder großen Trauer, unsere liebe Schwiegertochter, Marie[2], Jakobs[3] Frau, starb an dem Tag, als wir den Brief bekamen – den 8. April um 5 Uhr abends. 30 Tage nach der Operation wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen, kam aber schon ganz krank hier an. Nach 2 Tagen wurde sie unter großen Schmerzen zurückgebracht, wo sie noch 5 Tage furchtbar aushalten musste und schon bald zweifelte, ob es einen lieben Heiland gäbe, oder womit sie so einen schweren Tod verdient habe. Sie war ja so blutjung – 21 Jahre. 13 Stunden lag sie sprachlos, aber verstand alles; was sie gefragt wurde, beantwortete sie mit Nicken oder schüttelte sie den Kopf. Ihre Operation war eine sehr schwere – Gallenstein. 3 Stundens wurde an ihr gearbeitet ohne betäubt. Anfangs sah es, dass sie durchkommen würde, da war die Freude für Jakob groß und mit einem Mal war alles dahin – er ist sehr geschlagen. Voriges Jahr war er ein glücklicher Mann mit Frau und Kind … – jetzt steht er ganz allein…. Es war wahrscheinlich noch nicht ganz verheilt und die Galle lief in die Gedärme, das gab Entzündung. Sie wurde nach dem Tod geöffnet, Die Ärzte sagten – der ganze Unterleib sei entzündet, es war alles voll Eiter. Wir wollten sie recht pflegen, weil sie so viel ausgehalten hatte, aber Gottes Rat hatte es anders beschlossen, es ist so – der Mensch denkt, Gott lenkt.
4 Gräber haben wir hier schon in der Fremde auf dem Friedhof und wer weiß, wie es noch wird? Peter[4] hat das Fieber so stark, es ist gerade, ob es – keine Hilfe gäbe. Die Ärzte geben Мышьяк[5]. Das ist so stark, ich habe immer Angst, er kann sich dadurch noch vergiften, er hat es so sehr im Kopf. Mit meiner Gesundheit ist es auch nicht weither, habe auch Schmerzen in der rechten Seite, hatte vor 15 Jahren auch furchtbare Anfälle Gallenstein. Da war ein Arzt, der verschrieb mir Tee gekälteter, das hat mir sehr geholfen. Schwester Lena[6]bekam von Deutschland geschickt. Sie war auch weiter als ich, die Anfälle sind ja noch verschieden. Ich hatte sie gerade so wie Mama, große Rückenschmerzen und Erbrechen. Schwester Lena brauchte nicht so viel Erbrechen, aber die schmerzen waren sehr groß. Spüren tut sie es auch noch heute.
Schwester Agnes[7] hatte auch öfter Magenkramf, war doch wohl auch das nämliche, es war dochwohl von Mama geerbt.
Liebe Geschwister, schicken braucht ihr uns vorerst nichts, es ist alles zu kaufen hier, wenn es auch sehr teuer ist, es ist aber zu haben. Regelt nur eure Sache erst und, wenn es dann noch nicht anders wird, sprechen wir mal wieder davon. Besten Dank für alles, was ihr an uns getan. Von Schwester Lena bekam ich zum Geburtstag ein Kilo Butter und auch zum Begräbnis noch 6 Kg Brot. Früher gab es Kuchen, aber jetzt sagen wir: „Gott sei Dank“, wenn wir schwarzes Brot haben. Bei Ihnen gibt es für alle Brot und bei uns nicht. Cornelius[8] ist noch nicht 60 Jahre und Schwager Aron[9] ist schon, der ist иждивенец (Russisch – Bekommt Unterhalt von einer 2. Person). Ich bekomme auch Brot, weil ich nicht gesund fin. Das Brot kostet 1 Rubel 50 Kopeken das Kilo, ist aber nicht allewegen <überall. AW> zu kaufen; nur in Kolzena, das sind 60 Werst von uns. Da muss man mit der Bahn hinfahren und große Schlangen stehen, nur 1 Kilo für jeden gibt es. Da muss man sich schon einen ganzen Tag vornehmen, es ist nur gut, dass unser Papa nicht fest gebunden ist, der muss alles besorgen. Kartoffeln kosten 15 Rubel das Pud (16kg), Fleisch 12 Rubel das Kilo. Wir waren gestern bei Esaus, da kochte Schwester Lena Eier, das waren die erste dieses Jahres. Ostern hatten wir keine Eier, es waren auch die ersten Ostern in meinem Leben, wo ich Kein Ei gegessen habe.
