Briefe von Peter Penner (1870-1957)

Diese Briefe hat Peter Penner (01.08.1870-07.08.1957), GRANDMA #413324 an Johannes Dyck (1885-1948) GRANDMA #168774 geschrieben. Er war 1892 in die USA, Kalifornien ausgewandert. Abgeschrieben von handschriftlichen Originalen von Willi Frese und Willi Risto, von ihm sind auch die meistem Fussnoten. Die handschriftlichen Originale sind unter folgender Adresse anzusehen:
https://www.mharchives.ca/holdings/papers/pdfs/4817a/4.pdf. AW

Wasco Calif. Octo. 20-33.

[1] Meine liebe Geschwister Dyck.
Ich spreche Euch mit obigen Worten so
An, wie ich fühle! Besten Dank für Eure
Herzlich liebende Teilnahme. Ich schätze
Sie sehr, tut sie mir doch so wohl.
Ich kann jetzt soweit aus Erfahrung sagen,
es ist nicht wahr, daß Menschen immer
nur schlechte Tröster “nein! Alle trostes
Worte, die mir in dieser schweren
Zeit geworden, haben ihren Zweck
erreicht. Der liebe Vater im Himmel trößtet
nicht nur unmittelbar, sondern auch
mittelbar. Er gebraucht liebend.
Mitmenschen als Vermittler. Ja, ich will
Ihm stille halten, sein Weg ist heilig.
Habe ja einen etwas ausführlichen Brief
an Euch geschrieben, aber nach Howarden
adressiert. Ihr werdet ja Eure Post nach-
schicken laßen und nehme an, ihr habt
den erwähnten Brief erhalten. Ich will
dem Herrn immerdes danken für alle
Wohltaten die Er an mir und meine liebe Anna[1]
In unserem gemeinsam Pigerlauf getan.
Auch in der Zeit ihrer Krankheit, wie viele
Segens Stunden waren uns beschieden, bis
sie schließlich im Frieden Heim gehen
durfte. Sie ist beim Heiland, dessen freue

[2] ich mich, trotz Sehnsucht und Schmerz. Das ist für mich vielleicht schwer
es so lassen, sie ist nicht mehr da! Eine im Frieden scheidende sagte
zum Abschied „grüsst mir doch die Sterbende, ich
gehe zu den lebenden und in diesem Sinne ging
auch Anna Heim“ Nun d. liebe Gottes seine Gnade befohlen
mit herzlichem Gruße von Peter Penner

Mr. J.J. Dyck
Laird
Box 132       Sask. Canada.

Am Rande geschrieben:
Ich sehe Ihr leset nicht nur d. —–bot, sonder d. Herold. Recht interessant für mich.
Viel Glück u Gottes Segen bei Laird!

[1] Anna=Anna Epp (14.04.1877-19.09.1933), GRANDMA #244701, Ehefrau vom Briefschreiber

Wasco Calif Octo 5-33.

[3] Sehr lieben Freund nebst Familie!
Zum Gruß Ps.37.4. Habe deine Lust an dem Herrn der
wird dir geben was dein Herz wünscht.
Euren lieben Brief erhalten. Besten Dank dafür! Meine liebe Anna
hat ihn auch noch gelesen, lag aber schon krank zu Bett. Zum 30
fuhren wir bis Paso Robles, woselbst Anna etliche Tage bleiben
wollte. Von da wollten wir dann zur Beach. Sontag
Abend fuhren Helene, ich wieder Heim. Dienstag, den 4ten phonte
Otto Toews[1] her: Anna verlangte nach mir. Als wir dort
ankamen, lag sie im Bett. Beide Beine bis oben gelähmt. 6 Uhr
p.m. befühlte sie ihre Beine und sagt: „was ist das nur, ich habe
ja gar kein Gefühl in den Beinen – und so wars, konnte sie nicht
rühren. Bald darauf setzten heftige Schmerzen ein. Der Arzt
war in der Nähe und nach einer Stunde bekam sie etwas Linderung.
Nahmen sie noch den Abend 11 Ml süd. nach Atascadero
Hospital. Hier lag sie 2 Wochen, danach nahmen wir sie nach
Avila Beach. Hier lag sie 3 Wochen, danach wieder 3 Wochen
In Atascadero. 35 Ml fahrt. Dan nahmen wir sie 150 Ml süd
Nach Glendale Hosptal. Hier lag sie wieder 3 Wochen dan
Wurde sie erlöst. Am 19 September 6:20 a. m. kam Er leise nahm
sie an der Hand und führte sie Heim ins Vaterhaus.
Als ich am 4 Juli zu ihr kam, sah sie mich so freundlich an
und sagte: „ist das sterben? So hatte ich mir das sterben
nie vorgestellt!“ Dann fuhr sie fort “die Anfechtungen
mögen aber noch kommen“. Die Gnade Gottes hat sich so
großartig verherrlich, in ihrem Leben und Wirken in den
13 Wochen des Leidens, auch im Sterben. Sie hat in Geduld und
ergebung viel Schmerzen und Ungemach tragen können.
Anfänglich konnte ich ganz bei ihr sein Tag und Nacht, dann kam
tochter Linda[2] von Kans. auf eine Woche, als diese wied. Heim

[4] fuhr, nahm ich Helene[3] hin und ist bei ihr geblieben bis zum
Ende. Von Atascadero (100 Ml. von hier) fuhr ich 6, oder 7-mal
Heim zwieschenein in Glendale waren Helene und ich bei ihr
beständig. Eine Woche vor ihrem Abscheiden, kam Linda auch
wieder ans kranken Bette. Brachte auch Tante Ida[4], Annas
Schwester mit. Die letzten 3 Wochen in Atascadero hatte
sie öfter Luftmangel, hatte sich Wasser in der Lunge
gesammelt. ¾ Gl. Wasser würden abgezapft, darnach wurde es
leichter. Dan versagten auch noch die Nieren. Auf der linken
Seite liegen konnte sie nur immer kurze Zeit. Vermüdete
sehr beim Liegen und mussten sie öfter drehen.
Die letzten 4 Wochen war sie schon so geschwächt, daß sie zu Zeiten
irre sprach. Das erste mal merkte ich es als sie ein kleines
Tuch vor sich in die Höhe hielt. Ich frug sie, ob es für die Augen
zu helle sei. Da lies sie die Hände sinken und sagte mit
freundlichem Gesicht „ach ich träume ja schon wieder“. Ein
andermal sagte sie zu mir „jetzt gehe ich in die Mission, habe
noch lange nicht genug für sie gethan!“ Wenn ich ihr dan sagte
„du hast ja so viel auf dem Gebiet daheim getan und auf
dem Missionsfelde hast du ja unsere Ella!“ Dan sagte sie, daß ist
ja auch so! Was mir so wunderbar vorkam, war, das sie
in ihren Gebeten so klaren Geistes war, von Begin bis Ende
Abends hatten wir unsere Andacht gemeinsam. Wenn wir Gottes
Wort gelesen, dann beteten wir der Reihe nach, erst Helene, dan
Lind. Tant und ich. Dan war auch meine liebe Anna bereit. Die Stimme
war ja auch nicht mehr stark, aber doch verständlich am Anfang.
Muste mich aber bald über sie beugen, um alles zu bekommen.
Die Stimme wurde leiser und leiser, dan bewegten sich nur noch die
Lippen, paar Augenblicke Stille, dan betete sie noch ganz kurz.
In Einfallt und Kindlich- graubigene Vertrauen sprach sie zum
Vater, das waren für mich heilige Zeiten. Zum Schluß sangen
wir dan ein Lied, dan den gegenseitigen Gutenacht Wunsch und Kuß
und wir den gingen nach unseren gemieteten Apartments nur 5 Minuten
zu gehen. Helene

[5] blieb bei Mama. Linda frug sie einmal, ob sie Helene mal
ablösen könne, aber davon wollte sie nichts hören. An Helene
hielt sie fest. Tag`s gab`s ja für H. 3 bis 4 Freizeiten. Konnte
ja nicht Tag und Nacht beständig bei ihr sein, so war ich dan da.
Musten es schon so ordnen, das nicht zu viele um ihr waren.
Einmal, als ich bei ihr, frug sie, wo ist H. [Helene] schon wieder? Ich sagte,
sie ist mal etwas ausgegangen, wohl auch etwas ruhen.
Dan kam immer das für mich so wohlklingende „das ist ja auch
wahr! Aber einmal meinte sie sie doch: „was stellt das doch
eigentlich vor, das H. nicht da ist!? Nahm aber nicht viel sie zu
beruhigen. Ach ihr lieben, es ist so schwer für mich. Ich weiß, es
ist Gottes Führung, ich weiß meine liebe Anna unter der Schaar
der heilig Vollendeten, ich weiß, alle unsere Vorstellungen
von dem großen Glück und der seligkeit zu schauen, den der
auch sie geliebte, reichen lange nicht dahin, was sie jetzt
erlebt. Über ein kleines, so sagte ich zu ihr, dan sehen wir
uns wieder. Ja ich weiß all dieses und doch wie schwer zu lassen.
Wenn ich denket, – und besonders abends – jetzt kommt Mama
Da aus dem andern Zimmer zu mir. Wenn ich abends auf dem
Rasen sitze, der Stuhl steht da. Oder am Abendbrodtisch,
der Stuhl an meiner rechten Seite leer. Mama kommst du
nicht? Nein, nein! Hier ist sie nicht, die Heimath der Selen
ist droben im Licht. Es ist mir in solchen Augenblicken, als
stehe ich vor einer Wand von nichts. Mein Herr und mein
Gott, dennoch bleibe ich bei dir, deine recht[e] Hand hält mich. Die
Gnade Gottes soll mir genügen.
Doch nun zu Eurem Briefe: Euch führt Er auch schwere Wege,
unverstandene Wege. Ich glaube es ist auch garnicht nötig,
das wir seine Wege verstehen. Wir Kinder müssen nicht
alles wissen warum Er dieses, oder jenes thut. Wir wissen
so viel, daß er alles herrlich hinausführt und daß genügt uns
nicht wahr? Freute mich, daß du lieber Joh eine Reise nach Ontario
machen konntest. Das Klima ist dort wohl nicht so rauh.
Ja, unsere Farm hat Emil gerentet[5], aber das läst mich noch nicht

[6] frei. Die Wirtschaftslag[e] hat sich bisher im allgemeinen genommen,
noch nicht viel gebessert, wenigstenns nicht bedeutend. Die Preise
für Produkte sind etwas höher. Kartoffelpreise waren sehr
gut. In Bezug auf hinkommen, kann ich jetzt noch nicht`s sagen.
Der Herr machts für Euch vielleicht doch noch möglich die schöne
Reise zu machen. Von der großen Düre bei Euch haben wir
Erfahren, dan noch Hize und Fresser. Die Ernte, oder der Sommer
Ist dahin und Euch ist keine Hilfe geworden, – daß ist hart und zum
dritten mal hart. Ich verstehe es, wenn dan der Muht auf
Nul herabsingt. Man sagt: dem Muhtigen gehört die Welt.
Und es liegt viel Wahr[h]eit darin, aber besser noch gefällt mir der
Zuspruch:- Und wenn ich garnicht`s fühle von deiner Macht
du führst mich doch zu Ziele, auch durch die Nacht.
Das du lieber Joh auch an Leber und Galle leidest, wusten wir nicht.
Ich kann mir ungefähre Vorstellung machen, wie schwer es ist,
so zu sagen unthätig den langen Winter hindurch im Zimmer
sein und ich bedauere dieses von Herzen. Freuen uns zu der Bes-
serung Eurer Tochter Lieschen[6]. Wird sich hoffentlich noch ganz
ausheilen. Der liebe Gott wolle es geben. Ja, das Furchtbare in Russ-
land hält noch immer an. Möchte die Erlösung doch bald kommen!
Octo 7. Nun noch ein kurzes Wort über: „Es ist eine ganz gute
Stelle, aber es ist immer gedient, das hatten wir mal nicht gedacht,
daß es so kommen würde!“ Es ist ja so schön und angenehm für
Eltern, wenn Kinder alle daheim sein können und daselbst
Beschäftigung finden, aber ob`s immer das beste ist? In vielen Fällen
ist es besser wenn Kinder ihre Füße unter fremder Leute
Tische stecken. Unsere Kinder ohne Ausnahme, haben alle gedient.
Meine Anna hat 4 Jahre, ehe ich sie heim führte gedient. Auch ich habe
Gedient bis zu meinem 26ten Jahre und sogar auf 6 verschie-
dene Stellen. Alle Achtung für junge Leute, die bereit sind
irgend eine, auch die scheinbar niedrigste Dienste aufzunehmen.
Ein Mädchen, das im Haushalten dient und dan noch in dem Sinne
dient, „als dem Herrn“, die schätzt man nicht leicht zu hoch ein.
Wie schön, das Eure Anna[7] eine gute Stelle hat, das ist auch des Dankes Wert.

