Erinnerungen von Abraham Wiens (*1925)

Geschrieben von

Abraham Wiens  um 1997

Auf Wunsch und Bitte unserer Kinder schreibe ich meine Erinnerungen auf. Ich wurde schon in Russland darum gebeten, aber da es in mancher Hinsicht gefährlich war, so verschob ich diese Gedanken auf spätere Zeit.

Ich weiß noch nicht, wie mir das Schreiben gelingen wird und ob es überhaupt in späteren Jahren jemand lesen wird. Dennoch will ich es versuchen mit Gottes Hilfe was mir noch im Gedächtnis geblieben ist, aufs Papier zu bringen.

Meine Voreltern: Großvater von Vaters Seite: Peter Wiens geboren in Westpreußen im Kreis Marienburg am 16 Februar 1853. Ausgewandert im Jahre 1869 nach Russland. Angesiedelt an der Wolga, damals Gouvernement Samara. Später, nach der Revolution, wurde auf diesem Gebiet die Wolgadeutsche Republik gegründet, die mit dem Beginn des zweiten Weltkriegs im September 1941 liquidiert wurde. Von den Eltern meines Großvaters Peter Wiens ist mir leider nichts bekannt. Mir wurde erzählt, dass es einen Bruder mit Namen Julius gab, von welchem die Geschwister Neufeld hier in Alfdorf (Artur, Alfred, Jakob Neufeld, Katharina Klaassen geb. Neufeld) abstammen.

In den Jahren 1853 bis 1880 wurden unweit von der Wolga zehn Mennonitendörfer gegründet und angesiedelt, noch bekannt als Kolonie am Trakt. Im Jahre 1853 bis 1856 wurde das erste Dorf Hahnsau angelegt, im Jahre 1855 Köppental, in der Jahren 1856 bis 1859 entstanden die Dörfer Lindenau und Fresenheim, 1862 Hohendorf, 1864 bis 1870 Lysanderhöh, dann 1871 Orloff und im Laufe der Jahre 1875 bis 1880 die Dörfer Walujewka, Ostenfeld und Medemtal. Damit wurde die ganze Besiedlung der Kolonie am Trakt abgeschlossen.

Also, meine Großmutter war Katharina Wiens geb. Bergmann, * 7.12.1856 und + 10.9.1892 in Lysanderhöh am Trakt. Sie hinterließ ihm 7 Kinder von 15 bis 3 Jahre alt. Tina * 1877, Abram * 1878, Kornelius * 1882, Peter * 1883, Julius * 1885, Anna * 1887 und Helene * 1889.

Dann später heiratete mein Großvater Peter Wiens eine Witwe, die Schwester seiner ersten Frau, Frau Klaassen geb. Bergmann. Sie brachte aus erster Ehe auch mehrere Kinder mit. Gemeinsam mit Großvater waren keine Kinder. Weiteres von der Familie Klaassen ist mir unbekannt. Eine ihrer Töchter, Agathe Klaassen * 1881, wurde später 1899 die Frau meines Vaters Abram Wiens * 1878.

Die Eltern von Großmutter Katharina Wiens geb. Bergmann waren: Abraham Bergmann, * 6.4.1806 zu Tiegenhagen, Westpreußen, + am 9.11.1879 in Lysanderhöh am Trakt. Seine Frau Katharina Bergmann, geb. Reimer, * 26.5.1823 zu Vorwerk, Westpreußen, + am 3.3.1899 in Lysanderhöh.

Die Eltern meiner Mutter waren: Heinrich Reimer, * 18.12.1871. Seine Frau (meine Großmutter) war Katharina Reimer geb. Tyart, *12.7.1873, + am 30.12.1942 in Karaganda, Kasachstan.

Mein Vater, Abram Wiens, aus erster Ehe mit Agathe Wiens geb. Klaassen waren sechs Kinder: Agathe * 2.4.1900, Peter * 21.7.1901, Johannes * 31.10.1904, Jacob * 3.2.1912, Helene * 1.3.1913 und Maria * 13.1.920.

