Brände in Lysanderhöh

In seinen Erinnerungen beschreibt Jakob Wiebe (1887-1967) einen Brand in Lysanderhöh:
„Das Jahr 1901 brachte noch ein besonders schweres Unglück über Lysanderhöh. Es war anfangs Mai. Ein starker trockener Ostwind blies den Staub auf der Dorfsstraße entlang. Da erschallte bald Nachmittag der Ruf:
– Bei Peters in der „Lafke“ (im Laden) ist Feuer!
Die Feuerwehr, bestehend aus einer Feuerspritze welche von acht Mann in Betrieb gesetzt wurde, war bald zur Stelle, eben so die Nachbarn mit den Wasserwagen, Eimern, Leitern und Feuerhaken. Man hatte wohl kaum mit der Löscharbeit begonnen, da kam der Ruf:
– Bei David Fröse brennt es auch schon!
Als man nun dorthin eilte war das Feuer noch schneller gelaufen und hatte schon den fünften Hof erreicht. Bei Gerhard Fieguts versuchte man noch einmal das Feuer aufzuhalten, denn bis zu Johannes Dycks lag noch eine unbebaute Feuerstelle dazwischen. Es war mittlerweile auch schon die Feuerwehr von Hohendorf, Orloff und Ostenfeld dazu gekommen, doch vergeblich. Die ausgetrockneten Strohdächer auf den Hintergebäuden dienten als Zündschnur. Ein Paar brennende Strohwische vom Nachbar setzten die Strohdächer sofort in helle Flammen, so dass alle Löschversuche ohne Erfolg blieben. Um sechs Uhr Abends stand der letzte Hof in hellen Flammen, doch jetzt ließ der Wind nach und es konnte dem Feuer endlich Halt geboten werden.
In kaum vier Stunden waren 10 der schönsten Höfe in Lysanderhöh niedergebrannt, nur ein Speicher bei Peter Wiens und zwei Ziegelhäuser von David Fröse und Jacob Peters waren stehen geblieben.“

Das gleiche Ereignis, bei dem das Elternhaus mit allen Nebengebäuden niederbrannte, wird von seinem Cousin Johannes Joh. Dyck (1885-1948) so beschrieben:

Am Mittwoch, den 11. Mai 1901, am frühen Nachmittag, kam ich von der letzten Sitzung des Katechismus im Köppental nach Hause. Ich hatte mein Pferd, den Schimmelhengst, in die Scheune gestellt, hatte Mittag gegessen und zog mich im Vorderzimmer um. Meine Eltern machten ein Nickerchen in der Speisekammer, denn schon seit sechs Wochen hatten wir drei Maler im Haus. Sie hatten zuerst alle Wände, die Böden, die Fenster geglättet, alle notwendigen Reparaturen vorgenommen und dann das ganze Haus, außer der Speisekammer und dem Vorraum, mit mehreren Farbschichten versehen.
Sie waren am Nachmittag fertig. Als ich nach Hause kam, hatte Papa gerade die Rechnung mit ihnen beglichen. Zusätzlich zur Vorauszahlung kostet es über 100 Rubel mehr. Ich hörte Papa sagen: „Also sind wir uns einig. Ich werde dir den Rest des Geldes, das sich im gestrichenen Raum befindet, nach meinem Nickerchen geben.“ Auch die Maler legten sich vor ihrer Abreise hin, weil es ein heißer Tag war. Ein starker Ostwind, eigentlich ein Sturm, peitschte die Straße entlang.
Dann hörte ich plötzlich lautes Rufen und Schreien. Ich rannte hinaus. „Feuer! Feuer“ schrie das Dienstmädchen und wir sahen hinter Nachbar Fieguths Haus Wolken aus Rauch und Feuer. Papa rief mich bei, um schnell zu dem nahegelegenen Dorfbrunnen zu laufen, um sicherzustellen, dass das Hochziehen des Wassers schnell und effektiv war. Ich zügelte den grauen Hengst und galoppierte zum Brunnen. Ich traf Männer aus Hohendorf, die sich beeilten, um das Feuer zu bekämpfen. Sie riefen zu mir: „Dein Haus brennt!“ Ich drehte mich um, sah, dass die Strohstapel hinter dem Heuhaufen in Flammen standen, drehte mich um, stoppte die herannahende Hohendorfer Feuerwehr und forderte sie auf, zu versuchen, unsere Gebäude zu retten. Mama und die Dienstmädchen waren allein zu Hause, alle angeheuerten Männer waren in Waluevka. Papa war gegangen, um bei dem Feuer zu helfen, ohne zu wissen, dass es uns bereits erreicht hatte.
Plötzlich flog eine Feuergarbe vom Nachbarn Fieguth auf das Dach unseres Heumähers. Die Feuerwehr war da und es gab Wasser, aber das Löschfahrzeug funktionierte nicht. Innerhalb weniger Minuten wanderte das Feuer über das Dach zur Scheune, dann zum Schweinestall, zum kleinen Speicher, zum großen Speicher und schließlich zum Haus. Erst dann kam Papa nach Hause. Er versuchte, durch das Fenster zu gehen, um zumindest das Geld für die Maler zu bekommen, aber es war nicht möglich. Das ganze Innere des Hauses war ein Meer aus Flammen. Die frische Ölfarbe brannte in allen Räumen! Es sah unglaublich schön aus! Kaum Möbel und Kleidung konnten gerettet werden, da alles wegen des Anstrichs ins Obergeschoss gebracht worden war.
Auch fast alle Wagen, Maschinen und über 8.000 Pud Weizen, fast die gesamte Ernte des Vorjahres usw. wurden durch das Feuer völlig zerstört. Papa war am Vortag in Laub gewesen, hatte den ganzen Weizen verkauft und wollte ihn nach Beendigung des Sommerfalls in der folgenden Woche liefern lassen. Jetzt war alles weg. Das war ein schwerer Schlag für meine Eltern. Ja, es gab eine Versicherung, aber der Schaden war hoch, weil erst vor wenigen Jahren alle Wirtschaftsgebäude neu gebaut worden waren.
Das Feuer war durch Nachlässigkeit entstanden. Bei Jakob Peters hatte ein Dienstmädchen die Asche ausgetragen. Das Aschenbehälter war ziemlich voll, so dass beim Öffnen der Tür der Sturm hereinbrach und die glühende Asche in den Schuppen flog, wo das Feuer ausbrach. Schnell erreichte er das Strohdach des Heumähers und ging von dort aus die Straße entlang, wo der Sturm ihn von Haus zu Haus direkt die Straße hinunter blies, so dass keine Verzögerung oder Rettung möglich war. In wenigen Stunden wurden elf Gehöfte ausgelöscht, die besten der Siedlung. Hätte sich der Wind nicht von Süden nach Norden verändert, wären alle Gebäude in Hohendorf <Lysanderhöh?> niedergebrannt.

Aus dem Buch „A Pillgrim People II“. Übersetzt mit Online Programm, dadurch könnten Abweichungen vom Originaltext entstanden sein.

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