[7] Was wir in Sprüche 2:31 lesen, das gillt auch einem jungen
Mädchen. Ich schätze sie viel höher, als eine bis über die Ohren
im Reichtum sitzt und die Zeit totschlägt.
Ihr habt den wohl bei Laud Farm gekauft. Es war wohl Freund
Isaac, der uns dieses geschrieben. Da seid Ihr nun mitten unter
Deutsche und hoffen es wird Euch da sehr gut gehen. Der liebe Gott möchte
auch diesen Schritt Euch zum Segen dienen lassen.
Eure Geschwister möchten wohl auch dort hin, wäre es doch möglich: Er bat mich um
Mitthilfe dazu, kann es jetzt aber nicht ausführen. Habe dieses Jahr
all unsere Kinder ihr verdientes Geld, welches sie so lange
bei mir gelaßen ausgezahlt. Haben lange warten müssen.
Die älteste Tochter schon 13 Jahre gewartet. Die Boys haben das
Ihrige schon längst. Jetzt noch die Hospitäler, Doktoren Ambulancen
X ray und Apartment Rechnungen dazu. Das hat gut aufgeräumt.
Ich weis auch von keinem anderen dem möglich wäre Euren
Geschwistern auszuhelfen. Bei Otto Toewsens geht’s sehr knapp. Dieje-
nigen, die etwas mitbringen können, helfen den Hungernden in

[8] in Russland. Du lieber John schriebst mir einmal. Daß du noch
Land zugekauft habest. Dan hattet Ihr wohl ¾ Sec.[8]
Viel zu wenig für eine Farm, nicht war?
Warum du dieses zugekauft, das wolltest du mir ein ander
mal sagen (doch wohl gemeint mündlich!) Konntet Ihr diese
Farm für die bei Laird eintauschen?
Heute bekam ich einen Brief von meiner Schwester Anna[9] und
ersehe aus selbigem, daß sie die Nachricht vom Abscheiden
meiner lieben Anna nicht erhalten; Schrieb ich doch denselben Tage und
benachrichtete Sie davon.
Nun hätte ich eine Bitte an Euch „möchtet Ihr so lieb sein und
diesen Brief ihr zuschicken?“
Nun der Gnade Gottes befohlen, die Er so herrlich, auch an uns
und Euch allen geoffenbart in Jesum Christum unseren
Heiland der wird uns hindurch, durch alleTrübsale und Leiden
führen zur seligen Vollendung, woselbst wir Ihm höchstwahrscheinlich
auch für die schwer Wege von Herzen danken werden.
In Liebe verbunden grüß Euch alle dein Freund P. Penner

Am Rande des Blattes geschrieben: PS. Werde noch paar Zeilen beilegen für Schwesterlein.

[1] Otto Töws (27.11.1869- 10.09.1957), GRANDMA #384958
[2] Linda Penner (08.03.1898-17.04.1995), GRANDMA #777279
[3] Helene Elvera Penner (27.08.1900-14.11.1990), GRANDMA #777278
[4] Ida Epp (15.09.1872-27.08.1949), GRANDMA #69922
[5] vom Wort Rente. In Deutschland würde man sagen gepachtet. Man pachtet oder rentet eine Farm und zahlt dafür dem Besitzer Pacht oder Rente
[6] Eliese Dyck (14.11.1909-22.07.2002), GRANDMA #386634
[7] Anna Dyck (19.02.1911-19.01.1966), GRANDMA #440877
[8] Wahrscheinlich Section, umfasst eine Sollfläche von einer Quadratmeile bzw. 640 acres (≈ 260 ha). W.R.
[9] Anna Dyck (22.12.1871-1945), GRANDMA #861319

Wasco Jan 20. 1934

[9] Meine lieben Freunde im hohen Norden!
Eure Einladung zu Eurem schönen Feste ist Gestern
zum zweiten mal an uns ergangen.
Besten Dank für die Liebe und Freundlichkeit die
ich aus Euren Briefen wahr nehme.
Euren Brief vom Dec. 18 habe ich ja noch nicht beantwortet
und soll somit jetzt geschehen.
Selbstverständlich wurden wir gerne in Eurer Mitte
sein zu Eurem Feste, es wäre so schön. Werden
Eure Freunde von Horwarden kommen können?
Kaum anzunehmen. Freue mich sehr, daß Ihr
jetzt so mitten unter deutschen wohnen
könnt. Wie viel schöner für Euch und ganz besonders
für Eure Kinder. Weihnacht feierten wir dieses
mal bei Tochter Anna Ifland[1], der 3te Tochter. Sie
wohnt so zu sagen in der Stadt und nur 1 ¾ Ml.
Von uns entfernt. Die jüngste Tochter Louise[2]

[10] hat sich bald nach dem Heimgang der Mutter mit
einem jungen Mann – Peter Kröker[3] verheiratet
und wohnt 7 Ml. Süd von hier bei Shafter.
Habe an meiner Helene[4] eine gute, treue und um-
sichtige Stütze. Emil[5] der jüngste Sohn ist ja
auch noch daheim. Er hat sehr drock[6] und ist nur zu
den Mahlzeiten – und das nicht immer – daheim. Abends
auch meistens von Hause. Jetzt hat er seinen
Traktor Tag und Nacht vor dem Pfluge im gehen. Hat
ziemlich viel auswärts zu pflügen bekommen.
Haben diesen Winter viel Nebel, bis Dec. 20. klar
und hin und her etwas Nachtfrost von da an bis
heute bewölkt oder Nebel ohne Frost. Dacht so, es
wäre für dich lieber Joh. Nicht sehr zuträglich gewesen
aber deswegen könntest du doch ruhig zu uns
kommen, bis zum Sonnenschein haben wir`s nicht
so weit, nur eine gute Stunde Fahrt, bis zu
den Bergen.
Nun, ich hoffe für Euch ein recht gesegnetes
Beisammensein auf Eurer[7] Silberhochzeitsfeste.
Unsere Gedanken werden an dem Tage ganz
Bei Euch sein und in das Lob und den Dank
Mit einstimmen für so viel Gnadenerweisungen
des lieben himmlischen Vaters.
Einen herzlichen Gruß an Euch alle und
Seiner Gnade befohlen bis wir uns
Wiedersehn.
Peter Penner
Habe davon geschrieben, dass unser Land an Ol-Co. verpachtet
ist. Heut in Bakersfild erfahren, daß noch nicht alles in Ordnung.
Entscheidet sich erst June 5.

[1] Anna Esther Penner GRANDMA #777276, 2.09.1904-14.06.1992
[2] Louise Penner GRANDMA #308089, 8.09.1913-12.02.2004
[3] Peter Kröker GRANDMA #120183, 12.07.1905-28.06.1983
[4] Helene Elvera Penner GRANDMA #777278, 27.08.1900-14.11.1990
[5] Emil Penner GRANDMA #808521, 2.01.1911-10.07.1988
[6] Drock=sehr beschäftigt, Plattdeutsch.
[7] Silberhochzeit von Johannes Dyck GRANDMA #168774 und Renate Mathies GRANDMA #168775

Mai 24, 1937.
Wasco Calif Palm. Av.
Box 118.E.

[11] Meine sehr lieben Freunde und Kinder!
Mit tiefem Schmerz und inniger Teilnahme
nehme ich Kenntniß von deiner Nachricht
lieber Joh., welche heute hier eintraf.
Obige Worte und folgende auf dem
nächsten Blatte, zum Gruß!
Im festen Glauben und Kindlichen Vertrauen!
„Dennoch“! Dieses ist eine
Herausforderung, eine siegesbewuste Stellung
gegenüber allem Zweifel, Muhtlosigkeit

[12] und was uns sonst im Kampfe zu fällen
droht. Wie groß und herrlich dieser Gnadenstand,
haben wir, – meine liebe Anna und ich
erfahren mussten immer wieder danken
für die gnädige Führung.
Noch Wochen vor ihrem Abscheiden, konnten
wir in aller Ruhe Bestimmungen treffen
in Bezug auf die Kinder, ihrem Begräbniß
unter anderem auch gab sie Anweisung
mit welchem Kleide sie im Sarge ruhen
wolle. Dan bat sie auch, ich möchte ihrem
Frauen-Verein, welcher sehr an ihr hing,
auffordern, das für die Blumen zum Begräbniß bestimmte
Geld für Mission zu verwenden. Diesen
ihren letzten Willen, an ihren Verein, wurde
erfüllt, in dem sie das Geld, unserer Tochter
auf der Mission in Afrika schickten.
Wir stimmten ganz und zwar williglich, in
dem Worte überein: „Wenn ich Ihn nur
habe lass ich alles gern“.
Wir haben nicht darauf bestanden in unsere

[13] Bitten „hilf uns aus der Not“. Aber darauf
Bestanden wir, hilf uns in der Not, wissend,
nur auf diese letztere haben wir seine absolute
feste Zusage und dürften Ihnen beim Worte
halten. Und wie herrlich hat er sich als der
Retter „in unserer Not bewiesen.
So, und nicht anders, werdet Ihr und Seine
Zusage erfahren. Ja, nur Sein Wille geschehe!
Wir danken und weden Ihm später noch mehr
danken, für die Trübsaale hier, die nur
zeitlich und leicht? -Ja! – Wir alle wissen
was sie auslöst. Er wird’s „wohl“ machen!
Meine Absicht heute Morgen war, noch heute
an Euch zu schreiben. Jetzt, daß Euer Brief da,
thue ich es doppelt gerne. Bin mit schreiben
bei Euch in Schuld! Bitte verzeiht!

[14] Habe Euren Brief vom 8te Januar nochmals gele-
sen. Ja, du hast recht geurtheilt! – Bin in
jeder Hinsicht gnädiglich versorgt. – Bin
immer schon gesund gewesen bisher, meine
liebe Tochter Helene, eine ausgezeichnet gute
Wirtschafterin, – bekümmert sich um alles, sogar
der, wenn auch nur schwach leuchtende Mondenschein,
musste verschwinden, in dem sie mein
Haupthaar vernünftig geordnete. Konnte mir
keinen besseren Beistand denken, ausgenommen
den, welchen ich lange genossen und mir so treu
zur Seite gestanden. Auch in materieller Hinsicht
sorglos. Die hohen Preise für Kartoffeln und guter
Preis für Baumwolle im letzten Jahr. -2 ½– 4 Doll.
a 100 U [1] für Ki Woll ¢ 12 a U Ernten jetzt Koff.
Preis anfänglich $ 1 ¼, jetzt $ 1,0 giebt etwa 300 Sack, a. AK.[2]
Wolle, dieses Jahr etwas besser im Preis. Wenn die
Erwartungen derer, die das Land hier zu $ 35 bis
$ 50 pr. AK auf 3 Jahre, für Öl und Gas gepachtet. (Un-
sere 80 AK sind auch verpachtet) dan wird unsere
Gegend, für lange, in ein Öl und Gas Feld ver-
wandelt werden. Der nächste Öl-Brunen zu uns 1 ½ Ml
ist 9900 Fuß tief.