Nach dem Tode seiner ersten Frau am 10.6.1921 verheiratete sich Vater im Oktober 1922 mit Marie Wiens geb. Reimer * 21.8.1900. Aus dieser Ehe waren noch drei Kinder: Heinrich * 30.7.1923, Abram * 1.2.1925 und Käthe * 8.5.1927. Es waren aus der ersten Ehe, so auch aus der zweiten Ehe eine ganze Reihe Kinder, sie starben aber alle unter einem Jahr alt und so habe ich von ihnen nichts erwähnt.

Mein Großvater Peter Wiens studierte in seinen jungen Jahren Medizin in Saratow bei Prof. Siebenhaar und Grasmück. Nach Beendigung seines Studiums arbeitete er als Hausarzt in den Mennonitendörfern am Trakt. Wohnhaft war er in Lysanderhöh auf seinem Grundstück von 65 ha, auch Feuerstelle genannt, mit seinem jüngsten Sohn Julius Wiens * 1885, der die Wirtschaft besorgte und noch als Arztgehilfe bei seinem Vater war. Die Kinder von Julius und Elisabeth Wiens geb. Töws * 1890: Katharina * Oktober 1914, Maria * 1916, + 28.3.1970, Helene *1918, Peter * 1923, +7.1.1971 und Liesbeth * Mai 1926, die drei lebenden Schwestern sind heute wohnhaft in Welzheim, Kehl und Möckmühl, alle in Deutschland.

Auf demselben Grundstück befand sich noch ein Haus, welches dem anderen Sohn Kornelius Wiens gehörte. Dieser beschäftigte sich nicht mit der Landwirtschaft, sondern hatte in seiner Wirtschaft eine Käserei. – Aus seiner ersten Ehe mit Agathe Wiens geb. Thießen waren: Katharina * 1906, Peter * 1911, + in Espelkamp, Helene *1913, + bei Ludwigsburg, Kornelius * 1916. gestorben, Dietrich *1919, + in Karaganda. – Aus der zweiten Ehe mit Elisabeth Wiens. geb. Thießen waren Agathe * 1926 und Hermann * 1928. Die Kinder Agathe und Hermann leben heute noch in Karaganda, Kasachstan.

Von Großvaters Sohn Peter Wiens ist nur bekannt, dass er sehr ungesund war und ist als junger Mann kinderlos gestorben.

Mein Vater, der älteste Sohn meines Großvaters, arbeitete mit seinen ältesten Söhnen Peter und Johannes auf gepachtetem Lande auf einem Kuter (chutor genannt). Das Land gehörte einem russischen Gutsbesitzer, der in der Stadt mit Namen Tscherwjak wohnhaft war. Auf diesem Lande arbeitete er bis nach der Revolution im November 1917. Bald nach der Revolution erschien ein Erlass der neuen bolschewistischen Regierung: „Das Land den Bauern“. Auf Grund dieses Erlasses wurde den Großgrundbesitzern das Land enteignet. So kaufte sich der Vater im Dorfe Orloff Zwischen den Nachbarn Heinrich und Kornelius Isaak ein Grundstück von 65 ha (eine Feuerstelle) und baute auf diesem Grundstück Anfang der 20er Jahre ein Haus, Einfahrt, Stall, Scheune und alles was zu einer deutschen Wirtschaft gehörte.

Dann waren noch drei Töchter des Großvaters Peter Wiens.

– Die älteste Tiena (Katharina. AW) *1877 verheiratete sich mit einem Wittmann Töws. Sie hatten gemeinsam eine Tochter Helene * 1902, welche in den 80er Jahren in Karaganda starb. Sie hinterließ eine verheiratete Tochter Frieda *1936 und lebt noch in Karaganda mit Hans Bergmann.

– Die Tochter Anna *1887 verheiratete sich mit einem gewissen Heinrich Franz nach Samara, wo sie 1929-1930 entkulakisiert wurden und mit 7 Kindern nach dem fernen Osten verschleppt wurden (Chabarowsk). Die Kinder sind mir unbekannt.

