Frieda Wiens (1900-1943)

Familie Jakob Neufeld (1882-1937)

Frieda (02.12.1900-10.06.1943), #1254875 war mit Jakob Neufeld (19.11.1882-06.12.1937), #1254843, Halbbruder von Ewald verheiratet. Bei ihrer Hochzeit war Jakob 36 und Frieda 18 alt. Jakob war ein sehr frommer Mann. Ihm war in seinen jungen Jahren ein Bein abgefroren und er hatte ein „Holzbein“ als Prothese. Dazu schrieb Johannes D. Dyck (1826-1898) am 18.12.1897 in seinem Tagebuch:

Jacob Neufeld schickte seinen Sohn zu C. Fast im Schneesturm am Montagabend. Er verirrte sich und verbrachte die nächste Nacht in seinem Schlitten in der Steppe. Am Dienstag um 15 Uhr fanden sie ihn zwischen Medemtal und Neu Laub. Der Sturm hatte die ganze Nacht über gewütet und setzte sich bis Dienstag fort. Seine Hände und Füße waren gefroren; er hatte keine Decke und nur Lederstiefel. Es ist ein Wunder, dass das Kind noch am Leben war.

(Aber wahrscheinlich müssen beide Füße amputiert werden.)“

Jakob Neufeld war ein wohlhabender Bauer und hatte in den 20er Jahren in Ostenfeld mit dem Bau eines Hauses angefangen. Das waren die wirren Jahre, das Geld hatte an Wert verloren und so hatte er nur ein kleines Häuschen errichtet, welches ursprünglich ein Flur von grossem Haus sein sollte. Trotz seiner Behinderung wurde er im Dezember 1937 verhaftet und in zehn Tagen erschossen. Im Februar 1938 wurde sein jüngster Sohn Albert geboren.

Jakob und Frieda hatten viele Kinder:

Arthur (17.12.1919-15.05.2015), #1254573 verh. Anna Jak. Klassen (17.11.1919-29.02.2008), #1254682. Er hatte einen Beruf als Tierarzt erlernt, im Krieg war er in Tula in der Trudarmee.

Alfred (11.11.1921- 23.02.2016), #1254540 wurde vor dem Krieg in die Rote Armee einbezogen, im Krieg – Trudarmee. War mit Martha Kramer (17.09.1923-23.03.1994) verheiratet.

Katharina (*1924) im Krieg Trudarmee Kriwoschtschökowo (eine der Wenigen die überlebten). Verheiratet mit Abraham Klassen

Anna (02.12.1925-1993) war im Krieg in der Trudarmee in Sysran.

Jakob (21.08.1928-07.11.1995), #1254307 verh. Helene Jak. Klassen (*1924), #1254515. Während des Krieges arbeitete er in einer Ziegelei in Tomsk.

Johannes (*1930), #1254436

Albert (15.02.1938-07.04.2011), Studierte Bergbaumechaniker. Wohnte im Gebiet Perm, UdSSR

In Sibirien wurden Frieda und ihre älteren Kinder zu Zwangsarbeit in die Trudarmee einbezogen. Der jüngste Sohn Albert kam in ein Kinderheim. Er wurden öfter aus einem Heim in ein anderes versetzt, so dass die anderen Geschwister nach dem Krieg nicht mehr wussten, wo sie ihn suchen sollten. Ähnlich erging es auch dem zweitjüngsten – Johannes. Er trieb sich auf den Strassen in Tomsk um. Eines Tages hatte er einer Frau die Handtasche entrissen und damit abgehauen. Aus angst an Verfolgung war er nach Kemerowo geflohen. Irgendwann hatte auch einen russischen Namen Nikolajew angenommen. Erst nach dem Krieg hatten die Älteren Geschwister die verlorene Brüder wieder gefunden.

Mutter Frieda war 1943 an Erschöpfung in der Trudarmee in Kriwoschtschökowo gestorben.

In ihren Erinnerungen schreibt Helene Neufeld (geb. Jakob Klassen):

Tante Frieda, <…> werde ich nicht vergessen (Mutter von Papa, Onkel Arthur, usw.) Zwei Schwestern, deren Familienname Lauchner war hatten ihre Esskarten verloren, was für sie den sicheren Tod bedeutete. Tante Frida konnte das aber nicht mitansehen. Sie gab den Schwestern jeden Tag ihr halbes Brot, und das über einen halben Monat lang, bis wir im nächsten Monat wieder Lebensmittelkarten bekamen. Dadurch wurde sie ganz entkräftet. Die war damals 42 Jahre alt. Das Gesicht war grau und die ganze Gestallt abgezehrt wie ein Skelett. Der Rock schlotterte um ihren Körper, sie ging nur mit schwankenden Schritten. Selbst der Meister hatte Mitleid mit ihr und sandte sie zum Arzt. Aber dieser kannte kein Erbarmen. Sie habe kein Fieber und könne noch arbeiten, wurde ihr gesagt. Ganz am Ende ihrer Kräfte wankte sie zurück in die Baracke, weckte mich (ich arbeitete gerade nachts und hatte mich schlafen gelegt) und sagte:“ Der Arzt sagt, ich könne noch arbeiten, aber ich gehe jetzt und lege mich hin. Soll werden was will.“ Das waren ihre letzten Worte. Wir wohnten in verschiedenen Baracken und ich fand abends keine Zeit, nach ihr zu sehen. Aber in der Fabrik lief ich ich schnell zu ihrer Tochter- Tante Kathrine. Sie arbeitete am Tag und ich erzählte ihr alles, was ich wusste. Aber als Tante Kathrine nach Hause kam, tat ihre Mutter den letzten Atemzug, sie konnte kein Wort mehr sprechen. Das war im Juni 1943.

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