Schreibt nur bald, wir freuen uns immer sehr zu euren Briefen. Ich will schließen und Mittag kochen. Ich sagte schon, ich habe es schwer, ich soll immer was wissen zu kochen und ist so wenig da und soll auch noch gut schmecken. Nun Gott befohlen. In herzlicher Liebe.
eure Geschwister C. und M. Wiens.
Grüsst eure Kinder herzlich von uns.
Kolzene, jetzt Birini, Lätland
[1] Diesen Brief schreibt Martha Wiens, geb. Heinr. Penner (26.03.1884 – 20.03.1951), #19135 an ihren Bruder Heinrich Penner (29.10.1880 – 21.10.1946), #14105 in Kanada. AW
[2] Maria Wiens, geb. Jak. Penner (18.01.1913 – 08.04.1934), #286220. AW
[3] Jakob Wiens (05.06.1911 – 1937), #1254536. AW
[4] Peter Wiens (05.01.1906 – 19.09.1968), #132330. AW
[5] Russisch – Arsenikum. AW
[6] Helene Esau, geb. Heinr Penner (10.12.1874 – 05.11.1937), #1240619. AW
[7] Agnes Bergmann, geb. Heinr. Penner (15.11.1869 – 22.06.1922), #1253827. AW
[8] Cornelius Wiens (17.04.1880 – 18.01.1951), #19134. AW
[9] Aron Esau (21.06.1869 – 10.12.1943), #980534. AW
Die nächste zwei Briefe schreibt Helene Esau, geb. Heinr. Penner. Diese Briefe hatte meine Tante Helene Frick von Frieda Töws bekommen. Frieda Töws war zu Besuch in Kanada und hatte diese Briefe von den Nachkommen Heinrich Penners mitgebracht. Frieda hat die Briefe von handschriftlichen Originalen abgeschrieben. Fussnoten und <Kommentare> sind von mir. AW
Innig geliebte Geschwister[1]! Montag 12. November 1934.
Wünsche euch zuerst die beste Gesundheit und des lieben Gottes Beistand in allem euren Tuen und Wirken. Ich möchte mir gar nicht dich, lieber Bruder, jetzt wieder im Wald vorstellen. Solltet ihr auch nicht so durchkommen? Und was das zusammen schuften Hilft, das seht ihr an uns. Und doch leben wir Gott sei Dank sehr gemütlich, was jetzt Weiter wird, weiß man ja nicht. Schwager Hermann[2] ist jetzt den 17. Oktober auch Gestorben. Schwägerin Anna <möglicherweise Schwester von Hermann und Aron Esau. Genau weis ich das aber nicht. AW> starb vor 2 Jahren in Dezember. Jetzt haben wir nur noch Die eine Tochter Johanna[3] auf dem Trakt. Die hat uns im August besucht, grad als dein Geburtstag war, lieber Bruder. Ihr kennt euch denken, liebe Geschwister, welche Freude, bei nach 5 Jahren sich mit Kind und Großkind ihr ältestes Mädel Leni[4]. Aron[5] brachte sie zurück bis Pokrowsk setzte sie dort in den Zug nach der Besymjánaja, besuchte noch einige Bekannte und Verwandte. Riesens Mariechen wohnt in Saratow bei ihrem Sohn Jakob.