[15] Möchte dich interessieren, wenn ich dir etwas mittei-
le von der Wirtschaft unserer beiden jüngsten Söhne.
Im Herbst 1935 kauften sie 3 Ml nord von uns gemeinsam ihre
eigene Wirtschaft 120 AK. für $ 18000. Hatten nicht so
viel anzuzahlen, wie sie für die Einrichtung: Bewässerungs
Röre, Brunen und Pumpe ausgeben mussten.
In 1936 nach der Ernte bezahlten sie die ganze
Schuld. Dan haben sie 1936 15 Ml west ein größeres
Gut, die „Kärmel-Range 6 Sex“ [Section, 640 acres] auf 5 Jahre und wenn sie
wünschen auf länger, gepachtet. Nur die Hälfte, 3 Sex sind
eben genug zum Bewässern. Das Schnee-Wasser aus den
Bergen ist frei und im Übermaß vorhanden. So viel
Berg-Wasser, seit unseres Hierseins, bis jetzt nicht gehabt.
Die 3 theure Brunen und Pumpen, die sie dort eingestellt,
(insgesammt $ 20.000) werden sie dieses Jahr nicht benutzen
diese mußten sie bezahlen, wird aber von dem Pacht
Preis, – 1/5 der Ernte – abgezogen. Obschon unsere Kartof.
rein, – ohne Erdanhaftung – geerntet, verlangen die
Käufer derselben, da sie weit, das ist über die ganze
U.S. verschifft werden, gewaschen. Zu diesem Zweck

[16] haben sie in Wasco Pack-Haus zu 7 und 2 Wascher auch
zu je 7 tausend Doll. aufgestellt. In 50 Minuten,
waschen, sacken, wiegen und laden sie 1 Car – 300 Sack.
Jetzt, da sie ihre Kartoffeln ernten, sind 50 Personen
im Felde und eben so viele im Pack-Haus und Offis beschäff-
tigt. Sie waschen auch für viele andere Nachbarn.
Eine ganz andere Wirtschaft jetzt, als zur Zeit 1921.
Damals hielten wir auf 80 AK 8 Esel, jetzt bedient
man sich, auf größeren Farmen, ausschließlich der Ma-
schinen. Kartoffeln und Cotten-Pflanzer 2-4 Reihig. Kartoff.
Pflug 2 Reihig. Die Lastwagen sind Trucks. Wie viel
ihnen die 2 neuen Trucks, 8 Katterpiller[3] und andere
Traktoren kosten, weiß ich nicht. Außer Pflüge und
andere Geräte sind dan noch 3 neue Autos, 2 große
und 1 Coupe und 2 Pickup-Truck. Natürlich haben sie jetzt
noch einen gehörigen Plumps Schulden, mit denen
sie mit der diesjährigen Ernteeinnehmen
aufräumen wollen. Für die laufenden, jährlichen Un-
kosten in ihrer Wirtschaft reichen 50 tausend Doll wohl
nicht ganz zu. Unsere Farm und 10 AK.
neben unsere 80 AK. die wir schon mehrere Jahre in
Pacht haben, da unser Brunnen genug Wasser liefert

[17] für 90 AK. haben Otto[4] und Emil[5] auch gepachtet.
Halten alles in Ordnung, zahlen alle Unkosten,
als Saat, Arbeit, Wasser und liefern zur Car.
geben ab von der Baumwolle ¼ von den
Kartoff. 1/6. Du wirst wohl denken, warum
so ein großer Unterschied in der Abgabe zwischen
Kartoffeln und Baumwolle? Antwort: Cotten wächst
von April bis einschließlich November. Vor dem pflanzen
wird das Land berieselt, hält dan Feuchtigkeit
bis mitte, oder ende Juni, von da ab wird 4 Mo.
bewässert. Die Saat pr. AK $ 1,25 Pflücken etwa $ 15pr AK ginnen

(Saamen von Wolle Schneiden. AR) $ 10
die Arbeits-Kosten für wässern und reinhalten
sehr dasselbe wie bei Kartoffeln.
Kartoff-Saat pr AK 13 Sack Preis $ 3,00 macht $ 40,00
Schneiden pr S. ¢ 10. beizen auch so viel. Neue Säcke
mit Marke versehen ¢ 10. Wenn der AK wie zur
jetztzeit, da die Kartoff. kaum ¾ ausgewachsen,
auch nur 300 S. vom AK geben, wäre es $ 30 für
Sacke. Ausgaben $ 10. Pflanzen auch so ungefähr
Trucken ¢ 1. S. Gesamt Kosten bei Kartoffelbau
beläuft sich – je nach dem der Preis für d. Saat
auf $ 150-160 pr. AK. für waschen auch noch ¢ 8.

[18] Auf unserer Farm werden $ 150 gut zureichen; da
wir schon das 3te Jahr mit Naturgas pumpen,
da die Leitung bei uns durchläuft.
Es würde ja nicht angebracht und für dich zu
langweilig sein hierauf ins Einzelne einzugehen,
aber so den ungefähren Begriff von der
hiesigen Wirtschafterei hast du jetzt schon
bekommen. Im ganzen haben sie 180 AK Kartoff.
1070 AK Baumwolle, den Rest in Zuckerrüben.
Zuckerrüben sind dieses Jahr erstmalig gepflanzt.
Habe aber doch noch etwas hinzufügen. –
Das planzen der Kartoff. beginnt 40 Ml.
den Bergen näher gelegen als wir im Nov.
Bei uns erst ausgangs Dec. Weit die
mehrsten werden im Febr. gepflanzt. Wachszeit
90 bis 110 Tage. Innerhalb 110 Tage sind sie reif.
Bewässert, nach dem sie aufgegangen, in den
Furche, zwischen den Reihen. 1 oder 2 Wochen
lang 2 mal wöchentlich, von da ab jeden
anderen Tag, bis sie fertig zum ausnehmen.
Bleiben beständig, Tag für Tag beim Wässern,
den 1ten Tag jede andere Reihe. Den nächsten Tag
die übergeschlagenen. Die größte Pumpe auf
Karmel liefert 3 tausend Gal Wasser in der Minute.

[19] Der Wasser-Strahl aus dem 12 Zoll Rohr hält
sich mehrere Fuß wagerecht, ehe er sich senkt.
Das Wasser genügt für 1 hex.
In der Leitung ihrer Wirtschaft bleiben sie
getheilt. Otto kümmert sich nur um ihre und unsere
Farm, Emil hällt die Karmel in full speed.
Adolph[6] fand letzten Herbst auch wieder zurück
und hat auf der Karmel die Arbeiter-Aufsicht.
Wohnt daselbst mit Familie – 4 Kinder im
Alter von 1 bis 11 Jahre. Linda[7], die ihre Freizeit
öffter bei uns zubringt, war auch jetzt auf
1 Monat bei uns. Ella[8] und Herold Coen[9] mit ihren
2 lieben Mädel ¾ und 5 Jahren kamen von Afrika
den 24te Dec. bei seinen Eltern in Ohio an, von
da zu uns März 19. Mehreren Einladungen zu
folge, sind sie jetzt etliche Wochen (ew. auf 1 Monat)
in Los Angelos. Halten Vorträge in mehreren
Kirchen. Die Mädel haben sie uns so lange
anvertraut. Anna[10] und Henry Ifland[11], bei denen
der Storch im März das 6te mal sich einer süßen
Last-Junge entledigt, haben wir ja ganz in der Nähe
neben der Stadt-Grenze Wasco. Louise[12] unser Baby
und Peter Kröcker[13] 25 Ml süd. von Bakersfield 8 Ml. west
auf 90 AK Pacht-Farm, alles in Kartoffel. Hier wird
das 2te Bündel mit gutem Innhalt erwartet

[20] ihr Erstgebohrener 3 J. wird seine Erstgeburt
nicht feil haben. Ottos sehr lebhafte, heitere
Ruth ist ganz in ihrem Element wenn sich Gäste
aufnehmen und bewirthen kann. Auch sie haben
dafür gesorgt, daß ihr Erstgeborener 2 J. nächstens
einen Spiel-Kameraden bekommt. Bin sehr
gespannt, was aus diesem Jungen, wenn er so
wie jetzt fortfährt, werden wird. Seine
Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Wagemut muss
ich immer wieder bewundern. Furcht ist ihm fremd.
Wenn’s ihm da doch mal glückt und einen tüchtigen
Knack bekommt, dann kneift er seine Augen fest zu
für kurze Zeit und los geht`s. Das gehen hat er
bis her kaum gelernt, sobald die Beinchen ihn
trugen, versuchte er nie, wie man das sonst
bei Kindern bemerkt, sich an einem Gegenstand
zu halten um aufzustehen, nein, er stand frei
auf und dan wurde gelaufen. Wenn er fiel ruckste
ihm nicht, dan sofort wieder auf und vorwärts.
Jetzt wenn er läuft, dan gehört sich`s so. Daß er
zwischenein den Hochsprung macht, am Ziele
angelangt duckt er sich etwas, setzt alle Kraft
an, macht seinen Meistersprung und landet mit
Füßen und Hintern zu gleicher Zeit an. Ja, die
Kleinen bereiten einem viele Freude.

[21] Emil wohnt bei Otto, auch einen jungen Mann
dessen Name Karl Lichty, möglichenfalls der
zukünftiger Schwager zu Emil, haben sie
bei sich.
Das ihr die Reise zu Jac. Wiebe`s[14] Sielberhochzeit gemacht,
hörten wir schon in Berlin und freuten
uns dazu und die Freude der Kinder hat Eure
Freude verdoppelt, so ist`s recht und gut. „Kraft
durch Freude“ haben wir in Deutschland gut
kennen gelernt. Es geht da lustig zu. Ihr habt
darüber jedenfalls auch schon gelesen, oder gehört.
Und Peta bereitet sich vor für den Lehrer Beruf.
Es ist wohl keine Seltenheit, daß Eltern den Beruf
der Kinder bestimmen wollen, welches nach
meiner Meinung selten zum Segen ausfällt,
wenn sie darauf bestehen. Habe meinen Söhnen,
ganz besonders dem vielseitig veranlagten Emil
daß, falls ihnen irgend etwas besser zusage, als
die Farmerei, daß er das ergreifen solle, zu dem
er Lust und Liebe habe. Alle 3 wollten von nicht`s
anderem wissen, als Farmen. Emil, welcher besonders
gut und leicht lernte, trotzdem ihm die Bücher
beinahe verhasst waren. Er versuchte es vor der erlaubten
Zeit die Schule zu schwänzen, hatte aber nicht
Erfolg und musste aushalten. Zur Hochschule?-

[22] nein! nein! Meine Hochschule ist hier auf der Farm!
Wenn ich ihm frage: hast du dies und jenes gelesen
in der Zeitung? Dan heißt`s: Ach, davon ist ja
die Luft schwanger, alles was ich lese sind die
head lines[15]“. Wie schön für Euch, alle Kinder
in erreichbarer Nähe zu haben. Außer 2
(die Afrikaner, nur immer das fünfte Jahr hier)
haben wir die Kinder auch alle bei uns.
Ja! Lieber Johannes, du hast jetzt einen sehr schweren
Kampf, vieles zu überwinden. Sei nur
getrost und sehr freudig. Je schwerer der Kampf,
je größer und herrlicher der Sieg und der Lohn!
Möchtest du und ich und alle die Ihr lieben, wir,
alle uns genügen lassen an Räm. 8,28.
Meinen besten Dank für beide Briefe.
Freut mich, daß du auch von den andern Freunden
berichtet hast. Sheldon noch in guter Erinnerung,
waren in der Kirche daselbst. Es sind
wohl mehre der Deutschen da gebliben.
Ist mir schade, daß ich mich mit Euren Kindern
(du hast sie hier alle genannt) nicht mehr ganz
zurecht finde. Das kleine Blumen-Mädel
ja, die sitzt fast bei mir.
Mein Vornehmen Euch alle nochmals zu
besuchen, nicht aufgegeben und würde es nächs-

[zu Seite 22, seitlich] Lege Check zum Bf. ihn zu cachen wirst du wohl nicht Mühe haben, Vetter D. Toews[16] ist dort ja lange bekannt.

