Familienbuch Abr. Jantzen (1797-1876)

Zusammengetragen von Johann Abraham Jantzen im Jahre 1880 zu Lysanderhöhe, Russland. Vormals wohnhaft in Neuendorf bei Danzig in Westpreußen. Geboren zu Neuteichsdorfsfelde  im Großen Werder.

Aufzeichnungen von meinem Vater, Abraham Cornelius Jantzen.

Abgeschrieben aus dem Buch das mein Bruder Heinrich Abraham Jantzen in Verwahrung hatte. Abgeschrieben von Johann Jantzen im Juli 1902, kurz nach dem Tode meines Bruders.

1744 den 24. März, ist mein Vater Cornelius Jantzen, in Bröskerfelde bei Neuteich in Westpreußen geboren. Verheiratet war er mit einer Witwe Maria Bergmann aus Rosenort, im Elbinger Kreise. Ihnen wurde ein Sohn geboren, der im Alter von 6 Jahren gestorben ist. 1795 starb auch die Frau.

Den 29. Oktober 1795 heiratete mein Vater Aganette Dyck aus Brodsack, geboren den 7. Februar 1777. Den 6. November 1797, bin ich Abraham Jantzen, zu Rosenort, im Elbinger Kreise, geboren. 1805 fing ich die Schule zu Rosenort, zu besuchen. Der Lehrer hieß Lehmann, und war nach meiner Meinung ein christlicher Mann, denn er lernte mich zwei Lieder auswendig, „ Mach dich Mein Geist bereit“, und

 „ Wenn meine Sünd` mich kränken“. Diese zwei Lieder sind mir noch jetzt wichtig.

   1806 verkauften meine Eltern das Haus in Rosenort und zogen nach Neuteichsdorfsfelde, Marienburger Kreis, wo ich wieder die Schule besuchen durfte, bei Peter Bergmann in Schönseerfelde, bei meinem Hauslehrer. Den 1.März 1897 kamen bei uns die Franzosen,  als „Freunde“. Da hat mein Schulunterricht auf lange Zeit aufgehört. Ich hatte viele Lehrer und habe auch eine lange Zeit die Schule besucht, aber bei keinem Lehrer mehr als ein Jahr Biblischen Unterricht  erhalten.

1815 wurde ich in die Gemeinde zu Ladekopperfeld, von dem Ältesten, Abraham Wiebe, von Tiegenhagen, durch die heilige Taufe, aufgenommen. Aber leider, ohne das ich viel darüber nachdachte. So habe ich die Zeit verlebt bis 1818, als ich den 1. Dezember in die heilige Ehe mit meiner Cousine, Gertrude Dörk Jantzen, aus Bröskefelde, trat. Geboren wurde sie am 28, August 1795.

   1818 haben meine Eltern das Mütterliche Grundstück in Brodsack gekauft, und sind im Januar 1819 dorthin gezogen. Und das Grundstück in Neuteichsdorfsfelde haben sie mir überlassen, mit 4 Hufen Land.

   Mit Gertrude Jantzen habe ich in der Ehe bis Februar 1831 gelebt, den 25 Februar hat der Herr sie von meiner Seite abgefordert. Ihr Alter bezog 26 Jahre und 6 Monate. Der Herr segnete unsere Ehe mit 10 Kindern, wovon ihr 4 Kinder in die Ewigkeit vorangegangen sind. Ich konnte es damals nicht verstehen, wozu es wohl dienen sollte, dass der Herr mir meine Frau nahm. Aber der Herr hat mir diese Wunde geschlagen, um mich von meinem Sündenschlaf aufzuwecken. Denn er klopft manches mal bei den Menschen an, was er auch damals bei mir tat. Denn ich hatte damals einen recht schweren Stand, mit meinen 6 Kindern, das älteste war 10 Jahre, das jüngste noch nicht ein Jahr alt. Aber der Herr half und stärkte mich in der Zeit wunderbar, so dass es ganz gut ging. Aber mit meinen Kindern in dieser Lage zu bleiben, ging doch nicht, sie sollten doch wieder eine Mutter haben. Darum entschloss ich mich wieder zu heiraten. Ich habe den Herrn gebeten, er solle mir die Person zeigen, die für mich eine gute Frau, und für die Kinder eine gute Mutter sei.

   Mein schwaches Gebet hat der Herr erhört, ich habe mich den 21 Oktober 1831 mit Maria Wall, aus Bröskefelde verheiratet. Sie ist den 14. Februar 1808 geboren, und ist auch durch die heilige Taufe von dem Ältesten Abraham Wiebe in die Gemeinde zu Ladekopp aufgenommen.

   Den 26.Juni 1828 ist mein Vater, Cornelius Jantzen, gestorben, und in Neuteich auf dem Katholischen Kirchhof begraben. Er wurde 84 Jahre, 3 Monate und 3 Tage alt.