Helene[6] wollte uns auch im Frühjahr gerne Besuchen, aber da bekamen sie dort einen frischen Kommandant (wo wir uns anmelden mussten), der ließ keinen raus. Und den 19. September haben sie sich einen kleinen Sohn Aron besorgt und den 29ten wurde ihr Mann[7] vom Lehramt runtergenommen, jetzt muss er auch Baumwurzeln ausreisen. Helenche bedauert ihn so. Er kommt des Abends ganz durchnässt und schmutzig zu Hause an. Sie haben jetzt aber eine Kuh, auch ein Ferkel haben sie sich gefüttert, aber weil er jetzt weniger rausbekommt mussten sie es schlachten, wollten doch ihre Kartoffeln nicht alle füttern. Meta[8] geht es ja so ziemlich Gut drüben, muß recht oft von zu Hause zur Aushilfe, wo sie verlangt wird. Aron[9] geht zur Schule, sie bangt sich, wünscht uns immer hin. Annachen[10] geht es gut, war paar Wochen zu Hause, als Hanna hier wahr. Dann wollte ihre Herrschaft nach Finnland in Urlaub fahren, hätten Anna gerne mitgenommen, aber sie darf ja nicht. Wanja[11] hat man im Frühjahr genommen, fährt jetzt immer als elektromonteur von Leningrad nach Nishny Nowgorod (jetzt Gorky genannt) ist 4 Tage weg und dann 4 Tage zu Hause. Es geht ihm gut, bekommt 180 Rubel und eine Brotkarte auf 800 gr. Und wir vier sind auf seinem Ischdewenie <Russisch. AW> (auf seinem Unterhalt) bekommen jeder 300gr. Annachen gibt auch ihre Brotkarte nach Hause 400gr. Wanja und Anna[12] bekommen die Hälfte Weizen. Aron geht es wie gewöhnlich, vom Markt holt er alles. Das Kraut war dieses Jahr billig 18 kop. ein Kilo. Kartofelln sind dieses Jahr keine auf dem Markt. Die Leute haben nicht ihre Norm erfüllt, da dürfen sie nicht verkaufen, wir haben aber 5 Säcke voll. Heinrich[13] und Olindchen[14]waren diesen Sommer bei uns, jetzt dient er auf einem Sowchos und Wohnt auch dicht dabei – 2 km von uns. Olindchen kommt oft mit ihrem dicken Junge[15] über 2 Jahre geschleppt, der geht noch schlecht, seine Beinchen zwingen ihn nicht. Deinen Brief, lieber Bruder, erhielten <wir> zu Aron sein Geburtstag. Ja, er wurde 65 Jahre alt, hat sich wieder bisschen gefüttert. Er möchte bisschen mehr hantieren, auch wir haben es nicht drock. Wir haben bloß eine Ziege und drei Hühner. So bleibt denn wohl, meine Lieben alle und seid herzlich gegrüßt von eurer Schwester und Schwägerin T. Helene. Aron will nicht schreiben. Fröhliche Weihnachten!
[1] Diesen Brief schreibt Helene Esau, geb. Heinr. Penner (10.12.1874 – 05.11.1937), #1240619 (meine Urgroßmutter) an ihren Bruder Heinrich Penner (29.10.1880 – 21.10.1946), #14105 in Kanada. AW
[2] Hermann Esau (ca.1875 – 17.10.1934), #1059125
[3] Johanna Wiens, geb. Aron Esau (14.10.1904 – 30.01.1943), #1254313. Meine Großmutter. AW
[4] Helene Wiens (08.05.1926 – 03.10.2019), #1254667. AW
[5] Aron Esau (21.06.1869 – 10.12.1943), #980534. Mein Urgroßvater. AW
[6] Helene Pflaumer, geb. Aron Esau (26.04.1897 – nach 01.01.1943), #1240613. AW
[7] Konstantin Pflaumer (1900 – ????), #1254551. AW
[8] Meta Töws, geb. Aron Esau (04.12.1900 – 14.07.1992), #1240617. Sie war ca. 1927 nach Deutschland ausgewandert und nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA, Kalifornien. AW
[9] Aron Töws (03.04.1924 – 11.12.1995), #412304, Sohn von Meta. AW
[10] Anna Esau (16.01.1912 – 01.02.2001), #1157852. AW
[11] Johannes Esau (1906 – 15.01.1938), #1240615. AW
[12] Anna Esau, geb. P. Bergmann (10.11.1909 – 26.03.2013), #1254451. AW
[13] Heinrich Joh. Töws (11.01.1904 – 20.07.1970), #1254918. AW
[14] Olinda Töws, geb. Esau (15.02.1910 – 28.12.1995), #1254908. AW
[15] Johannes Töws (15.08.1932 – 23.11.2013), #1254316. AW
Sonntag 11 August 1935
Meine lieben Geschwister[1].
