Erinnerungen von seinem Enkelsohn Cornelius Penner (1905-1991)
Zugeschickt von Elsa Wall, geb. Penner

Großvater Engbrecht (27.11.1842-04.1922) ist in den Jahren 1854-1860 (?) aus Danzig/ Marienwerder als Jüngling ausgewandert und in die Ansiedlung „Am Trakt“ 70 km von der Stadt Saratow, Malyschinskj Wollostj, Nowousenskj Uesd, Gouvernement Samara, später Wolgarepublik, angesiedelt.
Er war unbemittelt, seines Handwerks – Schneider. Hier heiratete er Maria Fransen (10.05.1840-05.10.1910), und nach einiger Zeit übernahm er das zugewiesene Landstück (65 Deßjatinen) 67 ha. Hier errichtete er sich eine Erdhütte und fing an zu wirtschaften. Im ersten Jahr besäte er 14 Deßjatinen mit Weizen.
In ihrer Ehe wurden ihnen 6 Kinder geboren, drei Söhne:
– Heinrich (1873-1924), verheiratet mit Katharina Töws (????-1939)
– Cornelius (26.07.1875-1932), verheiratet mit Helene Pauls (16.04.1876-07.08.1927),
– Johannes (1880-1912) und
drei Töchter:
– Maria (27.11.1868-1937), blieb unverheiratet,
– Helene (1878-ca. 1909), sie war mit Hermann P. Isaak (03.01.1879 – 01.01.1932) verheiratet. Sie hatten zwei Kinder, die im Kindesalter verstorben waren. Sohn Peter war 1908 geboren.
– Anna (05.07.1879-04.1943), heiratete 1900 Johann Penner (15.02.1872-24.08.1931) aus Alexandertal.
Bis 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, hatte Großvater vier seiner verheirateten Kinder zu selbständigen Bauernwirtschaften verholfen. Selbst war er in Besitz einer Wirtschaft mit 130 Deßjatinen Land etwa 30-40 Arbeitspferde mit Kühen und Jungvieh etwa 70 Köpfe Vieh.
In diesen Jahren war der jüngste, noch unverheiratete Sohn Johannes gestorben. Unter diesen Verhältnissen löste Großvater in den Jahren 1915-16 seine Wirtschaft auf. Er lebte mit der ältesten, unverheirateten Tochter Maria. <In Ostenfeld. Beide sind unter Nrn. 38 und 39 in der Bewohnerliste Ostenfeld 1921-22 eingetragen. AW>
Das freigewordene Land wurde Teilweise von meinen Eltern bearbeitet. Seine Tochter Anna, heiratete Johann Penner. Ende 1917 wurde das Land nationalisiert. Großvater konnte dieses nicht verstehen: es ist doch mein Land…. Ich habe doch die Urkunde darauf.
Großvater hat noch das schreckliche Hungersjahr 1921 erlebt. Obzwar er selbst nicht zu hungern brauchte, hat doch das grauenhafte Elend, wo ganze Dörfer ausgestorben sind, ihn niedergedrückt. Im April 1922 ist er gestorben.
[Einmal kam Urgroßvater zu uns und erzählte, dass er noch einmal Urgroßvater[1] geworden ist. Beim Abschied sagte er: „Auf- Wiedersehen, wenn nicht hier dann droben.“ Großmutter sagte zu ihm: „Vater du bist ja noch so rüstig.“ Er antwortete: „Ein Tag wird der letzte sein, den wir auf Erden wandeln.“ Sie sahen ihn danach auch nicht mehr lebend. (Eine Erinnerung von Heinrich Penner).]
[1] Alex Wiens. Vermutlich die Geburt von Kornelius Bergmann (07.01.1922-1943), #406997