Gerhard Klassen (1915-2001)

Gerhard Klassen mit Ehefrau Helene geb. Bernh. Jantzen

Gerhard Klaaßen, (02.02.1915 – 23.08.2001), war mit Helene Bernh. Janzen, (18.05.1915 – 20.03.2008) verheiratet. Helene hatte ihren Lebenslauf aufgeschrieben.

Meine Eltern: – mein Papa Bernhard Hermann Jantzen wurde am, 23. März  1870 Am Trakt, Saratowskaja Oblastj (Saratov Gebiet) Russland geboren. Meine Mama Elisabeth Jantzen geb. Schmidt, wurde am 22. Dezember 1876 auch Am Trakt, Russland geboren. Vom Trakt sind sie dann mit ihren Eltern am 03. Juli 1880 weggezogen und sind nach ihrer schweren Reise, wie ihr schon gelesen habt, im Jahre 1884 in Ack Metschet, Usbekistan angekommen. Hier wurden die Eltern auf ihr Verlangen hin getauft und im Jahre 1894 haben sie geheiratet. An diesem Ort wurden ihnen 4 Söhne geboren.

 Da es aber ein schweres Leben war, entschlossen sich meine Eltern im Jahre 1900 zurück in ihre Heimat Am Trakt zu ziehen. Der jüngste Sohn starb jedoch unterwegs. Hier Am Trakt arbeitete Vater bei seinem Cousin Boris Epp, in dessen Möbelfabrik. Wahrscheinlich, weil sie da auch keine Möglichkeit hatten zu etwas eigenem zu kommen, entschlossen sie sich 2 Jahre später nach Kirgisien zu ziehen.

Ihre Adresse war: Kirgisische SSR, Gebiet Frunse, Bezirk Leninpol, Dorf Orlovka.

   Zu dieser Zeit lebten ihre Geschwister Gerhard H. Jantzen und Franz Ewerts bereits an diesem Ort. Im Dorf Orlovka bauten sie sich mit ihren Geschwistern Franz Ewerts zusammen ein Haus. Papa war Tischler von Beruf. Da sie aber auch hier zu keinem eigenen Land kommen konnten, entschlossen sie sich nach 7 Jahren mit 4 weiteren Familien an einen anderen Ort zu  ziehen. Nach viel Gebet und Flehen zu Gott, erhielten sie die Freudigkeit dazu an einen 25 km entfernten Ort zu ziehen, wo ihnen von der Obrigkeit Land zugemessen wurde. So wurde im Jahre 1908 das liebe Dorf Hohendorf gegründet. Mit schwerer Arbeit und in großer Armut haben unsere Eltern dort angefangen ihre Häuser zu bauen. Dort habe ich meine frohe Kindheit bis zu meinem 17. Lebensjahr verbracht. Ich weiß ja nichts davon wie die Eltern auf freier Steppe angesiedelt wurden. Als ich heranwuchs, war alles schon mit Bäumen bepflanzt und ein schöner Obstgarten am Haus. Als ich 8 Jahre alt war, starb unser lieber Vater im Jahr 1923 im Alter von erst 52 Jahren. Die letzten drei Jahre waren schwer für ihn, denn im Jahre 1920 wurde fast das ganze Dorf ausgesiedelt. Hier sollte eine Pferdezucht aufgebaut werden. Wir durften aber noch im selben Jahr zurück ins Dorf. Wir durften nicht mehr in unserem Wohnhaus, sondern mussten in Vaters Werkstatt leben. Doch bereits im nächsten Jahr durften wir wieder ins Wohnhaus ziehen. So dass Papa, der schon etliche Jahre kränkelte, im Wohnhaus im Jahr 1923 seine Augen zur ewigen Ruhe schließen konnte. Im Jahr 1931 wurde Mama das ganze Vermögen genommen und wir mussten Haus und Hof für immer verlassen. ,, Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, der Name des Herrn sei gelobt‘ Hiob 1.21.

   Da unser Bleiben im Hohendorf nicht mehr gesichert war, flüchtete meine Mutter 1931 nach Ack Metschet, wo sie von ihrem Bruder freundlich aufgenommen wurde. Im Jahr 1932 fuhren wir 4 jüngste Geschwister ebenfalls dahin, wo wir von unseren Verwandten freundlich aufgenommen wurden. Im selben Jahr empfing euer Papa auf sein Verlangen hin die heilige Wassertaufe und ich empfing die heilige Taufe im Jahr 1933 vom Onkel Heinrich Schmidt.

   Im Jahr 1934 wurden wir von Papas Cousin, Gustav Töws getraut. Im Jahr 1934 durften wir noch das 50. Jubiläum des Bestehens dieses Dörfleins beiwohnen. Im Jahre 1935 fuhren die Geschwister und Mama wieder zurück nach Hohendorf. Wir fuhren 2 Monate später nach Kirgisien. Als wir bereits 5 Tage weg waren, wurde das ganze Dorf ausgesiedelt. Man brachte sie nach Tadschikistan, wo viele von ihnen auch heute noch im Dorf Nr. 7 leben. Sie wollten im Jahr 1985 das 50. Jubiläum feiern. Wir machten uns auf den Weg, doch die Feier konnte nicht stattfinden, da die Obrigkeit das nicht erlaubte. Mama konnte dann noch 7 Jahre ruhig bei ihren Kindern Hermann und Lieschen in Hohendorf leben. Sie ging in die ewige Ruhe im Jahr 1942.