[23] stens ausführen, wenn meine Helena nicht
so Autoscheu sein würde. Sie kann es aber
nicht ändern. Jetzt von der Europa-Reise
zurück bleibt sie am liebsten zuhause.
Möchte auf Auto fahren, da ich auf dem Weg
zu Euch mehrere Freunde und auch Vetter
G. Froese[17]. Walla Walla Wash. (am Rande der Seite stand: auch Dietrich Dyck[18] in Origon) besuchen wollte.
Mit der Kartoff. Ernte werden wir innerhalb
1 Woche fertig, dann währe ich fertig für die Reise
Findet sich fielleicht Gesellschaft ehe der Herbst da.
Danke Euch für die freundliche Einladung.
Die liebe Familie Fr Jantzen habe ich bei der Gelegenheit
(vor etwa 1 Mon.) als ich Dr. Cor. Krahn[19]
Holand, welcher hier in US u. wohl auch in Canada
Das Mennonitentum studiert, bis Paso Robles
von da nach Reedly brachte, besucht. Werde
ihnen die Nachricht zusenden. Dr. C. Krahn hält
in den Gemeinden wo er gewünscht wird,
Vorträge über Verhältnisse in Russland, Deutschland
und Holland. Dan auch über die Entstehung u.
der Entwicklung der Men<oniten>. Er ist ein netter,
interessanter, sich zurückhaltender noch jüngerer
Man. Habe ihn hier bei uns, auch in d. Paso Robles
Kirche gehört. Er ist in Russland geboren. Sein letztes Heim
Bergseite west von Saratov. 1925 rausgekommen.
In Deutschland 2 J<ahre> studiert u. ist

[24] in Holland daheim. Mir fällt eben ein, ihr
lest ja auch den D.B. <Der Bote?> u. brauch nichts mehr darüber
schreiben.
Heute Nachricht von J. J. Wiebes Nebr. Erhalten
Die haben ja von Euch d. Nachricht. Dort
hat es schön gregnet und alles scheint gut zu werden.
Aber daß Ihr von einfachen Farmersleuten,
denen mit dem Einfachsten am besten gedient
verlangt, daß wir einen Vohrläufer
schicken. – Zu welchem Zeeck den eigendlich?
Wir würden dan schon an der Thüre klopfen,
wenn wir da sind.
Haben uns in Europa schon so angewöhnt,
daß wir uns ein Zimmer mieten u. von da
aus die Besuche machten. Nur bei Driedgers,
Jac. Wibes u. in Berlin bei der Ankunft an bei
Schw. Anna u. Bruno[20] genächtigt.
Seit Alle Ihm unserem bestem Freunde befohlen.
Wollen gerne Eurer, auch in der Fürbitte
gedenken. Ja, wie deine l. Renate es verlangt:
Möchten wir alle Tage zur Ehre unseres Vaters
Ausnutzen. Mir , als Vermittler, ist der
Auftrag geworden, Euch etwas beizustehen u.
Bin froh dieses tun zu können u. zu dürfen.
Mit ganz lieber Teilnahme u. Gruss an alle verbleibe
Ich in Liebe verbunden der Eure Peter Penner

[1] U Im handschriftlichem Text stand ein Zeichen welches wie ein durchgestrichenes U aussah. Möglicherweise ist damit die Maßeinheit Unze gemeint, in der Rohbaumwolle gewogen wurde. AW
[2] Acker, acre, ca 0,4 Hektar
[3] Wahrscheinlich ist Caterpillar gemeint. AW
[4] Otto Penner (24.09.1901-27.01.1950), GRANDMA #777277
[5] Emil Penner (02.01.1911-10.07.1988), GRANDMA #808521
[6] Adolf Penner (24.03.1899-13.12.1985), GRANDMA #348821
[7] Linda Penner (08.03.1898-17.04.1995), GRANDMA #777279
[8] Ella Penner (09.07.1907-15.03.1997), GRANDMA #777275
[9] Harold Coen (06.08.1902-5.09.1993), GRANDMA #1382174
[10] Anna Penner (02.09.1904-14.06.1992) GRANDMA #777276
[11] Henry Ifland (27.09.1903-22.07.1984), GRANDMA #1382173
[12] Louise Penner (08.09.1913-12.02.2004), GRANDMA #308089
[13] Peter Kroeker (12.07.1905-2.07.1983), GRANDMA #120183
[14] Jakob Wiebe (27.01.1887-04.01.1967), GRANDMA #6796 und Anna Wiebe (21.06.1887-30.12.1967), GRANDMA #19381 heirateten am 23.05.1911.
[15] head lines=Schlagzeilen
[16] David Töws (09.02.1870- 25.02.1947), GRANDMA #4996
[17] Gustav Fröse (16.09.1880- 01.11.1967), GRANDMA #1254690
[18] Dietrich Dyck (24.08.1867- 02.04.1943), GRANDMA #400315
[19] Kornelius Krahn (03.08.1900-03.08.1990), GRANDMA #19239. Theologe und Erforscher der Geschichte der Mennoniten.
[20] Schwester Anna – Halbschwester Anna Tgart (Tjart), geb. Jakob Dyck (22.12.1871 – 1945), GRANDMA #861319 wohnte mit ihrem Sohn Bruno (19.09.1909- 08.1980), in Berlin.

Wasco. Dec. 30, 1935

[25] Lieben Freunde im hohen kalten, kalten
Norden! Huh! – muß Euch so oft bedauern.
Dank Dir l. J., dass  Du trotz meiner Nachlässigkeit,
(hatte deinen letzten Brief nicht beantwortet)
wieder Nachricht gebracht von Eurem
Ergehen. Dan auch meinen herzlichen Dank
für d. Glück- u. Segenswünsche, welche ich hiermit
erwiedern möchte. Ja etwas Köstlicheres,
als den tiefen Gottesfrieden u. seine Gnade
ist nicht denkbar, das reicht zu – damit halten
wir durch! Alles Andere wie’s auch scheine
ist es doch, ohne diesen Frieden nur ein schweres
Joch, darunter dass Herze sich naget u. plaget u dennoch
kein wahres Vergnügen erjaget. Erlange
ich dies Eine, das alles ersetzt, dann bin ich mit
einem in Jesus in allem ergötzt. Das walten
Gott bei Euch allen lieben Freunde dort u. uns
Hier. Wie es mir gesundheitlich und sonst geht?
Darauf darf ich antworten; recht gut, bin schön
Gesund. So verschieden wie wir Menschen
veranlagt sind, so verschieden wird’s auch wohl sein
mit dem Trennugsschmerz. Am schwersten wird’s
wohl sein für die Schwermüthide. Aber von dem
allen abgesehen, hat ein Jesus Kind probates
Mittel dagegen, auch in dem größten
Schmerz, darf es sich halten an der Vaters Zusage
in Röm 8.28. Im Geben auch im Nehmen segnet
Er und der größere Segen liegt wohl im Nehmen. Je
mehr uns die morschen Stützen dieser zeitlichen

[26] Dinge genommen werden, je fester klammern wir
an den Fels der ewig bleibt. Will nur
noch „ein“ bewährtes Mittel anführen u. das finden
wir aufgezeichnet in 1 Thess 5.18. Ps[alm]. 50.14.15.23 Eph 5.20.
Ps.119.71.75. Summa: Sich demütigen vor Gott, mit
ja! ja! seine Zustimmung seinen Führungen zustimmen
alle Zeit für alles danken. Er rüste uns auch mit
seinem Geiste, dem Geiste der Liebe u. der Kraft, Ihm
in alle diesem im Gehorsam zu folgen.
Das Ihr in liebender Teilnahme u. ich zweifle nicht
daran auch fürbittend meiner gedacht, schätze
ich hoch und dank Euch dafür. Dass ich die Wirtschaft abgegeben
(etwas Beschäftigung finde ich immer) dann mein
etwas geschwächtes Gehör, besonders hinderlich in Gesellschaften,
dazu wenn die englische Sprache gebraucht
dieser Umstand veranlasst Vereinsamkeit. Ganz anders
ist‘s ja, wenn zwei Einsamen die Einsamkeit teilen
dürfen. Aber wie immer Er führen mag, so ist‘s recht
und gut! Die deutsche Umgangssprache beherrschen unsere
Kinder alle. Im Schreiben stehen alle andere der
Helene, mehr oder weniger nach. Ferien-Schule in Kansas
haben nur die beiden ältesten 1 ½ Monate gehabt. Anna,
die Mutter, hat sie im Deutschschreiben unterrichtet
und ich bestand darauf, dass sie Lieder, aus Gesangsbuch mit
Noten meistens Choräle, an welchen Vater und Mutter
auch noch etwas aufzufrischen und zu lernen hatten
lernten. Somit durften wir nur selten, bei morgen
und Abendandacht zum Buche greifen. Alle 4 Stimmen
waren vertreten, bis sie nach und nach ausflogen.
Den Gesang haben wir beibehalten, bis es meiner Anna
schwer fiel mitzusingen. Den großen Unterschied
im Weizenpreis hat doch wohl der Frost bei Euch bewirkt.
Zu Eurem schönen Plan gratuliere ich und hoffe, Ihr könnt
durchfahren. Wie schön wäre es, wenn‘s noch ein Endchen
weiter reiche, bis zu uns! Geht am Ende doch!!