– Und die jüngste Tochter Helene * 1889, sie verheiratete sich mit Jacob Janzen, hatten zwei Töchter: Anna *1914 und Maria *1916. Sie waren beide hier in Deutschland, erstere starb 1994 in Offenburg, die zweite ist wohnhaft mit ihren drei verheirateten Kindern in der Stadt Kehl am Rhein. Tante Helene, nach dem Tode ihres Mannes Jacob Janzen, verheiratete sich nochmals mit dem Wittmann Jakob Fröse. Aus dieser Ehe war noch eine Tochter Helene *1927, Sie kam zu Tode im Dezember 1943 bei einem Schneesturm und darauf folgenden starken Frost. Tante Helene selbst starb in den 60er Jahren in Karaganda. – Das waren die nahen Verwandten von Seiten des Vaters.

Von Seite der Mutter, sie war die älteste in der Familie und hatte noch vier Brüder: Peter *1902, Jacob *1905, Hans *1908 und Gerhard *1910. Onkel Peter verheiratete sich mit Agnes Reimer geb. Bergmann. Sie hatten vier Kinder: Käthe *1929, verheiratet mit Arnold Beck, jetzt in Deutschland. Agnes *1933, war verheiratet mit Peter Piester, sie starb in Karaganda Ende der 80er Jahre. Martha *1935 verheiratet mit Johann Ens, sind jetzt auch in Deutschland, Wohnort unbekannt. Und Peter *1938 war nervenkrank und ist in Karaganda jung gestorben.

Tante Agnes starb schon in den 40er Jahren und hinterließ ihre 4 Kinder als Waisenkinder bei ihren Schwestern Tante Helene und Tante Anna Bergmann, welche sich ihrer annahmen und erzogen.

Onkel Jacob war verheiratet mit Anna Reimer geb. Warkentin. Sie hatten 6 Kinder, von denen Ella *1932 und Ernst *1936, + 2003, jetzt in Deutschland sind. Adolf *1934, ist in Deutschland und Kurt *1939, starb in Kasachstan. Bruno *1938 und Peter *1947 sind noch im Gebiet Tscheljabinsk wohnhaft.

Onkel Hans * 1908 war unverheiratet und ist 1933 gestorben.

Von Onkel Gerhard *1910 ist mir bekannt, dass er mit einer Emma Dreiling einen Sohn hatte mit Namen Waldemar *1934. Er war wohnhaft in der Stadt Nowosibirsk. Heute ist mir sein Befinden unbekannt. In den Nachkriegsjahren lebte Onkel Gerhard mit einer russischen Frau in der St. Kataw-Iwanowsk Gebiet Tscheljabinsk, deren Mann war in den Kriegsjahren umgekommen. Er starb 1964.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse in den Mennonitendörfern am Trakt im Vergleich zu den umliegenden katholischen und lutherischen Dörfern, gingen bis zum 1. Weltkrieg steil voran. Mit den Russen schon gar nicht zu vergleichen. Genaueres ist in dem Büchlein „Am Trakt“ beschrieben, welches zuerst von einem Russe mit Namen Suzukin (Зюрюкин, rusisch. AW) im Jahre 1926 geschrieben wurde. Später in den Jahren um 1946 von J. Dyck, der in den 20er Jahren nach Canada auswanderte, abgekürzt und noch etwas dazu gefügt wurde.

Dieses Büchlein „Am Trakt“ ist ein sehr interessantes, ich möchte sagen, ein lehrreiches Büchlein. Von den Ereignissen, die darin beschrieben sind, hatte ich früher keine Ahnung, da vor uns Kinder damals alles geheim gehalten wurde, denn die kleinsten Veröffentlichungen konnten die schwersten Folgen verursachen.

Nach der Revolution und dem darauf folgenden Bürgerkrieg ging die Wirtschaft schnell zurück. Von der kommunistischen Regierung wurden den Bauern hohe Steuern auferlegt. Da die Bauern die Steuern nicht liefern konnten, wurden Kommissare geschickt und mit Hilfe der heimischen Aktivisten Hausdurchsuchungen unternommen. Da sie dennoch die auferlegte Frucht nicht zusammen brachten, wurde alles Essbare, wie Saatgetreide, Fleisch, Wurst, Schmalz usw. enteignet. Auch Kühe und Pferde wurden enteignet.