   Wir zogen ins Dorf Orlovka, wo wir uns ein Häuschen bauten und in der Kolchose bis 1942 arbeiteten. Im Dorf Orlovka wurden unsere 3 Eltesten Kinder geboren. Im Jahr 1942 wurde Papa in die  Arbeitsarmee genommen. Durch Gottes Gnade ist er dort, wo viele starben, am Leben geblieben. 5 Jahre lebten wir dann mit Tante Erna, die mit ihren 2 Kindern zu uns zog, zusammen in unserem Haus. Auch uns hat der Herr wunderbar durch die schweren Kriegsjahre geholfen. Ihm allein die Ehre und Dank. Nach fast 8 Jahren, also im Jahre 1949, schickte Papa uns eine Anforderung, weil es so schien dass sie nicht mehr loskommen würden aus dem Ort, wo sie waren. So verkaufte ich mein Haus und fuhr mit etlichen Familien nach Karpinsk zu unseren Männern. Hier fanden wir auch endlich eine schöne Gemeinschaft im Herrn. In Karpinsk kamen Gerhard, Rudolf und Anni zur Welt. Papa hat dort 13 Jahre gelebt, wir als Familie 5 Jahre. Im Jahr 1954 wurden wir von der Kommandantur befreit. Und wir fuhren im Jahr 1955 von Karpinsk nach Korkino, wo Papas Schwestern(Agathe.Katharina T.B.) mit ihren Familien lebten. In Korkino kam Egon zur Welt. Hier lebten wir etwas mehr als 2 Jahre. Unsere Tochter Irene heiratete Emil Richter und sie zogen ins Kustanajer Gebiet. Da dort das Leben leichter war, zogen wir im Jahr 1958 auch dahin. Da bauten wir uns ein Haus und hier erblickte Leni das Licht der Welt. An diesem Ort wurde auch unsere Silberhochzeit gefeiert.

   Wir blieben an diesem Ort von 1958 bis 1969 und der Herr schenkte uns die Gesundheit und alles Notwendige dazu. Unser Sohn Albert heiratete Anna Wiebe und sie zogen nach Kant. Auch unsere Tochter Maria feierte ihre Hochzeit mit Otto Töws in Kant. Weil es Albert und auch uns in Kant so gut gefiel, zogen wir aus verschiedenen Gründen im Jahr 1969 ebenfalls nach Kant, wo wir bis heute, während ich dieses Tagebuch schreibe, auch noch friedlich leben dürfen. Hier haben sich alle Kinder für Gott entschieden (außer Irene und Maria, die nicht hier gewohnt haben) und den Bund des guten Gewissens  mit Gott in der heiligen Taufe angenommen. Und hier sind sie auch alle 6 im Bethaus vor dem Altar getauft worden. Gott helfe ihnen, dass sie alle den guten Kampf des Glaubens kämpfen möchten und einst vom Glauben zum Schauen gelangen möchten. Das ist unsere tägliche Bitte zum Herrn.

   Hier in unserem Hause durften wir auch durch Gottes Gnade im Jahr 1984 unsere goldene Hochzeit feiern, welche uns die Kinder so schön ausgerichtet hatten. Gott segne sie. Dem Herrn die Ehre für seine große Geduld und Gnade, die er an uns erwiesen hat. Das geliebte Dörfchen Hohendorf existiert für uns nicht mehr. Bis zum Jahr 1944 lebten nur Mennoniten dort, aber in den Kriegsjahren wurden vom Kaukasus die Karatschaen dorthin übergesiedelt, welche dann auch 12 Jahre dort gewohnt hatten. Im Jahr 1956 wurden auch sie von der Kommandantur befreit und so zogen alle wieder zurück in den Kaukasus. Die deutschen zogen allmählich weg, verkauften ihre Häuser an die Kirgisen. Diese deutschen wohnen jetzt in Talas und in Leninpol. Als letzte zogen Geschwister G. und L. Lepp von dort weg, sie haben 1968 Hohendorf abgeschlossen, 60 Jahre Deutschtum.

Papas Eltern:

Vater: Gerhard Klassen geb. 27. Juli 1878 am Trakt, gest.23. 03.1938 in Tadschikistan

Mutter: Maria Klassen geb. Töws geb. 09.03. 1881 am Trakt Saratov Gebiet, gest. 30. August 1946 in Tadschikistan.

Im Jahr 1930 wurde ihnen das Vermögen abgenommen und sie mussten Haus und Hof verlassen. Sie fuhren im Jahr 1931 nach Ack Metschet, wo sie bei Verwandten freundlich aufgenommen wurden. Im Jahr 1935 wurde das ganze Dorf ausgesiedelt, die lieben Eltern und Geschwister ebenfalls. Sie kamen am 18. Mai 1935 in Tadschikistan an. Da wurden sie auf freier Steppe abgeladen, mussten sich Häuser bauen und auf Baumwollfeldern arbeiten. Es ging ihnen bald gut und sie lebten still und friedlich an diesem Ort. Dort wurden die Eltern auch begraben.

Aufgezeichnet 1985 von Helene Klassen geb. Bernhard Jantzen.

Kant, Kirgisien, Zentralasien.

„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“

Hebräer 13;14

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