[27] Freue mich, dass es bei Euch im Allgemeinen so viel
leichter wird. Dein Schwager J. ist dann wohl von seinem
Leiden geheilt?
Habe eben deinen vorigen Brief von Dezember 3. 1934 noch
paar Mal nachdenkend gelesen und Stellen, auf die ich
näher eingehen will, gezeichnet. Also am Nov. 4. 1934 meinen
letzten Brief an dich geschrieben. Dein Schw. J. hat damals
dankend geantwortet. Jetzt halte aber ruhig
still, ich muss dir jetzt ganz gründlich die Glorie lesen.
Was du dir da unterstehst zu schreiben „Peter, bist du
aber ein guter Kerl“! Und so etwas wagst du mir, mir
nichts, dir nichts, in Gesicht zu schleudern? Da hört sich
doch alle Gemütlichkeit auf. Nach deinem Blick beurteilte
ich dich als guten Menschenkenner, aber da habe
ich‚s jetzt! So kann man sich täuschen. Das Gegenteil von
dem was du da gesagt, ist die Wahrheit. Du wähnst doch
nicht der Einzige zu sein, der Anspruch darauf macht,
der Sündigte unter den Sündern zu sein; ich bin
auch einer von denen und je mehr wir unter das Licht
der Wahrheit kommen, je klarer die Erkenntnis unserer
selbst, dass nichts Gutes in uns zu finden und Er allein
Wollen und Thun des Guten wirkt. Darum Gott allen
die Ehre! Ja, der Besuch in Kans. und auf der Ausstellung, hat
uns gut bekommen. Otto Dec. Mo. bei seinem früheren Boss
bei Enconitas 250 Ml Süd, geholfen die Weihnachts-Blumen
auf dem Markt zu bringen. Unser Platz ist ½ Ml Südwest
und sie sind 1 ½ Ml nord-west von Wasco. Sie
haben sich jetzt sehr viel unternommen, neben unsere
80 AK und ihre 120 AK haben sie 17 Ml. west (zwei andere
junge Männer sind beteiligt) eine Stange von 6 Sec[tionen, oder 6 Quadratmeilen]
3840 AK, aber nicht alles unter Pflug, gerentet auf
5 Jahre zu Weizen, Corn [Mais] und Baumwolle, das ist zu verstehen,
dass es nach der Zeit bei Hawarten, bei Tiefengrund uns
gemütlich und wie viel schöner und besser für die Kinder, aber
wie mögen wohl G. Froesen[1], die doch so ganz alleine zurück
geblieben fühlen? Seine Frau[2] schien mir eine recht willensstarke
tüchtige und unverzagte zu sein, die ihre Wirtschaft
mit fester Hand führt. Die andere Deutschen, welche der

[28] Kirche näher wohnten (wohnten wohl west von Euch)
sind wohl auch nicht alle dort geblieben. Freund John P.
Epp verkaufte seine Farm, glaube ½ Sec. 320 AK etwa vor
16 Jahre an einen Krause, oder wie man dat ding‘s
ob Plattditsch saigt „Krus“. Allzu viele Krause wird
dort wohl nicht haben, dass du ihn deshalb nicht finden
könntest. Wenn ich nicht irre, dann ist Krause ein Nachbar
zu meinem Sch [wager] Jac. Classen[3] – meine Cousine Kate Toews[4]
war seine Frau. Kürzlich versuchte Krause – er schuldet
noch viel – die Hälfte des Landes an Epp abzugeben und die
Schulden auf das andere ¼ Sec. zu bekommen. Epp war aber
nicht zu haben für diesen Handel, ließ aber ab von Kaufpreis.
Wie viel Kraus damals gezahlt für dieses Land weiß
ich nicht. Möglichenfalls ist das eine ¼ Sec. zu kaufen.
Eure Kinder sind ja auch alle sehr beschäftigt. Aber nur
$ 40 Führergehalt in 8 Grade, ist im Verhältnis zu den Preisen
hier sehr wenig, aber in unserem Staate werden auch wohl
höhere Löhne gezahlt als sonst in irgendeinem Staat.
Lenchen ist doch wohl diejenige, welcher der Rücken verletzt
wurde? Und mein Blumen-Mädchen, das Nesthäkchen
ist denn wohl ganz bei Mama. Den Namen habe ich aber
vergessen. Das Vieh durchwintern muss gut gelohnt
haben, hier ist‘s im Preis sehr gestiegen. Nun ja, Jungens,
dass ist wohl die Regel, und nicht nur bei Euren und unsren,
dass sie den Vätern mehr Kopfschmerzen machen als die
Töchter, aber dafür sind‘s ja auch „Jungens“! Das wird sich
auf die Länge alles liefern. Mit der Arbeitslosigkeit und
auch der Reliefwirtschaft ist‘s eine heikle Sache. Hier
gab die Regierung, ehe die Baumwolle alle gepflückt war,
den Arbeitslosen Arbeit und wie auf Kommando verließen
die Pflücker die Felder, hielt aber nicht lange so an und die
Re. stellte die Arbeit ein und so bekommt der Farmer sein Feld
geerntet. Viele, welche Relif nehmen, sagen die Arbeit
ab, wenn ihnen solche angeboten wird. Wie man einen
Knaben gewöhnt, so lasst er nicht davon, wenn er alt
wird. Erziehung und Gewohnheit der Kinder daheim, ist doch
wohl in der Regel ausschlaggebend für ihr späteres Leben.
So viel ich den lieben alten Onkel D. Froese[5] habe kennen gelernt

[29] war er sehr sparsam in kleinen, auch kleinsten Dingen, aber
bei großen Dingen, war‘s wohl oft umgekehrt, hat damit aber
an andern viel Gutes getan. Selbstredend hängt man solche Schwächen
anderer nicht an die große Glocke. Man hat ja übergenug mit den
eigenen Fehlern zu tun und bekommt gar nie damit aufgeräumt.
Aber, weißt du, ich bin trotzdem, dass ich nicht Fehlerfrei, oder besser gesagt,
sehr fehlerhaft, bereit meinen Freunden auf ihre Fehler aufmerksam
zu machen. Glaubst du nicht auch, dass diejenigen, die uns die
Wahrheit sagen, unsere besten treusten Freunde sind? Ich glaube
wir sollten in dieser Sache unser großes „Ich“, das „schone Dein selbst“,
die Leidens Scheu zurückweisen und uns gegenseitig zum
guten ermahnen um der Liebe und auch um unserer Pflicht
halber, dem Nächsten gegenüber. Du wirst doch wohl die Gelegenheit
dort nicht zu suchen haben, um ihnen solchen Freundschaftsdienst
zu erweisen.
Im vorigen Jahre erhielt ich einen Brief von unserer sehr lieben
Freundin – kann auch wohl sagen Stiefschwester – Frau Wall,
früher Helene Dyck[6], also deine Tante. Berichtete von dem traurigen
Ende ihres Gatten[7] und den schweren Zuständen. Schickte ihr damals
Hilfe und in dem Rund.-Brief, welcher bei unseren Gesch. die Runde macht
hatte ich von diesem Falle erwähnt. Schw. J. Wiebe machte dem alten
Onkel John Harder, welcher ja auch ungefähr vor 60 Jahren den Trakt
besucht und bei deinen Großeltern[8] sein Heim hatte, mitteilig darüber.
Dieser liebe Ohm schickte zu meiner Freude auch noch etwas hin.
Etliche wenige Tage zurück schreibt sie zum andern mal und ist in großer
Besorgung um ihren Sohn, der Andeutung nach verschickt und
fürchtet, dass er wird denselben Weg gehen müssen wie ihr Mann.
Wenn die Verhältnisse sich wohl etwas gebessert, so ist doch noch immer große
Not. Hätte ich ihren Brief hier, könnte ich ihn Euch zuschicken. Habe ihn also
zu P. H. Unruh Kans geschickt, um auszufinden, ob es irgendwie
möglich ist, helfend beizustehen. Den letzten Berichten zufolge ist
keine Möglichkeit vorhanden. Warte jetzt auf Antwort von Unruh.
Bruno[9] und später auch Schwester Anna[10] bringen uns gute Nachricht. Schw.
ist auf dem Wege der Genesung. Hatte nicht Krebs, die Wunde gut
geheilt. Zu Weihnacht kommt sie aus dem Krankenhaus bei Marienburg
zu Bruno. Zum Frühjahr verheiratet er sich mit seiner Braut Gertruda Ratzlaf[11],
dem besten Mädel auf der Welt!

[30] Wenn ich, oder wir – ob Helena auffährt ist noch unbestimmt – den
Plan wie gemacht, ausführe, dann gibt’s ein Wiedersehen nächsten
Mai in Berlin Deutschland, woselbst Bruno im Dienste Hitlers fliegt.
Womöglich ist die Trauung in der Luft. Na, werden ja ausfinden.
Dann will Bruno die Mutter ganz zu sich nehmen. Ja! Die Kinder haben
wir, außer Linda[12], welche im Bettel Hosp. New Kas. und Ella[13] Coen mit
4-Jährigen Töchterchen Ruth-Marie und ihrem Manne auf der Sadan Interior
Mission Katanga Nigeria West Afrika, alle in der Nähe. Der älteste von den
Söhnen Adolf mit seiner Anna[14] und 3 Kindern von 11-4 Jahre ist ja nicht ganz
nahe, er truckt jetzt 175 ml Nord von uns. Anna Ifland hat 5 Kindern
von 9-1 Jahr. Otto der zweite Sohn und Ruth, einen Sohn 10 Mon. Luise ist das Baby. Luise Kroeker[15]
(er dient auf der Farm) hat 1 Sohn bald 2 Jahre. 2 Großkinder sind bald nach der
Geburt gestorben. 1 liegt in Afrika und Adolph seins liegt hier neben
der Großmutter und Onkel P. Tjarth[16] bei Shafler. Otto‘s Ruth kann schon
nicht Deutsch und H. Ifland spricht noch deutsch, aber sehr gebrochen. Alle Großkinder,
nicht mehr deutsch. und das ist mir sehr schade. Später werden sie
womöglich die deutsche Schule besuchen, um auch deutsch sprechen
zu können. Die Ernten hier, sind ja von Jahr zu Jahr sehr dieselben, da wir Bewässerung haben. Die Preise
für selbige sind
aber sehr verschieden. Kartoffeln dieses Jahr nur 60$ a 100 lb. Der Ertrag
350 Sack pro AK. Habe den Söhnen die alle Arbeit, Saat und so weiter
stellen, verrentet für 1/6 abzugeben, gab somit doch noch bei $ 30
pro AK. Von der Baumwolle, die mit viel weniger Auslagen zu
bauen ist, geben sie mir ¼ ab. Sind noch nicht ganz fertig, pflücken
gibt ungefähr 2 Ballen (1 Ballen 500 lb.) pro AK. Preis 12 $ a. lb. Haben
etwas Regen ¼ Zoll bekommen, nicht genug für Kartoffelland zu
pflügen und bewässern jetzt das Land. Wollen Januar pflanzen.
Auf der Carmel Renge werden sie 800 AK in Weizen säen, sind
jetzt dabei, dass andere lassen sie zu Baumwolle und Corn.
Baumwolle wird April, Corn Mai oder Juni gepflanzt. Etwas von der
Range ist Weideland. Wie die Jungens das alles bemeistern wollen,
ist mir nicht recht klar. Mir will‚s schon manchmal scheinen, als haben
sie zu viel Arbeit. Wir beide wollen nächstens auf etliche Wochen
nach Los Angeles. Hatten früh Frost, wohl zur selben Zeit da es bei Euch
Winter wurde, hielt aber nicht lange an (Frost nur nachts).
Herzlich Gruß an Euch alle Kinder, Verwandte und Freunde und auf
Wiedersehen, vielleicht 1937. In Liebe Peter Penner.

[1] Gustav Ja. Fröse (19.06.1896 – 05.05.1970), GRANDMA #461873
[2] Anna, geb. Jo. Siebert (21.11.1898 – 05.11.1973), GRANDMA #456587
[3] Jacob Klassen (15.04.1867-3.10.1948), GRANDMA #4892.
[4] Katharina Toews (6.12.1871-26.04.1908), GRANDMA #4972.
[5] David C. Fröse (17.01.1816 – 08.01.1902), GRANDMA #4854
[6] Helene Dyck (4.01.1867-16.11.1943), GRANDMA #109012.
[7] Franz Wall (22.03.1866-1.01.1933), GRANDMA #109011.
[8] Johannes Dyck (5.12.1826-10.11.1898), GRANDMA #132332, Helene Janzen (19.08.1825-18.01.1888), GRANDMA #132333.
[9] Bruno Tjahrt (2.10.1908-08.1980), GRANDMA #172577.
[10] Anna, geb. Dyck (22.12.1871-1945), GRANDMA #861319.
[11] Gertruda Ratzlaf GRANDMA #1455360.
[12] Linda Penner GRANDMA #777279, 08.03.1898-17.04.1995
[13] Ella Penner GRANDMA #777275, 9.07.1907-15.03.1997.
[14] Anna Sara Janzen GRANDMA #39419, 9.11.1903-1.031997.
[15] Luise Kroeker GRANDMA #308089.
[16] Peter Tjarth GRANDMA #861318, 11.01.1865-1928.