Darauf folgten Aufstände in vielen Regionen Russlands, so auch in den umliegenden russischen und deutschen Dörfern gab es sehr viel Blutvergießen. Bald kam die Rote Armee die Aufstände zu unterdrücken und da folgten massenhafte Hinrichtungen. In unseren Mennonitendörfern am Trakt wurden auch im Mai 1921 23 Mann erschossen. Darunter auch Großvaters Bruder Peter Reimer *1877.

Auf Grund dieser Ereignisse war die Aussaat 1921 bis auf 9 % der mittleren Aussaat der Vorkriegsjahre gefallen. Dazu kam noch die Missernte. Dann wurde mit den Mennoniten am Kuban (Nord Kaukasus) verhandelt, um das Holländische Rassemilchvieh dort für den Winter unterzubringen, da dort die Ernte etwas besser ausgefallen war. Im Wolgagebiet, so auch am Trakt, starb viel Vieh an Futtermangel. So auch Menschen an Unterernährung.

Da ganz Russland an Hungersnot litt, proklamierte die kommunistische Regierung die „Neue ökonomische Politik“. Auf Grund dieser neuen Politik, die aber nur etliche Jahre anhielt, genau von 1922 bis 1927, wuchs die Aussaat. In diesen mehr oder weniger günstigen Jahren erhöhte sich auch der Ernteertrag und so kamen die Bauern in unseren Dörfern am Trakt wieder bald auf die Füße. Aber schon 1927 wurde die Agitation gegen die Kulaken (wohlhabenden Bauern) als explodierende <exploitatirende> Klasse immer lauter und 1928 bis 1929 fing die Entkulakisierung an. Zuerst wurde das Vieh, Getreide, die landwirtschaftliche Technik usw. konfisziert, dann die Wirtschaft und Land beschlagnahmt, die Menschen einfach aus den Häusern getrieben. Unserer Familie wurde ein kleines Häuschen zugewiesen, wo wir dann den Winter 1930 bis 1931 zubrachten. In diesem Häuschen starb am 30. März 1931 der Großvater Peter Wiens im Alter von 78 Jahren.

Die sogenannten Kulaken, ihre Söhne und Töchter wurden in den neu gegründeten Kollektiv Wirtschaften nicht aufgenommen, sie mussten irgendwo Zwangsarbeit verrichten.

Im Frühling, April 1931, wurden wir und auch andere Familien übergesiedelt auf ein Kuterchen unweit von unseren Dörfern, wo mehrere Lehmbaracken standen. Dort wurden wir dann schon mit dem Schießgewehr bewacht. Im Mai oder Juni wurden dann die jungen Männer (bis zu 50 Jahre alt) abtransportiert, in Waggons verladen und fort ging’s nach Osten. Wie sich später rausstellte, wurden sie nach Zentralkasachstan gebracht, wo sie Lehmsteine produzierten und dann Lehmhäuser für die nachkommenden Familien bauten. Gleichzeitig mussten auch die vernachlässigten, still gelegten Kohlengruben wieder hergestellt werden und dazu noch neue gebaut. Dann später, Ende Juli, wurden auch die Familien mit Alten, Kranken, Kinder usw. auf Wagen verladen und nach Seelman gebracht. Dort lag die Mehrheit unter freiem Himmel. Die Frauen mit den Kleinkindern wurden in einer leerstehenden Maschinen – Scheune untergebracht. Hier gab es keine Toiletten, frisches oder gekochtes Wasser usw. Es wurden mehrere Löcher ausgegraben, wo alle sich hier befindlichen Menschen ihre Notdurft verrichteten, egal ob Männer, Frauen, Kinder oder Jugendliche.

Des Nachts kam es noch vor, dass jemand bestohlen wurde und wenn es jemand bemerkte, so wurde er noch mit der Pistole bedroht. Kein Wunder, dass bei dieser herrschenden Antisanitarie es schon so manche Kranke gab, besonders unter den Kleinkindern. Als wir dann endlich zum Ufer der Wolga gebracht wurden, um auf einem Schleppkahn dann zu verladen und uns über die Wolga zu bringen, so wurde noch so manches Gepäck einfach abgenommen und in die Wolga geworfen. Dann wurden wir in Viehwaggons eingepfercht, die Türen verschlossen und fort ging’s dem Osten zu. Schon auf diesem Wege, der wahrscheinlich mehrere Wochen dauerte, gab es die ersten Toten. Sie wurden auf den Haltestellen aus den Waggons herausgegeben. Was mit ihnen geschah, weiß niemand.

