Lebenslauf von Heinrich Unger (1861-1929)

Zugeschickt von Katharina Ebermann. Ihre Email.

Ich, Heinrich Unger, bin geboren den 12. Febr. 1861, in Hans-Au, als Kind lebte ich bei den Eltern und ging auch zur Schule. Dann im Jahr 1877 den 16 Mai in der Kirche zu Koppentahl getauft und in die Gemeinde aufgenommen worden, so war ich zuhause bis 1880 den 3 Juli. Danach war eine Auswanderung nach Asien, Taschkent, auf Wagen 18 Familien, da bin ich mitgefahren, war bei Gerhard Janzen und blieb bei ihm. Von der Obrigkeit wurde uns angewiesen in Koplanbek zu überwintern und auch anzusiedeln. Zu der Zeit als wir da winterten, kamen noch mehrere Familien dazu. Als es Frühjahr wurde, wurde keine Aussaat gemacht. Die Fordersten Männer sagten: dies ist nicht der Ort, wir müssen weiter ziehen. Dann im Sommer kam auch noch der zweite Zug, da war auch mein Großvater Heinrich Schmidt, auch Onkel Heinrich Schmidt und Tante: Franz Fröse. Der Großvater starb da in Kaplanbek und wurde da auch begraben: Im Sommer wurde dann weiter gezogen nach Buchara. In Samarkand war etwas Aufenthalt. Ich zog immer mit, und so kamen wir in Buchara an, in Bergesland. Da wurden Erdhütten gebaut, doch das war nicht auf lang, wir mußten wieder zurück auf russischen Boden Dorf Sürbulak, es war keine Aufrichtige Erlaubnis. Die Bucharaleute mußten umsonst wegfahren, So wurde in Sürbulak gewintert. Im Winter wurde gereist und gesucht nach einem Ort zum ansiedeln, wo sie dann in Chiwa den Ort Lausan, am Amudarja. fanden. Die Reise dahin war schwer, mehrere Pferde und Wagen waren verkauft worden, so wurde angenommen auf verschiedene Art. Nach Lausan kamen die meisten Leute und Sachen zu Wasser. Die Pferde zu Land, da war ich auch dabei, Wagen waren keine, So wurde auf den Pferden geritten, auch Kochgerät: Kessel, Schüssel, Tassen und das Essen wurde auch auf die Pferde gepackt. Ich war gesund und so ging das Reisen gut. So kamen wir den 9 Okt.1882 nach Lausan und so wurden sehr Erdhütten gebaut und weil da wenig Winter ist, So wurden die Erdhütten aiichi nur demnach gebaut. Da war Land und doch gab es keine Bauerei, das Land war so niedrig, so tief, auch waren sich die Leute nicht einig. So wurde 1883-1884 so hirngelebt mit Hütten bauen und ausbessern. 1884 wurde sehr gestohlen, sogar Heinrich Abrahams wurde totgeschlagen. Solches taten die Landbewohner, die Mohammedaner. Es wurde unsern Leuten zu sehr und so machten sich etliche Männer zur Stadt Chiwa nach dem Chan und baten um Schutz und Hilfe, diese wurde ihnen auch gegeben, aber doch mußten wir 8 Werst (Km.) weiter ziehen von Chiwa in einen Garten welcher dem Chan gehörte und das geschah auch. Der Chan wollte Holzarbeiter haben und bekam sie auch. Er Wollte seire Zimmer fein gedieit haben auch noch mehreres anderes. So arbeiteten mehrere Männer und junge Leute in der Stadt für den Chan für Tagelohn Monate lang. Es waren 20-30 Mann da, aber ich war da nicht dabei, weil ich im Holz nichts machen konnte. Ich muß etwas zurück greifen um das noch manches dabei kommt. Denn meine zukünftige Frau mit ihren Eltern Johann Peters, waren im zweiten Zug und kamen uns in Kaplanbek nach. So gab es von zwei Züge einen und blieben auch zusammen. Peters wohnten in Buchara, auch in Erdhütten, da wurde Frau Peters krank und starb 1882. So war Peters mit seiner Tochter allein. Er hatte noch eine Tochter Anna, die war nicht mitgezogen und war verheiratet mit Peter Reimer, der starb bald. Dann heiratete sie den: Franz Schmidt, der war meiner Mutter ihr Bruder, sind jetzt alle tot. Den 26 Juni 1883 bin ich Heinrich Unger in die heilige Ehe getreten mit Elisabeth Peters, Tochter des Johann Peters. Getraut hat uns Prediger Johann Penner. Zum Text hatte er das Wort: Joh.15,4.