June 27.1937

[31] Liebe Freunde!
dieses Mal habt ihr uns durch Eure
Gesamterscheinung bei uns, recht
angenehm überrascht. Besten Dank
dafür!
Man zieht so seine Schlüsse, wenn man
die Angesichte studiert. Die beiden
links von John müssen die Schriftgelehrten
sein. Neben Klara stehend, ist ja
zweifellos die, der der Hafer am meisten
spickt [der Hafer spickt – das Kind ist garstig], das ist ja klar zu sehen, das
ist die durchtriebene. Die junge Mutter
wird schon wissen, was sie will. Geht
so nicht, dann geht‚s eben anders, aber
gehen muss es bestimmt! Der Großsohn
auf der Mutter Arm denkt bestimmt:
„Na, was soll denn das nun wieder vorstellen!?
Der Vater wird wohl die Gesinnung
der Mutter vertreten und sich von
niemand das gesteckte Ziel verrücken
lassen. Ein rechter Israelit in des Geist kein Falsch ist.
Eine von den beiden Mädels rechts

[32] muss mein Blumen-Mädel sein, aber welche jetzt?
Es wird doch wohl die zweite sein. Stimmt’s?
Anlass zu unserer Kansas Fahrt war ja die Hochzeit
unserer Tochter Linda mit Herman Oswald,
welcher vor 15 Jahren aus Baden Deutschland herüber
kam. Seit 1933 auf der Farm (½ Sec.) [P. Penner kürzt Section fälschlicherweise als Sex. ab] hatte
er seine Schwester bei sich. Diese Farm, woselbst die
Kinder auch in Zukunft bewirtschaften, ist 20 ml
west von Wichita und der Eigentümer, durch
Ölbrunnen ein Millionär, war auch zur Hochzeit
gekommen. Das Verhältnis zwischen Eigentümer
und Kinder, ist lobenswert, er kommt sie öfter
besuchen. Schade um den Prachtweizen in
Kansas, der vom vielen Regen verdorben. Wird
wohl kaum ¼ von der früher erwarteten Ernte
geben. Hafer war noch sehr gut. Korn im
Verhältnis zu früheren Zeiten wenig gepflanzt.
Heuschrecken massig, ob sie was von dem
Korn stehen lassen werden?
Kartoffelernte bei uns noch im Gange. Die
größere Hälfte verkauft zu $ 1,15 pro 100 lb
jetzt Preis 60-70 $. Der Ertrag etwas unter
Normal. Warten mit Ausgaben, bis wieder
mehr Luft gibt auf dem Markt.
Witterung ganz sommerlich bis 100 Gr. Die Wärme
erinnert mich an den Ozean. „Glob-Trater!“ Den
Namen hat man mir schon beigelegt, nah, denn
man zu! Helene wird vielleicht doch mitkommen.
Wenigstens so lange bis sie Vertretung hat.
Mit besten Grüßen an Euch alle!! P. Penner

Wasco Mai 5.1938.

[33] Mein lieber Johannes!
Deinen Brief von April 25 Montag
Mai 2 erhalten. Die Heim-Reise
gut verlaufen, wie ich es erwartet.
Daheim alles gut angetroffen, – fein.
Liebchen, was wünschst du noch mehr?[1]
Ja! Zu wünschen wäre, wenn die Mutter
sich wieder ganz erholen könnte.
Der Winter, der Euch so bald nach der
Ankunft daheim besucht, wird seinen
Aufenthalt wohl nur kurz gemacht,
und werdet jetzt wohl sehr auf dem Lande
beschäftigt sein.
Hier kürzlich einen kleinen Wolkenbruch
gehabt 1 ½ Z. in 20 M., folglich, genötigt
die Baumwolle nochmals zu pflanzen.
Kartoffeln decken den Grund.
Da den Söhnen sich gute Gelegenheit bot,

[34] haben sie die Karmel-Range aufgegeben.
Wollen näher bei zurenten,
Hier will‚s auch noch immer nicht so recht Sommer
werden. Haben morgens noch immer etwas
Feuer im Ofen.
Für die von euch zurückgelassenen Weintrauben,
werden wir, wie ich annehme, in Frej‚s
(Pr. Frey) Abnehmer finden. Ihnen geht‘s, da
er nicht gesund und Doktor Zahlungen zu bestreiten
hat, dazu erwarten Sie Zuwuchs in
der Familie, recht knapp. Somit könnt Ihr
wissen, dass Eure Mühe mit den Trauben nicht
vergeblich.
Nicht mehr lange, da gehen auch wir mal
Auf die Reisen. Möchte gerne per Auto fahren,
bekomme dann aber die Tochter Helene nicht mit.
Besten Dank für alle Grüße der Verwandten
und Freunde, möchte sie hiermit erwidern an
alle! Helene wird auch noch etwas beilegen.
Somit Gott und Seine Gnade, von der wir alle,
Ihm sei‘s gedankt, abhängig sind, befohlen!
Mit groß der Liebe an euch und eure Kinder. P. Penner.

[1] Johannes Dyck (1885 – 1948), der Briefempfänger, war mit seiner Frau, Sohn John und Tochter Clare bei Peter Penner zu Besuch von Nov. 1937 bis April 1938. Er beschreibt es in seiner Autobiografie im Tagebuch (https://amtrakt.de/tagebuch-von-john-j-dyck-1937-1938/) über diese Reise.

Wasco May 5-1938

[35] Liebe Freunde
Freuen uns mit euch, dass ihr glücklich daheim angekommen
seid. Nur dass Tante wieder so krank geworden, ist schade.
Claras Karte erhalten, dankeschön, die sie auf dem Heimweg an
mir schrieb. Erhielten vor einiger Tage einen Brief von
Jakob J. Wiebes Nebraska, dazu einen von Tante Tjarth
aus Deutschland, der auch an Euch geschrieben ist. Nun wissen
wir nicht, ob Wiebs ihn nicht schon zugeschickt haben, oder
nicht? Denn sie sagte, wir dürfen ihn behalten – Wenn ihr
ihn nicht gelesen, lasst uns bitte wissen, dann schicken wir
ihn euch. Tante Anna scheint ja immer froh und vergnügt
zu sein. Hatte mir schon allerlei Gedanken gemacht, da
so lange kein Brief kam. Freue mich mit ihr, dass sie so
zufrieden ist und alles aus Gottes Hand nimmt. Dass ihr Bruno
und Frau wohl nicht bei ihr in Berlin bleiben, ist ihr etwas

[36] schwer, doch ist es noch nicht bestimmt, aber sie rechnet,
scheint‘s damit. Der letzte Regen und Hagel, den wir
vor 7 Tagen gehabt, war ja ganz außerordentlich – Zeit
ungefähr 1 1/3 Zoll in 20 Minuten geregnet. Die Wege und
Felder standen voll Wasser – Viele müssen ihre Baum-
wolle überpflanzen, da der Samen nicht durchbrechen
kann, denn der Boden ist zu hart und fest, besonders wo
das Wasser so lange gestanden. Noch 10 Tage, dann geht’s
los nach Kansas auf dem Zug – in 2 ½ Tage sind wir da – Ich
freue mich schon dazu – Eine Abwechslung ist für uns beide
immer gut. Bis Canada werden wir wohl nicht kommen, das
viele Unterwegssein ist mal nichts für mich. Das habe ich
auf unsere Deutschlands Reise so recht ausgefunden.
Will noch recht Nüsse knacken und mitnehmen für Schwester Linda und Hermann[1], deren
Hochzeit den 25 ten Mai stattfinden soll. Grüßend Helene Penner

[1] Hermann Oswald GRANDMA #1382171.

Wasco Cal… 27-3…

[37] Liebe Freunde.
Es ist jetzt gerade eine Woche, dass wir von
unserer Kansas- und Idaho Reise zurück sind. Eure
schöne Photographie kam den nächsten Tag. Wenn
Ihr hättet sehen können, wie der Sandsturm unser
Haus zugerichtet hat, dann werdet ihr verstehen, warum
wir nicht eher von uns hören ließen. Da ich zu
allem so mehr allein bin, beschickt es ist nicht sehr. [Plattdeutsch beschetje – viel erreichen, schaffen]
Papa hat auch noch etwas geholfen fegen die
Spinnen haben auch sehr gewirtschaftet. Immer
wenn ich durch eine Tür ging, oder ein Fenster
öffnen wollte, war ein Gewebe die quer. Ich mit
samst den Besen, haben was herum gerackert.
Zurück zum Bild. Es war mir gerade als ich mich
alle zum Besuch um mich hatte- ihr seht alle sehr
natürlich – Klara mein Kus Name. Wie geht es dir
l. Tante? Es haben viele nach dir gefragt, als wir
auf der Reise waren. Waren froh, dass das Wetter
so schön kühl blieb auf unserer Reise – wie gut, das
Heimkommen geht. Ich sagte zu Papa, dieses
sollte vorläufig meine letzte Reise sein – Waren
einen Monat weg. Im Garten war alles sehr gewachsen,
auch das Unkraut, dass wir schon zum großen
Teil weggeräumt haben, abgehackt und gespritzt.
Jetzt kommt wieder das Einkochen Kirschen habe
ich schon 14 quart eingekocht – Aprikosen kommen das
nächste – Trauben hängen auch wieder sehr viel, die

[38] aber erst um einen Monat oder mehr, sind.
Werden viel mehr Frucht ernten von unserem Garten
als wir brauchen können – geben die Geschwister
vieles davon – wenn ihr nicht so weit ab wohnen tät,
könntet ihr auch tüchtig eingreifen, da wär genug
für uns alle. In Kansas gibt es dieses Jahr wieder,
zusagen kein Obst – zu viel Frost – als wir Kansas
verließen und in die Colorado Berge kamen, fuhren
wir über eine Hänge-Brücke (1250 Fuß lang), die höchste in der Welt (1053 Fuß) unten O. Fluss.
Mitten auf der Brücke stiegen wir aus und schauten in
den Abgrund herunter, es war meist [plattdeutsch: fast] zum schwindlig
werden. Am Berges Abhang geht ein Kabel.
Seilbahn sehr steil hinunter, die wir auch gefahren
sind. Unten angekommen bestiegen wir den Zug und
fuhren weiter nach Idaho auf zu. Von dort über
San Francisco nach Hause. Mit die Ferry Juer d. Bay
unter der lange Brücke, der längste der Welt etwas
über sieben Meilen lang. Blieben eine Nacht in S. Tramka.
Den nächsten Morgen mit dem Bus auf die lange
Brücke zum Sante Te Depot, von wo aus wir
die aufgeschüttete Insel sahen, auf der in 1939
eine Ausstellung sein wird. Sie haben die Erde aus
dem Bay gepumpt. Ruth mit ihre beiden Junges weilt
zurzeit im Süden Kalifornien, wird wohl den Sommer über da bleiben,
wegen ihrem Heufieber. Otto oder Emil fahren
öfters hin, somit bekommen wir Gelegenheit mit zu
fahren auf ein paar Tage – wir danken sehr, sehr
für die schöne Photographie – Grüßen eure Freundin Helene

Reedly Calif

[39] Ihr Liebe Alle!
Sonntagnachmittag! Draußen ist‘s
heute mal windich zur Abwechslung, aber
sonst schöner Sonnenschein. Waren froh mal
wieder von euch zu hören und dass es Onkel Toews
besser geht – Wir sind auch alle munter –
Im Garten wächst es sehr, habe schon recht
viel Blumen gepflückt, besonders (Wick).
Schwester Elle mit Mann und jüngstes Kind, sind
kurz vor Weihnachten nach Afrika ins Missions
Feld zurück gefahren – Ihre 2 große Mädels
6 und 10 Jahre, sind in Sant Carolina
im Missions Heim, für Missions Kinder
geblieben – Da haben sie ihre eigene Schulen,
eine ganz nette Einrichtung. Ein
jedes Kind hat seine Beschäftigung, das
heißt bei der Arbeit – die kleinen helfen
mit dem Geschirr austrocknen – Die größeren
beim rein machen – Gemüse zurecht
machen zu den Mahlzeiten und so weiter.
Bruder Emil und seine Frau sind aus
einander gegangen – Sie sind sich
einig geworden, dass sie nicht zusammen
passen – Haben ihr bestes versucht diesen
Schritt zu vermeiden. Da sie eine bald
3 Jährige Tochter haben, die es am schwersten