Zuerst wünsche ich euch allen schöne Gesundheit, derer auch wir uns eigentlich von Herzen erfreuen dürfen. Nur hat dochwohl das Alter seine Ansprüche. Aron[2] peinigt sein Bein viel des Nachts die letzte Tage reibt er es mit Kampfer Spiritus ein und nahm seine Medizin ein. So fuhr er den 3ten August zu unserer Olindchen[3], welche Heinrich Töws[4] von Fresenheim hat und voriges Jahr bei uns waren in die Arkadaker Gegend in ein Wurstmacher Artel eingetreten sind. Hier war er Lehrer, man darf es jetzt nicht übelnehmen, wenn er immer von eins aufs andere springt um seine Familie <zu ernähren>. Aron hat es ihnen mal versprochen und so hielten sie immer an, das er kommen sollte. Hier regnet es so sehr viel und so will Aron mal sehen ob dort ihm das Klima besser bekommt. Hier ist selten ein warmer Tag. Er fuhr bis Nishni-Nowgorod mit Wanja[5]zusammen, es ist Etwas weiter, aber über Moskau wahr kein Bilet (Fahrkarte) zu bekommen. Er musste dann auch noch mal umsteigen, wobei man oft nicht mitkommt. Dieses mal hat er das Bilet gekauft, sonst bekam Wanja für ihn ein Freibilet, so wie auch ich auf seine Arbeit kuriert werde ganz umsonst, nur die Fahrten kosten mir jede 5 Rubel. Aron hat jeden Monat eine Freie fahrt zur Stadt auch Wanja seine Frau und er selbst immer. Ich musste vom 16 Juni Bis zum 17 Juli in der Bolniza (Krankenhaus) liegen, da im Winter beim fahren die Röntgenstrahlen nicht genug geholfen, so musste ich jetzt dort bleiben und bekam wieder 6 mal Röntgen und dann musste ich noch 10 Tage mit einem Radiostrahler liegen, der Stein Wurde eingestellt, dann musste ich 9 Tage damit liegen, dann ruhte ich noch Tage dann Wieder 9 Tage. Zuletzt hielt ihn 4 Tage in eins, wo andere nicht länger als 2 Tage aushielten Und mir viel es gar nicht schwer. Sonst hätte ich noch 8 Tage länger liegen müssen und ich Wusste doch, das Anna[6], unsere Schwiegertochter auch ins Krankenhaus ging. Und so kam ich glücklich den 11ten zu Hause an, und den 22ten kam Wanja zu hause an. Und des Nachts gingen sie wieder ab, um 3 Uhr hatten sie wieder ein Mädel, es heißt Alizia[7]. Anna kam den 6ten Tag nach Hause gegangen, ungefähr eine Werst. Die Kleine ist sehr ruhig Aron war so enttäuscht, er sagte: “Es ist mir fast schlimmer ärgerlich als bei meinen Mädels”, weil er jetzt mehr Zeit hat für die Kinder. Jetzt sagte er: “Es ist ein gescheites Kind, weil sie Immer still ist und Helenchen[8] ihr Aron[9] immer schreit oder unzufrieden ist”.
Helenchen ihr Mann[10] konnte dort nicht weg, jetzt ist sie schon 3 Monate hier, das ist für uns nicht <immer leicht>. Jetzt hatten ihre Kinder auch noch so sehr den Keuchhusten, jetzt hat es Nachgegeben, wenn jetzt nur nicht unser ganz Kleines drankommt. Irmachen[11] hat es noch nicht geschadet. Aron ist manchmal recht aufgeregt, es ist eine Familie mit 4 Personen und wenn er zum Winter nicht kommt. Wir haben nur ein kleines Quartier und die Kinder gewöhnen sich gar nicht zusammen, sind aber auch nicht auseinander zu halten. Unsere Irmachen spricht so sehr niedlich und so ganz wie die Bergseiter. Jetzt üben wir sehr An ihnen und es geht jetzt schon halb auf halb. Irmachen sagt schon über werfen schücken, über “rot” “rodi” und “gelbi”- das kommt vom Blumen pflücken. Als ich deine Rosenblätter sah, kam mir doch das Wasser in die Augen liebe Schwegerin. Wir haben hier nichts, unsere paar Topfpflanzen blühen nicht einmal, es ist doch wohl zu wenig Sonne. Wir haben jetzt nur ein Familienbild, ich war noch niemals aufs Photografieren gewesen. Wanja sein Bild mit seiner Frau werde ich euch nächstens per Post schicken. Sie ist P. Bergmans[12] Tochter Hermann