Meine Elisabeth ist den 24 März 1864 geboren. Peters wohnte in der Erdhütte und ich zog dabei. Dieses war in Lausan. 15 Wochen nach der Hochzeit starb Peters und ist da in Lausan begraben worden. Jetzt waren wir allein, ich mit meiner Elisabeth in der Erdhütte. Zu jener Zeit wurde sehr gestohlen und so zogen wir nach andere Leute. Das andre Jahr nach Jacob Q. Die Frau Q. war Elisabeth ihre Cousine, dort wurde den 20 März 1884 unser Sohn Heinrich geboren. Wir wohnten noch mehrere Wochen da, dann zogen wir weiter in den Garten. Einzelne Familien zogen nach Amerika, die Mehrheit der Familien zog in den Garten und wir auch. Die Landsleute von Lausan mußten unentgeltlich alle Leute und alle Sachen und so wie: Kasten, Kisten, Tische, Bänke, Stühle, Koch und Backgeschirr, aus Keller und Kammer, aber auch Bauholz, Häuser und Ställe wurden abgebrochen und alles Holz nach dem Garten fahren. Es waren mehrere Hundert Wagen und das war viel Arbeit. Der Garten war 4 Diesentin (Hektar) groß. Halb war es mit verschiedenen Bäumen, meistens Pflaumen bepflanzt. Das Obst war unser. Das andere Ende vom Garten wurde besiedelt. Wir bauten auch. Der Garten hatte eine Mauer 1 Faden hoch ( 2 Meter). Außen der Mauer waren noch 8 Diesentin Land, welches mit Kartoffeln, Rüben, Erbsen und so weiter besät wurde. Da zum Bauen wurden sehr Lem-Stein(Patzen) gemacht, auch wir machten Lem-Stein und bauten ein Haus 3,5 Faden lang von außen, 2 Faden breit von innen. Den Stall 2 Faden lang und 1,5 Faden breit von innen. Etliche Leute bauten größer, etliche auch kleiner. So wurde das Jahr 1884 zu Ende gelebt. Die Holzarbeiter bauten zeitweise zuhause, dann arbeiteten sie auch wieder in der Stadt und hatten da ihren Verdienst. So kam das Jahr 1885 herbei. Ich konnte mir in der Stadt mit Arbeiten nicht verdienen, weil ich kein Handwerker war und hatte auch keine Hoffnung was zu verdienen aber für mich und die Meinen sollte alle Tage Brot sein. So wurden wir uns und noch zwei Familien, Heinrich Wiebe und Michel Klassen, einig, nach Amerika zu ziehen. So wurde denn nach Freunde in Amerika geschrieben, von da kam Zusage. Wir besorgten uns die nötigen Papiere und fuhren ab nach dem Trakt noch Freunde und Bekannte zu besuchen. Die Rückreise war nicht so lang, als die Hinreise. Bis Kasolinsk ging es auf Kamelen. Dann mit der Krons-Post zu Pferd mit Wagen bis Orsk, dann war ein Fuhrmann mit zwei Wagen bis Orenburg. Da besorgten wir uns Amerikanische Pässe, in 5 Tagen erhielten wir die Pässe. Weiter fuhren wir auf der Eisenbahn nach Samara, von da auf dem Schiff auf der Wolga runter bis Kosakenstadt (heute Engels). Ein Jacob Wall nahm uns auf dem Wagen mit nach Hans-Au, da blieben wir bei J.Unger in der alten Wirtschaft. Dieses war in den ersten Julitagen und da wollte und sollte ich bleiben bis zur Abfahrt nach Amerika, aber wir wurden verhindert und so sind wir noch auf dem Trakt. Wir waren 1 Monat hier, den 4 Aug. 1885, brach beim Nachbar Feuer aus, da brannte Stall und Scheune und der Wind trieb das Feuer nach J.Unger seine Gebäude, die von den Eltern und so brannten sie auch ab, das Haus, Stall und Sarai, auch Abr. Neumann und alte Dietrich Penners brannten ab. Unsere Sachen, welche wir hergebracht hatten, befanden sich im Gebäude, Boden und Keller, davon war auch mehreres verbrannt, waren wir jetzt nirgends eingeschrieben, mithin konnten wir kein Brandgeld bekommen, der Schaden war aber doch groß. Es befand sich da ein leeres Haus, dahinein durften wir und J. Ungers zum Winter hineinziehen. Arbeit war nicht, selten mal für Tagelohn mehr war nicht. 