   Den 6. November 1828, ist meine Mutter in die zweite Ehe, mit meinem Schwager Cornelius Dörk Jantzen, aus Bröskefelde, getreten. Den 26. März 1861 ist meine Mutter in Brodsack gestorben, und in Neuteich auf dem neu angelegten, lutherischen Kirchhof, begraben.

   Den 11. Juli 1866 ist mein Stiefvater ( Schwager und Kuseng ) Cornelius Dörk Jantzen, im Alter von 75 Jahren, 8 Monate, 13 Tage, gestorben und in Neuteich begraben. 

   1847 im Winter, bekam ich den Gedanken nach Russland zu fahren, und sehen ob wir dort einen Unterkunft finden konnten. Ich trug mich mit dem Gedanken herum, und wurde ihn nicht los. Endlich sagte ich es meiner Frau, und unterhielten uns darüber. Sie war auch der Meinung, dass ich fahren sollte. Nun wurden Vorbereitungen getroffen, der Wagen war fertig und mein Nachbar, Johann Klassen wollte mein Reisegefährte sein. Aber der Herr hatte es anders beschlossen. Bei Klassens kam ein Sterbefall vor, und deswegen wurde die Reise zu spät, und so wurde sie aufgegeben. Aber der Gedanke, nach Russland zu fahren, blieb bei mir. Ich habe den lieben Gott gebeten, er sollte den Gedanken von mir nehmen, wenn es nicht sein Wille wäre, aber es blieb dabei bis 1853. Meine Frau und die Kinder hatten eben so viel Sinn für Russland als auch ich, und es wurde beschlossen, unsere Wirtschaft zu verkaufen.

   Den 26. August 1853 fuhren wir aus Westpreußen ab und kamen den 12. Oktober in der Molotschna Kolonie im südlichen Russland in Münsterberg an, und wohnten dort bis den 5. Juli 1854. (Alter Stiel).

Darauf fuhren wir unserer Bestimmung zu, in die Wolga Gegend, bei Saratov, und kamen den 22. Juli hier an. Die Reise ging langsam, weil wir 15 Köpfe Vieh mit hatten, welche aber, bis auf eine Kuh, alle an der Seuche gestorben sind. Sonst hatte uns der Herr von allem Unfall bewahrt. Hier ruhten wir 4 Tage aus, und dann  haben wir angefangen von Wennberg Holz zu fahren um den Stall zu bauen. Den 9. Oktober zogen wir in unsere neue Stallwohnung ein wo wir eine schöne, warme Wohnstube hatten. Hier muss ich sagen: “Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht was Er dir Gutes getan hat“. 

   1863 kam mein Sohn Abram Jantzen, zu Besuch nach Russland und den 9. Januar ist er wieder abgefahren. Ich habe Ihm das Geleit bis Samara gegeben. Den 26. März 1870 ist meinem Sohn Abram Jantzen die Frau, Sara geb. Esau, gestorben und auf dem Kirchhof in Neuhuben begraben. Ohm Reger hat die Leichenrede aus Off.7. 13, 14 gehalten. Den 6. August 1875  ist auch mein Sohn Abram Jantzen gestorben und auch in Neuhuben begraben.

   Den 24. Juli 1851, verheiratete sich mein Sohn Johann Jantzen in Neuhuben, Danziger Werder, mit Jakob Jantzen seine Tochter, Sara. Jakob Töws von Weisshoff, hat sie in der Kirche zu Gnadendorf getraut. Den 23. Juli 1857, ist mein Sohn die Frau, Sara, gestorben und in Reichenberg begraben.

Den 1. Juli 1858, hat mein Sohn, Johann Hochzeit, mit seiner Cousine, Lisette Johann Jantzen, meinem Schwager Johann Dörk Jantzen seine Tochter, aus Nassenhuben. 

Den 13. Juli 1867, ist mein Sohn, Johann Jantzen, aus Neuendorf, mit seiner Schwiegermutter, hier zum Besuch angekommen. Wir haben sie mit viel Liebe umgeben. Den 14. August sind sie wieder abgereist. Unser Älteste, David Hamm, hat zum Abschied eine kurze Rede gehalten, und Martin Klassen hat zwei Lieder gesungen.

   Es war für mich eine schwere Stunde, meinem lieben Sohn, den ich 14 Jahre nicht gesehen habe, wieder scheiden zu sehen, und gewiss wohl in dieser Welt für immer. Aber er sagte zu mir in Tränen, “ In jener Welt sehen wir uns wieder, lieber Vater“. Das war ein Trost für mich. Der liebe Herr Jesus wolle uns unsere Sünden vergeben, und uns in Gnade annehmen.