[40] haben wird. Sie ist zurzeit bei
ihrer Mutter – Emil schrieb nicht lange
zurück, dass er ein junges paar
Leute, mit einem 6 Jahre alten Knaben
bei sich wohnen hat. Sie soll eine gute
Köchin und Haushälterin sein,
und er der Judge von dem kleinen Städtchen
2 Meilen von ihrer Farm – Es ist eine
traurige Geschichte – Weder er, noch sie
schieben sich gegenseitig die Schuld zu.
Emil hat ihr gesagt, wenn sie aus-
einander gehen, dann meint das für
gut. Es will mir doch so scheinen, die
Sache hängt von ihr ab. Denn Emil hat
noch mit allen Menschen können fertig
werden und haben es im Gebet zu Gott
genommen, zusammen. Sie soll zu jemand
gesagt haben 2 Wochen nach der Hochzeit,
sie habe Emil nicht aus Liebe, sondern
wegen seinem Geld und Gut geheiratet,
das sagt schon genug, nicht? Die kleine tut
mir so leid. Frau Ruth ist auch sehr beschäftigt
in ihrem zugekauften Haus zurecht
machen für Renter. Bestellt sehr
zu grüßen – Mit Gruß Helene Penner

Reedly 19 März 1944

[41] An meine liebe Freunde Dyck und Familie!
Besten Dank für deinen schönen und ausführlichen
Bericht von Euch allen.
Recht so, den Verkehr wollen wir nicht einstellen!
Wenn`s auch langsamer geht, aber
dafür wird man ja älter und das Tempo lässt
nach. Ob schon wir noch nicht zu den alten
gerechnet werden dürfen.
In unserer Familie ist alle Mann auf Deck.
Niemand hat zu klagen über Arbeit Mangel,
aber der Arbeitermangel ist groß und wird
zunehmen. Wenn das, was geplant, ausgeführt
wird, dann wird der Brotmangel stattfinden.
Der Landmann muss jetzt schon und wird später
noch mehr vom Lande brach liegen lassen.
Sehr wahrscheinlich steht uns ein Brotmangel
in Aussicht. Dann werden wir unseren Pojas[1]
zur Abwechselung mal enger schnallen, so
dass wir nicht auseinander fallen. Viel empfindlicher,
als die Lebensmittel Einschränkung
vermittels der verschiedenen Kriegsrationsbücher
ist das Schwinden unumgänglich
notwendiger Artikel, um das Land bearbeiten
zu können. Als Teilersatz für die Rationsbücher
erhalten wir jetzt „ Rd-Ponts“, lege einen bei.
Man kann es scheint`s noch gar nicht komplettiert
und umständlich genug einrichten, um Handel
und Wandel zu hemmen. Nicht lange darnach,
als die Aufforderung an die Farmer erging
mehr Schweinefleisch zu züchten, waren die
Warenlager so überfüllt von demselben,
dass vieles davon außerhalb der Kühlräumen
nicht erhalten blieb, also verdarb.

[42] Aber trotzdem, dass man nicht wusste wohin
mit dem Vielen, hatten wir zur selben
Zeit Tage, da kein Schweinefleisch in den
Geschäften zu haben war. Auch ganz Fleischlose
Tage gehabt, dass sämtliche Kisten und Kasten
im Fleischerladen leer standen. Nun ja,
die ganze Einrichtung ist für den Menschen, der
ohne genügende Abwechslung nicht auskommt,
wie angemessen. Will er Schweinefleisch,
so kann er nur Schaffleisch bekommen
und umgekehrt trifft auch zu. Es kommt vor,
dass wenn man im Geschäft etwas verlangt, dass
man gefragt wird: „Was ist das?“ Verlangt man
z. B. Gipsdecken, dann ist er ganz erstaunt, dass
man noch nicht weiß, dass der Artikel vom
Markt verschwunden. Vieles, von dem man
erwartet, dass es erhältlich sein sollte, ist nicht
mehr zu haben. Persönlich sagt man, wir haben es
bestellt, aber wann, oder ob wir es überhaupt bekommen,
wissen wir nicht! Diese Schilderung ist
ja nur eine kleine Probe von den erhabenen
Zuständen. Wie sie eben sind hier zu Lande.
Klagen? O nein! Fällt mir gar nicht ein!
Unsere Kinder sind ja alle bei der gewohnten
Beschäftigung. Adolf hat außer seine 20 A Tonn
noch 40 A südw. Reedley gekauft im Januar 1943.
Seine Einnahme präsentierte die Summ, die er
zahlte für d. Farm nämlich $12000. Haben 5
gesunde Kinder und die beiden ältesten hälfen
sehr mit in der Arbeit. Louise & Peter[2] haben
20 A auch 8 Ml von Reedley gekauft, habe 4 gedeihliche
Kinder, aber noch nicht viel Hilfe, außer am Tische.

[43] Sie haben ja auch ihr Auskommen auf der nicht
mit Weinstöcken bepflanzte Farm. Wie Adolf,
Anna & Heinrich[3] behelfen sich sehr mit ihren
8 Kinder, das Haus wird ihnen schon etwas
enge. H. ist ja im Militär-Luftfeld als
Elektriker beschäftigt und hat sein Geschäft
in Wasco aufgegeben. Otto wirtschaftet so weiter
auf seine 80 A und auch Emil seine 40 A
seit der Zeit als Emil bei Arvin welches etwa
50 Ml Süd von Wasco. Seine Ruth bringt wegen
ihrem Heufieber etliche Monate mit
den 2 Jungens in Emanites am Ocean
zu und Otto bleibt dann weiterhin heim.
Sollte auch 1 Woche zur Erholung daselbst.
Otto bewirtschaftet ja auch meine 80 A.
Emil ist in wirtschaftliche Hinsicht merkwürdig
schnell emporgekommen in den
wenigen Jahren, dass er wirtschaftet.
1942 war seine Einnahme so groß, dass er
sich daselbst 80 A kaufte und zum Bewässern
einrichtete. Baute auch sein Haus zu 7 Tausend
P-u–pe <peu à peu?, nach und nach. AW> und Bäume bei 10 Tausend. 1943 kaufte
er 160 A dazu. Hat diese und auch seine 80 A
auf die er wohnt zu Kartoffeln und Baumwolle
verrentet. Seine Inkom Tax 1942 war
16 Tausend und 1943 war sie ganz bedeutend
mehr, weiß nicht wie hoch sie war.
Ella und Harold sind ja im Januar abgefahren
nach Afrika und sind, wie wir hoffen
daselbst glücklich angekommen. Werden
wohl bald Nachricht erhalten. Sie haben
sich sehr bemüht die Erlaubnis zu bekommen,
die jüngste 3-jährige Tochter mitzunehmen und
ihr Wunsch und viele Gebete sind in Erfüllung

[44] gegangen. Haben sie mitnehmen dürfen.
Nun mögt ihr wohl fragen: „wie mag
es wohl dem alten Jungen gehen?“  Darauf
muss ich denn schon antworten: „ganz ausgezeichnet
gut!“ Ganz besonders seit Mitte September 1943.
Damals kaufte ich ein 2 Stock Gebäude mit
3 Loten [?] (war ein gelegentlichs Kauf) hat
8 Zimmer und 2 Badezimmer, neben der Hochschule.
Als mir dieses angeboten und ich es
nur angesehen, besann ich mich nicht und
übernahm es. Das war gerade sowas,
was mir fehlte, viel zu teuer. Draußen auf
dem Platz, auch außen und innen am Hause.
Das ich noch nicht zum ganz alten Eisen gehöre,
werdet Ihr wohl merken, wenn ich
von einem Teil der Arbeit, die ich jetzt
beendet, mitteile: dass doch 60 % Fall[4] habe
alle Schindeln herunter genagelt, dann
das ganze Dach beklopft um allen Dreck
und Staub unter und zwischen den Schindeln
hervor zu bekommen. Darnach mit einem
Handbesen, was beim Klopfen nicht herab
fiel, gereinigt. Nun will ich das doch noch
mit heißem Öl streichen und fertig ist die Laube.
Die geplante Einrichtung, um auf dem
Dach bleiben zu können. Während der Arbeit
hatte ich ganz richtig gewählt: 2 Bretter
1×6 und 10 Fuß lang in Form einer Rinne
zusammengenagelt. Die untere Kante mit
4 Nägel versehen, die das abgleiten
verhüten. Auf jedem Ende dieser Bank ein
Befestigungsseil, welches auf der anderen Seite des Daches
an einem Gewicht befestigt. Oben begonnen
hängt das Gewicht auf der anderen Seite. Unten
habe ich die 10 Fuß Breite bis unten genagelt.

[45] Dann steige ich mit meinem Sitz nach oben.
Oben angelangt, ziehe ich Sitz und Gewicht
weiter. Ist eine Seite fertig, dann wechsle
ich von oben, Sitz und Gewicht so, dass das Gewicht
auf der fertigen Seite liegt. Die Regenzeit
kommt ja bald zum Abschluss. Dann will ich das
Gebäude weiß anstreichen. Haben dieses Jahr wenig
Frost gehabt. Eigentlich nur Weißfrost. Eis
nicht zu sehen bekommen. Regen auch nur
bei 8 Zoll. Helene hat auch geschrieben und
habe deshalb von den beiden Krackelern[5],
deren es, wie es mir scheint, ein
Hochgenuß und zur großen Befriedigung
gereicht, wenn sie immer wehrentweg, ohne frische
Luft zu gaspen[6] an mich herumpflücken
und doktern können. Was bekomme ich da,
nicht alles zuhören: wenn ich doch herabfalle,
erkälten, dann wieder ist die Gesichtshaube
nicht nach Geschmack und erst meine Schuhe, die
glaube ich halten hier die Nächte durch im
Auge. Ob schon ich sie reinige, darnach mindestens
2-mal nach allen Noten, gründlich
abbürste, aber trotz alledem und dennoch auf
der Stelle, wo ich sie hinstelle und Elise
sie anhebt, rieselt der Sand nur so herab.
Leider ist nicht zu sehen, davon aber
nicht zu überführen, fährt sie mit der
Hand über die Nähte, wo die Schuhe gestanden
und richtig sie spürt ein
Körnchen Sand. Nun ja, jedes Tierchen
hat sein Plesierchen, manchmal auch seine
Mucken.

[46] Für die Schule überlasse ich nach deinem
Wunsche $75, das ist gut so, weil Gottgefällig.
Es ist sein Werk und was wir
dazu beitragen dürfen, ist ja auch das
Seine, von dem, das Er uns zugemessen.
Hatte wohl gleich nach Empfang deines
Briefes schreiben sollen, aber kommt
wohl auch jetzt noch zur Zeit.
Mit Gruß und auf Wiedersehen.
Peter Penner.