1886 den 19 Januar wurde unsere Elise geboren. Im Frühjahr gab es mehr Arbeit, verschiedene. Da in der Saatzeit starb Gustav Fieguth in Frösenheim. Die Frau wollte jetzt eine Familie bei sich haben um die Wirtschaft zu besorgen, wir wurden uns einig und zogen hin, dort waren wir bis 10 Aug.1887. Dann wohnten wir bei Joh. Ekkerts in Frösenheim zwei Monate und in dieser Zeit hatte ich in Köppental ein Haus mit kleinem Stall gekauft von Peter Voht für 195 Rubel. Peter Voht zog nach der Molotschna. So hatten wir denn wieder ein eigenes Haus aber arm, hatten 1 Kuh, 1 Kalb. Gearbeitet wurde Tage-Woche oder -Monateweise. Im Juli 1888 wollte der Kreis meine Elisabeth lernen lassen zur Hebamme. Nach mehrmaligem zureden, willigten wir ein und so fuhr sie auch bald ab nach Danzig zum Lernen, auf Kreiskosten. Ich arbeitete weiter bei den Leuten und hatte Schwester Renate bei den Kindern bis meine Elisabeth den 24. Juni 1889 zurück kam. Dann war Renate frei. Freunde und Geschwister halfen uns sehr mit, denn sie wünschten alle das Elisabeth sollte und demnach halfen sie auch. Der Kreis half auch Renate den Lohn zu geben. So lebten wir weiter. Elisabeth nicht viel Arbeit, die Leute mußten erst an die neue Hebamme gewöhnt werden. 1890, den 17 September, wurde unsere Tochter Helene geboren. Auch im September starb in Ostenfeld die Hebamme Frau Krüger <Im Tagebuch von Johannes Dyck (1826-1898) steht am 05.09.1890: …Die Frau Abrh. Krüger, wohnhaft gegenwärtig in Ostenfeld, Hebamme, vor einigen Tagen gestorben und wird morgen begraben. Er soll sich sehr dem Trunke ergeben und ein Nichtsnutziges Leben führen. …AW> . Krüger war verschuldet an den Kreis und so wurde sein Haus zum Kreishausgemacht. Der Kreis verlangte jetzt wir sollten nach Ostenfeld ins Kreishaus ziehen und so zogen wir auch bald dahin, zahlten etwas Pacht und lebten so weiter. Das Haus in Köppental war leer, hatte es auch mal verpachtet, das ging alles nicht und so verkaufte ich es für 60 Rubl ohne Stall an die Köppentaler Gemeinde. Den Stall holte ich nach Ostenfeld und baute ihn auf zum Schweinestall. Den Zaun holte ich auch hier her. So wohnten wir denn in Ostenfeld bei Fasten über die Straße mehrere Jahre. Im Kreise war noch Kronsland, das wurde an Bewohner abgegeben, wir bekamen ein halbes Landstück oder 32,5 Diesentin in demselben Jahr. Etliches verpachteten wir, kauften dann Pferde und fingen langsam an zu bearbeiten und in wenig Jahren hatten wir das ganze Land selbst bearbeitet mit den Kindern. Auf dem Land bauten wir einen Lehmstall, 4 Faden lang und 2 Faden breit, da war auch für uns Obdach. So sind Jahre gearbeitet worden. Als unser Sohn Heinrich 1908 geheiratet hat, wie dann? Denn es war nur noch der eine Sohn am leben und die Bauerei von Ostenfeld (denn das Land war in Medemtal auf jenem Ende) war schwer. In Orloff wurde die Kirchendiener-Stelle frei, wir meldeten uns und bekamen sie auch. Den 1. Oktober 1909 zogen wir dahin, wir zwei alte und Johanna auch noch. Dann 1910 bekamen wir das Haus vom Kreis für uns und brachen es ab und bauten es nach Medemthal auf unser Land für Heinrich, der zog gleich mit mit dem Haus, wohnte im Lehmstall bis das Haus fertig war. So hat Heinrich das Land besät. Ich gab Pferde und borgte ihm, so auch mit den anderen Bauergeräten, etwas gegeben, etwas geborgt auf lang und so hat er weiter gearbeitet. Als der Krieg ausbrach , wurde Heinrich auch einberufen, da wurde noch 1 Jahr so wenig gearbeitet, dann aufgehört. Manches wurde verkauft, manches zurück gegeben. Nach dem Krieg konnte und wollte er nicht anfangen. Dann ist er als Müller in Julius Bergmanns Mühle angetreten. Hat da Wohnung für seine Familie, bekommt seinen Lohn und hat sein Auskommen. Meine Frau Elisabeth ist Jahre nicht sehr gesund, hat fast immer Geschwüre, aber bedient doch noch immer die Frauen im Wochenbett, hat auch schon 32 Jahre gefahren als Hebamme, so ist sie sehr verbraucht. 1920, den 16 August, bekam ich ein Wasserleiden, war 7 Wochen im Krankenhaus in Kosakenstadt. Es hat auch sehr geholfen, mich soll nicht kalt werden, wenn ich kalt werde dann habe ich bald Schmerzen und schlecht Wasser lassen. Was ich in einem Buche geschrieben hatte und aus dem Gedächtnis, das habe ich alles hier beschrieben, außer den Kindern ihre Familien. 