   Den 29.Juni 1869 (Alter Stiel), ist mein Sohn Johann Jantzen, mit seiner ganzen Familie, Schwiegermutter und deren Sohn Johannes, hier als Auswanderer, angekommen. Als sie kamen, hat Stall und Scheune schon gestanden. Sie sind denselben Sommer noch in  ihre neue Wohnung eingezogen. 

   Den 20. März 1872 ist Johann Jantzen seine Frau nach 9 Wöchentlicher Krankheit, am krebsartigen Blutschwamm, gestorben. Den 28. Juni 1873, hat Johann Jantzen sich mit Agnetha Dyck, aus Peppen, Danziger Gebiet, verheiratet. Die Frau ist aber den 17. Mai 1874, während der Entbindung gestorben. Den 3. Juli 1880 verheiratete sich Johann Jantzen mit Catharina Wiebe.

           

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   Den 19. Februar 1870, fand bei uns eine Doppelhochzeit statt. Es waren verlobt: Unser Sohn Gerhard, mit Justine Esau, Aron Esaus Tochter, aus Köppental, und Aron Esaus Sohn Gerhard, mit unsere Tochter, Catharina. Der Älteste David Hamm, hat die Trauhandlung an ihnen vollzogen. Er hat sie hingewiesen auf das was ihnen Not tut im Ehestand, Christus über alles zu lieben. 

   Zu der Hochzeit waren 47 Familien eingeladen, alle Stuben waren besetzt. Unsere Tochter, Catharina, hat denselben Abend, das  elterliche Haus verlassen, und ist mit ihrem Mann nach Köppental gefahren. Justine Esau hat auch denselben Tag das elterliche Haus verlassen, und ist bei uns geblieben. Unser Sohn Gerhard und Justine werden bei uns wohnen bleiben, bis zum 1 April, dann ziehen sie in die Jakob Martensche Wohnung ein, die ich für 2000 Rubel gekauft habe.

   Den 14. Oktober 1871 hatte unser Sohn Bernhard Hochzeit mit Cornelia Fröse, aus Lysanderhöhe. Der Älteste David Hamm, hat die Trauhandlung vollzogen. Der Herr segne das junge Paar. Den 25 August 1873, ist Cornelia gestorben. Den 17. Oktober 1874, hat Bernhard Jantzen Hochzeit mit seiner Schwägerin, Maria Fröse. Getraut wurden sie von dem Ältesten, David Hamm.

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Den 12. Juli 1864, ist unsere Kirche, in Köppental, eingeweiht  worden. Die Einweihung wurde vom Ältesten, David Hamm, vollzogen. Zugleich wurde auch an 9 Täuflinge die heilige Taufe vollzogen. Der Älteste Johann Töws, hielt die Taufrede und der Älteste David Hamm, vollzog die Taufe. Unser Sohn Gerhard Jantzen, war der erste, der in unsere Kirche getauft wurde. Der Herr wolle ihm Kraft schenken, das er dem Gelübde nachkommen kann, das er auf seinen Knien vor Gott den Allmächtigen und der Gemeinde abgelegt hat

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   Den 8. Februar 1823, hat mein Schwager Johann Jantzen, Verlobung mit einer Witwe, aus Nassenhuben, bei Danzig, gehabt. Sie war eine geborene Fröse aus Tiegenhagen. Die Hochzeit fand am 17. April statt. Mein Schwager hat in dieser Ehe einen schweren Stand gehabt. Sie war sehr über Laune und über dem, dem Trunk ergeben. Der Herr hat ihn aber gnädichlich durchgeholfen, dass er ihrethalben, nicht auf schlechte Wege gekommen ist, durch ihren Lebenswandel.  Im Herbst 1833 ist die Frau an  Pocken gestorben. Ihre Ehe war Kinderlos. Den 22. Oktober 1833 verheiratete sich mein Schwager mit Sara Vogt. Ihre Eltern lebten nicht mehr. Sie hatten in Tiegenhagen gewohnt. Sie war bei Jakob Jantzen in Neuhuben aufgezogen. Jakob Jantzens Frau war ihre Tante. Von der Zeit an war mein Schwager ein glücklicher Mann. Wir fingen von jetzt an, so recht im Vertrauen zu verkehren. Für mich war der Abschied und Scheiden von ihm recht schwer geworden. Diese Ehe wurde mit 6 Kinder gesegnet, wovon ein Sohn von klein gestorben ist, ein Sohn und 4 Mädchen sind groß geworden. Den 18. Februar 1861, ist mein Schwager Johann Jantzen am Schlaganfall in 10 Minuten gestorben. Die Schwägerin hat ihr Grundstück verkauft, und wohnt jetzt bei ihrer Tochter und meinem Sohn in Neuendorf. Der Schwager ist 64 Jahre, 9 Monate und 17 Tage alt geworden.

Zugeschickt von Paul Janzen

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