[1] Pojas=Gürtel (Russisch).
[2] Peter Kroeker, GRANDMA #120183
[3] Heinrich Ifland, GRANDMA #1382173
[4] Fall=Gefälle
[5] Krackelern=Krakeln, Gekritzel
[6] gaspen=schnappen

Feb. 18-1945
Reedley California

[47] Liebe Freunde!
Ja, es ist höchste Zeit, dass wir mal an
euch schreiben und euch von unserem Ergehen berichten.
War mir sehr interessant von euch
allen zu hören. Schade, dass es Walter nicht
gut geht und dass der Kleine auch daran leidet.
Wir sind alle schön gesund in unseren Familien
Kreis. Papa und ich waren vor ein paar
Wochen in Wasco auf 5 Tage. Auch da sind
alle munter. Bruder Emil und seine Frau
sind seit einem Jahr auseinander. Ihre
Kleine ist bei ihr. Sie kommt jeden Monat
Heim vom Süden, wo sie zur College geht und
die Kleine in die nurcery  nimmt. Emil geht oft
zu ihre Eltern und trifft sie 1-mal im Monat.
Wir hoffen, sie wird noch mal einsehen, dass
sie nicht recht tut, damit sie nicht bei ihm
bleibt. Sie geht neben bei zu einem Doktor,
der ihren Zustand (denn ich bin gewiss, sie
ist nicht ganz normal im oberen Stockwerk)
wieder herzustellen versucht. Wir können

[48] nur für sie beten, dass sie als Mutter und
Weib sieht, was ihre Aufgabe ist dem Kinde und
Mann gegenüber. Ich glaube, ihr würdet
unseren Vater nicht wieder erkennen, wenn
wir euch besuchen würden. Er sieht wie ein
Weihnachtsmann mit seinem weißen krausen
Vollbart. Ein kleiner Junge von 4 ½ Jahren, kurz vor Weihnachten
bekam ihn zu halten auf der Straße und
Rief: Santa Claus! Santa Claus!! Als Vater ihm
nach seinem Name frug, sagte er nur immer: S.C!
S.C!! Um ihm los zu werden, wollte Vater ihm
etwas Candy geben, aber seine Taschen waren
zufällig leer. So ging er mit ihm in den Laden
und kaufte ihm paar Cookies, die er annahm,
aber der Weihnachtsmann war ihm viel wichtiger
und sagte immer wieder S.C.-S.C. Die andere
Fußgänger sahen ihre Lust an dem kleinen
Kerle. Vater war recht vergnügt Heim gekommen,
als er uns den Hergang erzählte. Seine Großkinderchen
nennen ihn auch den S.C. Wenn ich ein
gutes Bild von ihm bekomme, schicke ich euch eins.
Waren Sonntag auf eine Goldenen Hochzeit und
Morgen gehen wir zu einer Diamanten Hochzeit. Beide
in unserer Mennoniten Kirche gefeiert.

[49] März 5.
Fortsetzung! Meine Ziehorgel tut noch immer
Gutes leisten. Besonders für die alten Onkels
und Tanten im Altenheim, welches schräg über
der Straße in einem Gebäude. Dann hören es die
Tanten im Nebengebäude, so darf ich keinen
von beiden überschlagen. Die Ziehorgel Musik
ist mal nicht in 4 Wände zu halten. Mitunter
sitze ich auf der Veranda. Am Abend, wenn
es schon dunkel ist und am nächsten Tag erzählen
mir die Nachbarn am andere Ende vom
Block, wie sie sich dran ergötzt. Sie möchten

[50] dass ich wenigstens 1 mal die Woche im Altenheim
Spielen würde, welches ich ihnen aber leider nicht
Versprach. Euer Brief war uns sehr willkommen,
auch Frau Ruth las ihn mit Interesse. Bei meiner
Schwester Louise (die jüngste), kehrte am 2ten Januar
ein kleines Töchterchen ein, das 5 Kind. Jetzt 2 Mädchen
und 3 Knaben. Alles munter. Frau Ruth und ich
halfen ihr aus. Ich in der Küche und sie am Krankenbett.
Die Kleine ist sehr artig, viel Wert.
Meine Schwester Ella, und ihr Mann und Tochter 3 Jahre alt, sind wieder
Zurück nach Afrika ins Missionsfeld. Die 2 großen Mädchen, 8-11 Jahre alt, sind in U.S. geblieben im Missionsheim.
Auch da ist im
Februar Monat ein kleines eingekehrt, wenn es
alles nach dem Plan gegangen ist. Müssen lange
auf Nachricht warten. In Liebe Eure Freundin Helene.

Reedley März 5.1945

[51] Liebe Freunde!
Merke, es ist an der Zeit, dass ich
schreibe, sonst.  Aber stimmt es, dass
ich den letzten Brief nicht beantwortet?
Glaube doch nicht.
Außer Emils Frau sind wir alle
schön gesund. Bernice [?] ist nicht nur
uns, sondern auch dem Emil ein noch
zu lösendes Rätzel. Wir wissen ja,
dass sie schwer Nerven leidend. Sie
muss scheinbar und will ganz für sich
allein leben. Helene hat schon geschrieben
und wohl alles gute und schlechte aus
der Familie auch mitgeteilt. Somit
bleibt mir nur noch das Schwanzende,
was mir schon zu Pass kommt.
Einigermassen gesund ist entschieden
nicht genügend und darum an der Zeit,
dass Ihr Euch auf den Weg macht zum
Jungbrunnen (California). Hat es damals so
gute Folgen gehabt. Warum sollte
es zum 2te mal nicht wirksam
sein. Die Tür ist ja nicht mehr verschlossen.
Auch sind wir jetzt 100 Ml
näher. In Wirtschaftlicher Beziehung
geht’s ja den gewohnten Gang.
Kartoffel, die im Januar gepflanzt, sind
aufgegangen. Die spätere sind auch
am Kommen. Manche Obstbäume
stehen in voller Blüte. Ich habe noch
immer Beschäftigung an beide Apt`s
Häuser und in den Gärten neben den

[52] selben. Es kommt mir jetzt sehr gut
zu Pass, dass du mir das Geld schicken
willst. Habe Emil 160 A bei Cervin
abgekauft. Ihnen bleiben ja ohne
diese 160 A, immer noch fünf 80 A.
Dann noch 160 A ½ Sec gerentet.
Otto hat Emils 40 A neben seine 80 A
und begnügt sich schon damit.
Der arme David Froese[1], bedauere die
Familie. Schick bitte ihm $25, das übrige,
bitte schicke mir. Hoffe, dass ich
nach der Ernte mehr für ihn tun
kann. Die Schule werde ich auch
nicht vergessen. Versprechungen
will ich jetzt aber keine machen.
Es mag sehr wohl so kommen, dass
es wieder große Not in Deutschland
gibt, dass wir da beispringen
haben. Was ich jetzt besitze, habe
ich in meinem Leben nie gehabt.
Schulden wie ein Major.
Scheint mir so Frieden gibt’s nicht
mehr. Wie gut, dass wir die Zukunft
dem Höchsten, der die Geschicke der Völker
lenkt und bestimmt, getrost anheim
stellen dürfen. Er wird`s alle recht
und gut machen. Die Machthaber sind
ohnmächtig Ihm gegenüber und ihr Friedens
Gefasel bedeutet 0. Mit Gruß
und auf Wiedersehen Peter Penner

[53] Nein! Von Zinsen kann ja gar nicht
die Rede sein, wenn so, dann hättest du
ja auch sonst wo borgen können.
Möchte David bitten, dass er mir eine
Bescheinigung zuschickt, für die $ 25 in
U.S. Mone. Er bekommt wohl etwas über
$25. Da der Canad. Dollar niedriger im Wert,
dieser Art ausgaben. Bescheinigungen
halten meine Einkommentax[2] niedriger.
Hoffe Ihr bekommt wieder eine reiche
Ernte. Die Preise waren hier die letzten
Jahre für alle Farmprodukte gut hoch und
manche, wie Wein und Obst sogar unverschämt
hohe Preise. Meinem Söhne Adolph, dem ich

[54] eine 40 A im 1943 kaufte, brachte die Weinernte
$10.000. Dieses ist der Kaufpreis.
Sehr gut, dass wir auf vieles festgesetzte
Preise bekommen, sonst hätten wir eine
Grenzenlose Inflation bekommen.
Festgesetzte Preise: Kartoffel lb 2,50 – 2,75,
Abhalfa 24 – 28 Zone. Baumwolle 23 $ pr lb.
Auch die Renten an Gebäude können
nicht ins Unendliche erhöht werden.
Ob du vielleicht doch nicht alles auf des.
einmal schicken kannst, da es geborgtes
ist? Wenn nicht, dann muss es auch anders
gut sein.

[55] Liebe Geschwister Dyck! Oft + viel denken wir an
Euch und sprechen von dem schönen Aufenthalt. Ja den
schönen Stunden, die wir bei Euch verleben durften.
Wäre schön, wenn Ihr uns mal besuchen
könntet. Viel hat sich in Eurer Familie zugetragen.
Wünschen Gottes weichen Segen zu
den neuen Verbindungen. In der Welt
sieht es ja so traurig + so muss das Christliche Heim
die Grundlage bieten. Schade, dass Hans nicht
so gesund ist. Hat er je an Dr George Stan
White geschrieben. 327 South Alvarado Street, Los Angelos
Caif. Ich habe nie Herzleidende so bessern
sehen + geheilt werden, als durch s. Wethade.
Auch Anna`s Mann, das ist ja sehr schwer. Auch
er sollte mal an ihn schreiben, oder die liebe Anna.
Nun übersende ich an Euch eine Kopie von den
übersetzten Liedern. Peter hätte wohl besseren
Gebrauch dafür. Ob er und seine liebe Frau uns mal
besuchen werden nach ihrer Rückkehr? Helene
wünschte diese Lieder in der Landessprache
zum Gebrauch auf Programmen Nr. 1 sangen wir
vor 2 Jahren. Die andere, bis sie vor als ihre Lieblingslieder +
spielte sie auf ihre Harmonika. Damals
haben verschiedene ihre Lieder die mit ihnen durchs
Leben gingen. Ja, bei Euch ist`s wirklich schon recht still und leer. Du
gibst viel Sehnen mit den Kindern so zerstreut. Schön, dass Anna, Hans
Irma so nah wohnen. Herzliche Grüße an alle + wünsche Wohlergehen.
In inniger Liebe Elise Ruth.

[1] David Froese (17.09.1896 – 18.05.1981), GRANDMA #1079814
[2] Einkommentax=Steuer

Reedley. Aug 5.1946

[56] Ihr liebe Geschwister im hohen Norden!
Das ich sehr, sehr faul im Schreiben, darüber
mache ich schon nicht viele
Worte. Das habt ihr ja zur Genüge erfahren.
Dieses Mal liegt aber ein besonderer
Grund vor, der mich einfach zwingt dazu. Man sagt ja mit Recht:
wenn keine Nachricht kommt, steht’s alles
gut. Seit wir euch besucht, sind 11.J. verstrichen
und welch ein Wandel im Weltgeschehen,
von damals bis zur Jetztzeit.
Große Ereignisse sind geschehen, noch größeren
gehen wir entgegen, ehe d. Welt
(wenn überhaupt) zur Ruhe kommt.
Wir sind dankbar zu wissen: Er hat
seinen Stuhl im Himmel bereitet u sein
Reich herrsche über alles.
In unserer Familie alle schön gesund.
Ernte u Preise zufriedenstellend.

[57] Ich erinnere mich, dass du lieber John mir
das Versprechen abgenommen, dass, wenn
wir im Sinnen haben euch zu besuchen,
Euch solches Kund tun. Unter Vornehmen
jetzt ist, dass wir etwa August 20.
eine Reise über Oregon, Washington und
Britisch Columbia zu euch kommen.
Auf dem Rückweg über Nebraska Kansas Oklahoma
usw. wieder Heim. Wenn er noch am
Leben, wollen wir D. Dyck Weathland
Oregon, Gustav Froese, Walla Walla besuchen.
Unsere Ankunft bei euch können wir jetzt,
wie Ihr ja auch wisst, nicht feststellten.
Wenn sich sonst niemand meldet zur Mitfahrt,
dann kommt außer uns beiden Frau
Elisabeth Ruth, bei der wir wohnen, mit.
Besuchten kürzlich O. Toewsens, woselbst
auch alle munter, ebenfalls so bei
J.Neufelds. Somit auf Wiedersehn!

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