Unser Sohn Heinrich Unger hatte Hochzeit den 8. Februar 1908 mit Margaretha Wall, geb. den 9. November 1884, Tochter des Nikolai Wall aus Frösenheim. [Olga Gellert geb. Joh. Unger ihre Großeltern]

Heinrich und Margaretha Unger ihre Kinder

Weiter schreibt Heinrich Ungers Tochter – Anna Wall, geb. Unger (23.11.1894-20.10.1944)

Vater seine Eltern: Jakob Unger geb. 1827 in Neuteichswald, gest. 1883 und Catharina Schmidt geb. in Augustwalde, Preußen, gest. 1880. Sie übersiedelten 1853 Hahns-Au

Vater seine Geschwister:
1. Katharina Unger geb. 23.12.1855, ihr Mann Enz. tot
2. Cornelia, geboren und gestorben
3. Jacob Unger, geboren 24. Jan. 1858, gestorben 27. März 1916, Frau und 3 Kinder am leben, Frau war Peter Qirings Tochter Aganeta
4. Cornelia Unger, geboren 25. Sept. 1859, ihr Mann ist Dietrich Penner
5. Heinrich Unger, geboren 12. Febr. 1861 Bernhards Großvater, Großmutter Elisabeth Peters 
6. Maria Unger, geboren 3. Juli 1862, gestorben 1. März 1905, ihr Mann war Heinrich Penner, sind 9 Kinder, hat wieder geheiratet.
7. Franz Unger ist geboren und gestorben 
8. Anna ist geboren 5 Juli 1865, ihr Mann war Jacob Janzen, ist Tot, sind 3 Kinder. Anna gestorben 23.07.1901 
9. Helene, geboren 6. November 1866, gest. 14. Okt. 1893 in
Ostenfeld.
10. Elisabeth Unger, geboren 20. Juli 1868, ihr Mann Johann Klassen ist tot, 5 Kinder. Katarina deine Urgroßeltern 
11. Margaretha Unger, geboren 20. Okt. 1869, gleich gestorben
12. Franz Unger, geboren 26. Nov. 1870, gest. 30. Juli 1892 
13. Renate Unger, geboren 22. Febr. 1872, ihr Mann Johann Hertel ist tot gest. 1907, Renate gestorben n Rot-Front Kirgisien 1945 
14. Johannes Unger, geboren 5. Okt. 1873, seine Frau war Anna Unger, Janzen
15. Johanna Unger, geboren 24. Mai 1875, gest. 20. März 1916, ihr Mann ist Gerh.Fröse 
16. Justina Unger, geboren, 1876, gleich gestorben 
17.Hermann Unger, geboren, 1878, gleich gestorben. 
18. Soll noch eine Tochter gewesen sein, halbes Jahr gelebt. 

Dieses sind Vater Heinrich Unger seine Geschwister, alle in Hahns-Au geboren.

Mutter: Elisabeth Unger, geborene Peters. 

Unsere Mutter Elisabeth Unger, geborene Peters, hatte nur eine Schwester Anna Schmidt, geb. Peters, ist tot, hatte 2 Männer. Erster, Peter Reimer, von dem ist eine Tochter am leben, Anna Wall, geborene Reimer. Zweiter Mann war Franz Schmidt, von dem sind 3 Söhne am Leben: Heinrich Schmidt; Johann Schnidt; Cornelius Schmidt. Welcher schon Jahre in Amerika ist.

Anna Unger, geb. den 23. Nov. 1894, hatte Hochzeit den 8. Febr. 1918, mit Gustav Wall, geb. 21. Okt. 1892, wohnen in Orloff bei seiner Mutter

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