So fuhren wir denn so langsam weiter bis Akmolinsk, aber da war die alte Eisenbahnlinie zu Ende. Sie wurde zwar weiter Richtung Süden gebaut, war aber noch nicht fertig. Auf manchen Stellen lagen die Eisenbahnschwellen noch nicht auf festem Grund und so fuhren wir mit der Geschwindigkeit eines Ochsengespanns weiter. Um die nicht mehr als 200 km Strecke von Akmolinsk bis Karaganda zurück zu legen, brauchten wir eine Woche.

Die Vorkriegsjahre in Karaganda

Am 17. August 1931 kamen wir endlich nach Karaganda. Da es damals noch keine Station gab, wurden wir wieder gerade neben der Eisenbahn ausgeladen. Die Häuser, die von den früher angekommenen Männern gebaut wurden, waren zum größten Teil noch nicht fertig und so mussten wir uns wieder unter freiem Himmel einrichten. Mir wurde erzählt, es sollen mehrere Zelte gewesen sein für die Frauen mit kleinen Kindern. Ich habe keine Zelte gesehen. Da in dieser Gegend der Halbwüstenzone im August die Nächte schon kalt werden, es manchmal sogar leichte Nachtfröste gibt, grub man Gruben aus. So konnte man sich etwas Vor den kalten Winden schützen. Zum Glück gibt es dort nicht so viel Regen.

Dann später im Herbst brachte man die Menschen doch unter Dach. Wie man heute sagt, in Rohbauhäuser. Die Häuser waren Standart ohne Fundament von Lehmsteine gebaut mit schrägem Dach, erdenem Fußboden, nichts verputzt, vor der Eingangstür nichts davor gebaut. Auf den Sparren Karaganik gelegt, eine Art Sträucher, ähnlich wie Akazien. Sie wachsen dort in der Steppe. Darauf dann Erde geschüttet. Im Hause standen zwei Öfen, die mit Holz oder Steinkohle beheizt werden mussten. Die Häuser waren ohne Mittelwände, die Größe ungefähr 7 x 14 m. in einem solchen Hause wurden dann 60 bis 70 Personen hineingestopft und jede Familie bekam eine Ecke oder einen Platz, wo sie dann lagern konnte. Es hatte niemand einen Tisch, Stuhl oder Bett. Alles war auf der Erde. Es kam vor, dass bei denen, die in der Nähe bei der Türe ihren Wohnraum hatten, bis zum Morgen die Bettdecken angefroren waren.

So kam es dann, dass die Kleinkinder bis zu drei Jahren alle starben, ebenso auch die Alten und Kranken. Alle diese Verschleppten wurden sofort unter die Aufsicht der Kommandantura gestellt. In diesen Siedlungen wurden nur Kulaken-Familien untergebracht, Vermutlich waren es 40.000 bis 50.000 Personen. Bis zum Frühling 1933 waren, wieder nur eine Vermutung, noch 50 bis 60 % am Leben. Es waren Russen, Ukrainer und Deutsche. In den Gebieten der Kasachischen Steppe, wo kein Brennmaterial vorhanden war, waren es noch weniger Überlebende. Statistiken wurden ja nicht geführt und wenn sie geführt wurden, so wurden sie streng geheim gehalten. In der Zeit der Regierung von Gorbatschow kamen manchmal Artikel in den Zeitungen, dass vermutlich 3 Millionen Bauernfamilien (Kulaken) in den Jahren 1929 bis 1931 verschleppt wurden, in den hohen Norden, nach Sibirien und in die Steppen Kasachstans. Wenn im Durchschnitt nur 5 Personen in der Familie waren, so ist leicht festzustellen, wie viele Menschen ihr Leben in ganz kurzer Zeit einbüßen mussten.

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