Neufelds[13] Grosstochter. Unsere Anna[14] ihr Mann ist Abram Bergmanns[15] Sohn[16]. Getraut hat unsere Anna Julius Bergmann[17], welcher zufällig von unsere Stanzija <Eisenbahnstation> geschickt wurde Wagen kaufen, wahrscheinlich hatten sie sich schon den Tag zuvor lassen. Gustav Neufeld[18] junior aus der Brüdergemeinde sagte sich ab. Aron kam ganz unzufrieden von dort <Karaganda, Kasachstan> zurück. Es kommt schwarz auf, als ob es regnen wollte und den ist es lauter Kohlenstaub. Aron sagte, eigentlich sah es von weitem, als ob ganz Maikuduck[19] brannte. Auch die Mennoniten sind so abgestumpft, wohnt alles durcheinander. Mit Aron seinem Haar hast du Recht, der ist schon lange kahl, aber ich fühle mich noch nicht wie ein altes Müttrchen, wenn ich so wirtschafte, das geht mir noch so lustig. Schmerzen hab ich bei meinem Leiden noch keine innerlich gehabt, darum kann ich auch noch immer nicht langsam gehen. Wir haben auch wenig Arbeit, aber mit den Kindern jetzt doch mehr. Haben uns auch etwas eingekocht. Hier sind nur mehr Waldbeeren, 11 Gläser Kirschen die Kirschen 9 kg hat Wanja mitgebracht. Das mag jetzt reichen, zum auf Brot streichen kaufen wir uns immer Marmelade (Apfel oder anderes Obst), sonst lauter Butter kaufen für solche Familie kommt zu teuer. Ich muß mal schließen, sonst wird der Brief zu schwer. So seid denn alle dem Schutze Gottes befohlen. Es wird schon wieder dunkel und regnet auch immer. Du, lieber Bruder, kennst ja Petersburger Klima, aber wir hatten einen schönen trockenen Herbst und den Leuten war der Sommer viel zu trocken, es gab nur kleine Kartoffeln. Muß euch nur noch unsere Irmachen vorstellen, kleines kluges dückes Mädel, spricht schon alles, fragt immer so oft. Ja, verzeiht mein schlechtes Schreiben, bitte schreibt bald. So eben von Johannes Bergmann[20] einen langen Brief bekommen, wenn er auch schlecht zu lesen ist, hab aber alles rausgekriegt. Man freut sich doch ein 90zig jährige Greis und so ein klare Geist, schrieb alle Sterbefälle auch aus seiner Familie. In treuer Liebe eure Schwester, Schwägerin und T. Helene. Helenchen lässt grüßen. Wir füttern uns ein Ferkel und 5 Hühner.
[1] Diesen Brief schreibt Helene Esau, geb. Heinr. Penner (10.12.1874 – 05.11.1937), #1240619 (meine Urgroßmutter) an ihren Bruder Heinrich Penner (29.10.1880 – 21.10.1946), #14105 in Kanada. AW
[2] Aron Esau (21.06.1869 – 10.12.1943), #980534. Mein Urgroßvater. AW
[3] Olinda Töws, geb. Esau (15.02.1910 – 28.12.1995), #1254908. AW
[4] Heinrich Joh. Töws (11.01.1904 – 20.07.1970), #1254918. AW
[5] Johannes Esau (1906 – 15.01.1938), #1240615. AW
[6] Anna Esau, geb. P. Bergmann (10.11.1909 – 26.03.2013), #1254451. AW
[7] Alicia Esau (23.07.1935 – 1960er), #1254284. AW
[8] Helene Pflaumer, geb. Aron Esau (26.04.1897 – nach 01.01.1943), #1240613. AW
[9] Aron Pflaumer (*19.09.1934 – ????), keine GRANDMA. AW
[10] Konstantin Pflaumer (1900 – ????), #1254551. AW
[11] Irma Esau (*02.08.1932), #1254791, Tochter von Johannes und Anna Esau. AW
[12] Peter Bergmann (03.10.1878 – 01.1935), #1157847. AW
[13] Hermann Neufeld (13.05.1857 – ????), #792560, Schwiegervater von Peter Bergmann. AW
[14] Anna Esau (16.01.1912 – 01.02.2001), #1157852. AW
[15] Abraham Bergmann (13.10.1877 – 19.09.1961), #1157799. AW
[16] Peter Bergmann (01.05.1902 – 04.10.1938), #1157810. AW
[17] Julius Bergmann (24.03.1880 – 22.12.1965), #1157806. AW
[18] Gustav Neufeld (16.04.1897 – 1943), #1146257. AW
[19] Maikuduk ein Stadtteil von Karaganda wohin 1931 40 Kulaken Familien (ca. 200 Personen, darunter viele Kinder) vom Trakt verschleppt wurden.
[20] Johann Bergmann (30.07.1844 – 01.04.1936), #991212. AW